Stehend oder liegend ist nicht die Frage

Auch in Betrieben mit einer horizontalen Plattensäge sind häufig noch vertikale Maschinen anzutreffen. Bild: SZ, Philipp Heidelberger

Zuschnitt.  Neue Technologien und Maschinen haben etwas Bewegung in den Markt der Plattensägen gebracht. Wie zwei Beispiele zeigen, spielt aber bei der Evaluation nicht nur der Maschinentyp eine entscheidende Rolle.

Mit dem Aufkommen von immer leistungsfähigeren CNC-Bearbeitungszentren (BAZ) und Kantenanleimmaschinen gerät der Plattenzuschnitt in vielen Betrieben vermehrt unter Zugzwang. Oft reicht der Output nicht aus, um die nachgelagerten Maschinen vollständig auszulasten.

Effizient einbinden

Lange Zeit galt dann der Kauf einer zweiten vertikalen oder einer horizontalen Plattensäge als Lösung. Mit der vollautomatischen «4D» versuchte der Schweizer Maschinenbauer Striebig diese Kapazitätslücke zu schliessen. Gleichzeitig gibt es auch immer mehr horizontale Plattensägen mit automatischer Beschickung als kompakte Lösungen für kleinere Betriebe.

«Den Plattenzuschnitt nur auf die Frage ‹Horizontal oder vertikal?› zu reduzieren, ist allerdings nicht zielführend», sagt Guido Jost von der Arthur Bründler AG. Das Unternehmen hat vertikale wie auch horizontale Maschinen im Angebot und setzt sich immer wieder mit dieser Thematik auseinander. Wie Guido Jost erklärt, ist es heute mindestens so wichtig, wie eine Plattensäge in einen Betrieb integriert werden kann. «Eine Anbindung ans Branchenprogramm, die Zuschnittoptimierung, das Plattenhandling und die Benutzerführung haben einen massgeblichen Einfluss auf die Zuschnittzeiten», fügt Jost an. Und genau diese Disziplinen beherrscht Striebig mit der «4D» nun auch.

Von Längen und Paketen

Insbesondere in der Schweiz ist aber häufig der Platz der alles bestimmende Faktor. Werden in einer Schreinerei hauptsächlich 2800 mm lange Platten verarbeitet, lässt sich auch auf kleiner Fläche und bei geringer Raumhöhe eine horizontale Säge mit einem intelligenten Flächenlager realisieren. Dann können auch bequem mehrere Platten im Paket zugeschnitten werden. Ganz anders sieht es aus, wenn ein Betrieb darauf angewiesen ist, Platten mit einer Länge von fünf Metern und mehr auftrennen zu können. «Hier ist man mit der ‹4D› auf kleinem Raum sehr flexibel», sagt Jost. In Schreinereien mit einer horizontalen Säge ist denn auch häufig noch eine alte «Striebig» zu finden.

Die SchreinerZeitung hat zwei Schreinereien besucht, die eine neue Plattensäge gekauft haben. Trotz ähnlichen Problematiken haben sich zwei ganz unterschiedliche Lösungen herauskristallisiert.

www.bruendler.ch

In der Vertikalen

«Wir haben die zweite ‹4D› von Striebig, die in der Schweiz verkauft wurde», erzählt Daniel Brunner nicht ganz ohne Stolz. Bei der neuen Maschine handelt es sich um eine Ersatzinvestition, die bestehende Maschine war schlicht in die Jahre gekommen.

«Natürlich haben wir uns dann auch mit der Frage einer horizontalen Plattensäge auseinandergesetzt. Es war aber schnell klar, dass dies keine Option ist.» Grund dafür ist die Lage der Schreinerei: Sie befindet sich mitten in einem Wohnquartier im Kreis 5 der Stadt Zürich – Platz ist also absolute Mangelware. Dieser Umstand fällt umso mehr ins Gewicht, da die Schreinerei öfters 4100 mm lange Platten verarbeitet. Eine horizontale Säge wäre dadurch noch grös-ser ausgefallen.

Alleine zuschneiden

Dennoch war man entschlossen, den Plattenzuschnitt zu rationalisieren. «Es hat sich immer wieder gezeigt, dass dieser Bereich das Nadelöhr in unserer Produktion darstellt», bringt es Brunner auf den Punkt. Also wagte man den Versuch mit der neuen «4D». Mit einer Länge von über vier Metern ermöglicht sie weiterhin den Zuschnitt der längeren Platten und passt gerade so in den Maschinenraum. Viel wichtiger sind aber auch die Anbindung an die Branchen-software, die Benutzerführung sowie die automatischen Spannzangen und Anschläge. «Dank diesen Neuerungen kann der Maschinist nun alleine Aufträge in wenigen Stunden abarbeiten, für die er vorher einen Tag und immer wieder eine helfende Hand gebraucht hat», erzählt der Werkstattchef Peter Notter.

Jeder Handgriff sitzt

Auf den ersten Blick scheint der Zuschnitt nicht wesentlich schneller vonstatten zu gehen als bei einer gewöhnlichen Striebig. Tatsächlich aber sitzt dank der Benutzerführung jeder Handgriff, es müssen keine Plattenstreifen mehr für das Ablängen zur Seite gestellt werden und Keile gehören der Vergangenheit an. «Zudem können wir jetzt mehrere Aufträge zusammenfassen und materialbezogen zuschneiden», sagt Notter. So kommt es manchmal vor, dass der Maschinist am Kantenanleimen statt am Zuschneiden ist, weil er alle verfügbaren Holzlisten abgearbeitet hat.

Zum Einsatz kommt übrigens ein Diamantsägeblatt. Aber nicht aufgrund der Schnittqualität – alle Teile werden auf dem Bearbeitungszentrum umfahren oder auf der Kantenanleimmaschine gefügt –, sondern wegen der wesentlich längeren Standzeit.

www.brunner-schreinerei.chwww.striebig.com

In der Horizontalen

200 Küchen, 150 Badezimmer und verschiedenste Einbauschränke pro Jahr – alle diese Teile wurden bei der Stucki Küchen AG bis anhin auf zwei vertikalen Plattensägen der ganz alten Generation zugeschnitten. Eine stand im Untergeschoss und wurde für Weissware, die andere im Obergeschoss für Frontmaterial verwendet. «Wenn man alle Aufwände einrechnet, fielen pro Platte etwa 30 Minuten an, bis sie fertig zugeschnitten war», fasst der Geschäftsführer Peter Eichenberger zusammen.

Keine baulichen Massnahmen möglich

Sehr viel Zeit ging beim Plattenhandling verloren: Aufgrund der geringen Deckenhöhe konnte im Untergeschoss kein Kran installiert werden und die engen Platzverhältnisse erschwerten das Manövrieren mit den Plattenwagen. «Mit dem Abladen und Einlagern von zwölf Tonnen Platten waren jeweils sechs Mitarbeiter etwa einen halben Tag beschäftigt», fügt Eichenberger an. Bauliche Massnahmen kamen allerdings nicht infrage, weil die Schreinerei in den Räumlichkeiten in Rüfenacht bei Bern nur eingemietet ist. Man musste also aus der bestehenden Situation das Beste herausholen.

«Wir haben uns deshalb für eine radikale Lösung entschieden», erzählt Peter Eichenberger. Konkret wurde die Absauganlage nach draussen verfrachtet und das Betriebslayout komplett umgestellt. Dadurch konnte Platz geschaffen werden für eine horizontale Plattensäge «fh3» von Schelling mit angegliedertem, vollautomatischem Platten- lager.

Maschine mit Extras

Das Lager bietet Platz für sieben, 1,5 m hohe Stapel für Platten bis zu einer Länge von 3,2 m. «Ein wichtiger Punkt, weil es Plattenmaterialien, welche wir oft für Fronten verwenden, nur in einer Länge von 3050 mm gibt», erklärt Eichenberger. Hinzu kommen noch zwei Plätze für Resten, die zu gross für das manuelle Restelager sind. Die Säge wurde ausserdem mit zusätzlichen Spannzangen und Stützrollen ausgerüstet, damit auch kleine Teile oder Kunstharz ohne Weiteres zugeschnitten werden können.

Aufgrund der besseren Standzeit kommt auch hier nur noch ein Diamantblatt zum Einsatz, obwohl sämtliche Plattenkanten nochmals gefügt oder umfahren werden. Mit einer Schnitthöhe von 72 mm lassen sich ausserdem mehrere Platten auf einmal zuschneiden. Gemäss Peter Eichenberger ein weiterer, wichtiger Aspekt: «Verschiedene Teile für Standardkorpusse produzieren wir jeweils auf Lager.»

www.stucki-kuechen.chwww.schelling.com

ph

Veröffentlichung: 23. Oktober 2014 / Ausgabe 43/2014

Artikel zum Thema

02. Mai 2024

Automatisiert auf engstem Raum

Kleinroboter.  Ob Bestücken, Palettieren, Schleifen, Lackieren, Bohren oder Schrauben: Die Anwendungsbereiche von Kleinrobotern in Handwerksbetrieben sind vielfältig. Die Schreinerzeitung hat einige Hersteller und Roboter genauer angeschaut.

mehr
02. Mai 2024

Damit kein Loch aus der Reihe tanzt

Bohrautomaten.  Wo gebohrt wird, entstehen Löcher. So viel ist sicher. Wie gebohrt wird, ist hingegen je nach Betrieb unterschiedlich. Die Nachfrage bei den Händlern zeigt, dass CNC-gesteuerte Maschinen Standard sind. Aber es gibt sie noch, die klassischen Bohrautomaten.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Maschinen