Treffen auf höchster Ebene

Traumterrassen tragen ein Holzdeck. Die Unterkonstruktion aus Stahl ist aufgelegt und am Rand wind-abweisend ausgebildet. Bild: Metall Werk Zürich AG

Holzdecks.  Stahlkonstruktionen mit Holz zu belegen, ist eine Herausforderung. Damit dieses materialgerecht zum Liegen kommt, braucht es individuelle Befestigungslösungen, denn Beschläge dafür gibt es nicht. Die Lebensdauer von Terrassendielen ist deshalb oft gering.

Terrassen, Stege, Anstellbalkone und Dachterrassen werden oft mit Stahlkonstruktionen ausgeführt. Die Beplankung aber soll wegen der angenehm wohnlichen Eigenschaften eher aus Holz sein. Dann hat man es mit einer Zusammenkunft der ungleichen Art zu tun. Denn was prinzipiell eine gute Lösung ist, die Materialien entsprechend ihrer spezifischen Vorteile einzusetzen und sie zu kombinieren, erweist sich im Detail als Herausforderung. Beschläge zur Befestigung und zum materialgerechten Aufbau, wie man sie von reinen Holzkonstruktionen für Terrassen kennt, gibt es für die Montage auf Stahlträgern nicht.

Anstellbalkone sollen dicht sein

«Bei Anstellbalkonen setzen wir oft eine flächige Unterschicht ein», sagt Samuel Fausch, Gründer der Metall Werk Zürich AG in Oerlikon. Die Schicht führt das Wasser ab und sorgt dafür, dass der Balkon dicht ist. «Meist kommen Verbundplatten zum Einsatz, die wegen ihrer Tragfähigkeit keine Verstrebungen brauchen», führt Fausch aus. Solche Verbundplatten aus Aluminium und Kunststoff sind mit Wabenaufbau oder mit geschäumter Mittellage erhältlich und werden meist vorgängig in den Stahlrahmen der Balkone montiert. Die Untersicht der Platten, etwa beim Werkstoff Inopan, ist weiss, was gerade bei Anstellbalkonen zu etwas mehr Helligkeit führt. Denn nachträglich montierte Anstellbalkone machen die Räume dahinter oft dunkler. Mit den Platten lässt sich aber vor allem das Wasser dauerhaft ableiten, das so nicht auf den darunterliegenden Balkon tropft. Die Platten sind auch mit rutschhemmender Funktionsbeschichtung erhältlich. Soll es dagegen als Abschluss ein Holzdeck sein, kann dieses einfach mittels Konterlattung auf die Platte aufgelegt werden. Im Idealfall ist die Lattung dann aus Aluminium, wegen der dauernden Nässe, die sonst das Holz kaum abtrocknen liesse. Bei Auflage auf eine solche flächige, wasserführende Schicht sind Alu-Unterkonstruktionen für das Holzdeck die einzig sinnvolle Wahl.

Auf Zinne und Erdreich ohne Platte

Anders verhält es sich, wenn das Tropfwasser zwischen den Planken nicht stört. Etwa bei Terrassen auf einer Dachzinne oder bei Holzdecks über gewachsenem Grund.

Bei solchen Konstruktionen aus Stahl und der Beplankung aus Holz arbeitet Fausch meist mit Holzbauern und Schreinern zusammen, die das Holzdeck fertigen. Bei kleineren, eher privaten Projekten führen die Metallbauer das Holzdeck aber auch selbst aus. «Oft legen wir das Holz einfach auf die Stahlkonstruktion auf und verschrauben die Planken mit Konterlatten», erklärt Fausch. Der Holzrost ist so gegen das Verschieben gesichert, und seitlich gibt es einen Abschluss durch die Stahlprofile. Diese verhindern auf Dachterrassen auch, dass etwa Tauben unter das Deck können. «Das sichernde Geländer kann direkt auf die Profile am Rand aufgeschraubt werden, wodurch das Blechdach der Zinne unversehrt bleibt. Zudem können wir mit diesem Aufbau eine ebene, bündige Oberfläche mit dem Holzrost erzielen», sagt Fausch.

In den Plänen der Architekten sei dies oft anders. Unterkonstruktion und Geländer von Dachterrassen seien dort meist mechanisch am Baukörper befestigt und bedingten zahlreiche Durchdringungen des Blechdaches. «Verbunden damit sind zahlreiche, unnötige Abdichtarbeiten, die unnötige Risiken für den Wassereintritt bergen», so Fausch. Aus diesem Grund legt das Unternehmen auch die Stahlkonstruktionen von Dachterrassen lediglich auf. Bei einer grossen Terrasse am See in Zürich wurde dafür eigens mit Windsimulationen geplant. Das umlaufende Profil der Konstruktion wurde daraufhin so angepasst, dass die auftretenden Winde die Konstruktion eher auf die Zinne drücken. «Wir machen Dachterrassen seit 20 Jahren so, bislang ist noch keine runtergekommen. Es sind vielmehr die Sonnenschirme und andere Utensilien, die bei Sturm in Zürich für erhebliche Gefahr auf den Strassen sorgen», weiss Fausch.

Manche Holzbauer führen solche Unterkonstruktionen auch in Holz aus. Diese zeigen laut Fausch aber spätestens nach zehn Jahren deutliche Spuren und würden dann meist ersetzt. «Das erleben wir auch mit den Holzrosten. Aber dann ist es bei einer Unterkonstruktion aus Stahl eben nur die Decklage aus Holz, die erneuert werden muss, und nicht die ganze Konstruktion.»

Eigene Wege in einer Nische

Mangels standardisierter Lösungen ist der Metallbauer auch bei den Stellfüssen eigene Wege gegangen. Fausch hat kurzerhand selbst einen Beschlag mit grosser Auflage entworfen. «Am Anfang haben wir irgendwelche Stellfüsse verwendet oder auf den geneigten Blechdächern mit Holz unterbaut», sagt Fausch. Die gängigen Kunststoffvarianten an Stellfüssen seien für eine enggliedrige Konstruktion in Holz geeignet, aber durch grössere Spannweiten und weniger Querträger sei die Punktlast bei Stahl deutlich höher. Da auch die Last des Geländers auf die Stahlträger geleitet werde, seien grosse Auflagen mit dauerhafter Tragfähigkeit vonnöten. Heute bietet das Unternehmen den eigenen Nivellierfuss anderen zum Kauf an. «Auch Schreiner bestellen diesen bei uns», sagt Fausch.

Oben braucht es eine sichernde Hand

Ein besonderes Bauwerk mit Holzdeck auf einer Stahlkonstruktion stellt die «Wunderbrücke» im Park des Technorama in Winterthur ZH dar. Für diese Spezialanfertigung hat die ortsansässige Lerch AG insgesamt 150 Elemente aus Lärchenbohlen vorgefertigt, die mittels aufgeschweisster Edelstahlwinkel mit Langloch auf der mächtigen Stahlkonstruktion der Brücke verschraubt wurden. Das Holzdeck wurde von oben durch angeschweisste Gewindenippel an den Winkeln verschraubt. «Die einzelnen Rahmenhölzer der Elemente sind durch Gewindestangen miteinander verbunden. Die Distanz zwischen den Hölzern haben wir mittels Unterlagsscheiben auf den Gewindestangen gelöst», sagt Reto Hinderling, Bauführer Holzbau bei der Lerch AG.

Voraussetzung sei gewesen, dass die Bohrungen im Stahl exakt vorbereitet wurden, da weder die Elemente noch die einzelnen Hölzer identisch im Mass seien. «Der Metallbauer hat die Planung und Visualisierung des Projektes übernommen. So hatten alle Beteiligten die digitalen Daten als Grundlage für ihre Arbeit verfügbar», sagt Hinderling.

www.met-all.chwww.inopan.chwww.technoramapark.chwww.lerch.ch

christian Härtel

Veröffentlichung: 25. März 2021 / Ausgabe 13/2021

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