Treppen am Wind


Nasse Schuhe und Dreck in den Profilen: Aussentreppen sind besonders stark belastet.
Nasse Schuhe und Dreck in den Profilen: Aussentreppen sind besonders stark belastet.
Aussentreppen. Ob dem Wetter ausgesetzt oder im Innenausbau – das optimale Trittverhältnis oder die Steigung bleiben sich gleich. Einen Unterschied jedoch müssen Treppenbauer vor der Haustür in Kauf nehmen: Der Einflussfaktor Umwelt stellt den Werkstoff hart auf die Probe.
Je nach Architektur und geografischer Ausrichtung des Hauses werden Aussentreppen von Wind, Sonne, Regen oder Schnee unterschiedlich stark beansprucht. Glücklich kann sich deshalb schätzen, wer die Möglichkeit hat, den Aufstiegsbereich zu überdachen oder gleich ganz einzuwanden. Doch gerade bei älteren Häusern sind architektonische Eingriffe wie das Überdachen – oft aus Sicht der Denkmalpflege – unerwünscht. Und sogar wenn ein Vordach vorhanden ist, können die untersten Tritte auch einmal von Eis bedeckt sein oder zumindest Wasser abbekommen. Der Antritt also, dem eigentlich besondere Aufmerksamkeit gelten würde, wird so zum Sicherheitsrisiko. Es gilt deshalb gut zu prüfen, welchen Werkstoff man bei Aussentreppen einsetzt.
Michael Kipfer, Zimmermann in der Zimmerei Markus Walther in Habstetten, hat unlängst das «Stöckli» seiner Eltern umgebaut. Das meiste in Eigenregie. Sogar er, der tagtäglich mit Massivholz zu tun hat und vom natürlichen Material überzeugt ist, hat bei «seiner» Treppe einen Kompromiss getroffen: Die Wangen hat Kipfer aus zwei dickenverleimten Fichtenträgern gefertigt. Dazwischen liegen Gitterroste mit ausgeprägten Antirutschkanten, die er beid- seitig durch zwei Stockschrauben befestigt hat. Aufgrund der höheren Sicherheit habe er sich für diese Tritte entschieden, sagt Kipfer. «Die Roste haben den Vorteil, dass Dreck oder allfälliges Wasser nicht liegen bleibt, sondern durch die Öffnungen nach unten fällt», ergänzt er. Da die Treppe zu einer Alterswohnung führe, sei die Rutschsicherheit hier besonders wichtig. «Zudem sind Metalltritte leichter und lichtdurchlässiger als Holztritte.» Für Stöckelschuhe freilich sei die Treppe zum «Stöckli» nicht geeignet – doch in einer ländlichen Gegend müsse man halt damit rechnen, auch entsprechendes Schuhwerk zu tragen.
Ist naturbelassenes Holz für bewitterte Trep-pen ungeeignet, wenn sogar ein Zimmermann darauf verzichtet? Je nach Überdachung ist eine andere Rutschsicherheit gefordert (siehe Kasten auf Seite 22) . Ob diese mit Holz erreicht werden kann, ist im Einzelfall zu prüfen. Allenfalls verbessern entsprechende Einlegeprofile aus Gummi die Rutschsicherheit. Weil Holzarten sich unterschiedlich verhalten, ist es schwierig, hier eine allgemein gültige Erklärung abzugeben. Die weichen Jahrringe von Nadelhölzern waschen mit der Zeit aus und sorgen durch die entstehende Struktur eher für noch mehr Halt beim Begehen von Treppen.
Bezüglich Oberflächenbehandlung ist eines gewiss: Ein deckender Anstrich macht bei Tritten, die mehr oder weniger am Wetter stehen, nicht wirklich Sinn. Kieselsteine und Dreck würden die Deckschicht zerstören. Wer Lärchenholz einsetzt, der sieht sich bei einer deckenden Lackierung un- ter Umständen mit ausdünstendem Harz konfrontiert. Bei starkem Sonneneinfall «schwitzt» das Holz und klebrige Tropfen drücken durch den Oberflächenfilm.
Im gedeckten Bereich können Massivholztritte eingesetzt werden. Gegen Pilzbefall empfiehlt die Firma Thymos auch auf Treppen das Biofa Terrassenöl. «Es enthält ein fein gemahlenes Titanweisspigment als UV-Schutz und ein Fungizid gegen Algenbefall», erklärt Martin Dietler vom Handelsbetrieb für natürliche Anstrichstoffe. Für den Erhalt des holzeigenen Farbtons sei ein alljährliches Nachölen erforderlich, anderenfalls vergraue die Treppe wie unbehandeltes Holz. Dafür, dass Metalltritte nicht ros- ten, sorgt meist eine feuerverzinkte Ober- fläche.
Riffelbleche und ähnliche reliefartigen Ober- flächen kommen bei stark beanspruchten, beziehungsweise stark bewitterten Tritten in Frage. In den Vertiefungen finden allfällige Flüssigkeiten einen Verdrängungsraum. Sie würden sonst für Aquaplaning sorgen, was der Standsicherheit nicht förderlich wäre. Der Verdrängungsraum beschreibt das Volumen der Vertiefungen und wird mit den Bezeichnungen V4 bis V10 versehen. Die Zahl gibt an, wie viele cm3 eines Stoffes der Bodenbelag pro dm2 aufnehmen kann. Ob mit Verdrängungsraum oder ohne: Wichtig bei Aussentreppen ist, dass allfälliges Wasser abfliessen kann. Den Tritt leicht schräg einzubauen, stellt laut Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) eine einfache Möglichkeit dar, dies zu erreichen. Wenn der Winkel allerdings über 6° beträgt, gilt das Bauteil als Rampe. Und diese erfordert wiederum eine erhöhte Rutschsicherheit.
Gerade bewitterte Oberflächen verändern sich im Wandel der Zeit je nach Material stark. Darunter leidet eventuell auch die Funktionalität. Die BFU empfiehlt deshalb, intensiv benutzte Bodenbeläge in öffentlichen Bereichen regelmässig mit mobilen Gleitmessgeräten zu prüfen und die Rutschhemmung zu dokumentieren. Alte Treppen, welche den Anforderungen nicht mehr entsprechen, gilt es möglichst zu erneuern oder gänzlich zu ersetzen.
Was man als Treppenbauer machen kann, um eine Aussentreppe schön altern zu lassen, ist eine Frage der Konstruktion. Die vorherrschende Meinung, Tritte aus Metall seien teurer als solche aus Holz, relativiert sich bei einer Vollkostenrechnung: «Ein Eichentritt mit Antirutschgummi kostet wie ein Metalltritt so um die 50 Franken», weiss Michael Kipfer nun aus Erfahrung. «Aber auf Dauer kommen Metalltritte wohl günstiger zu stehen, weil sie dauerhafter sind und eine Wartung in den meisten Fällen entfällt.»
www.zimmerei-walther.chwww.thymos.chwww.gd-metall.chVeröffentlichung: 16. August 2012 / Ausgabe 33/2012
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