Wichtige innere Werte

Bei Weber läuft das Lamellenband quer zum Schleifband, ... Bilder: Hans Weber Maschinenfabrik GmbH

Breitbandschleifmaschinen.  Die perfekt geschliffene Fläche ist heute kein Privileg der Industrie mehr. Technisch raffinierte und kompakte Anlagen ermöglichen auch kleineren Betrieben Qualitätssprünge in der Oberfläche. Elementar ist dabei aber die Zusammenstellung der Aggregate.

Erst wenn die Oberfläche in ihrem Finish die Aussage eines Schreinerproduktes unterstreicht und somit die Qualität bestätigt, ist dieses wirklich gut. Je flächiger Arbeiten sind, desto perfekter muss auch deren Schliff sein. Von Hand sind dabei selbst dem besten Handwerker Grenzen gesetzt, denn bereits günstige Industrieprodukte geben hohe Qualitätsmassstäbe vor.

Kompakte Industrieautomaten

Seit jeher sind industriell gefertigte Flächen qualitativ sehr hochwertig, was an den verwendeten Breitbandschleifmaschinen liegt. Für viel Fläche lohnt sich eine technische Optimierung, die sich eine normalgrosse Schreinerei früher kaum leisten konnte. Das hat sich jedoch geändert. Die vielen Verbesserungen seitens der Maschinenhersteller haben zu so kompakten Anlagen geführt, dass eine normale Schreinerei heute selbst einen Lackzwischenschliff im Durchlauf ausführen kann. Derartige Maschinen haben mittlerweile immer eine fixe Tischhöhe, wodurch die Verwendung stabiler Zuführ- wie Abnahmetische möglich ist.

Im Gegensatz zu den Industrieautomaten muss eine solche Schleifmaschine auch nicht mehr die ganze Werkstatt verstellen. Mit einer Aussenbreite von rund 1850 mm beträgt die Arbeitsbreite in der Regel 1350 mm, was als normal gilt. Mit Gehäusehöhen um die 2000 mm können auch ältere Werkstätten bestückt werden, und die Länge richtet sich nach der Anzahl Aggregate, die für die gewünschten Anforderungen notwendig sind. Unterschiedlich lange Basisgehäuse, die bestückt werden, helfen, den Preis interessant zu halten. Kompakte Abmessungen werden über eine auf die Schreinerei abgestimmte Bestückung erreicht. Eine Maschine, die alles perfekt kann, ist immer noch sehr lang und teuer, und brauchen tut sie kaum jemand.

Die äusserste Schicht schleifen

Die richtige Kombination und Reihenfolge richtet sich nach der Aufgabe. Nur eine Kalibrierwalze kann auf eine exakt definierte Dicke schleifen. Dabei streiten Experten schon darüber, ob die Walze aus Hartgummi sein darf oder aus Stahl sein muss – wer Massivholzplatten herstellt, hat sicher beide gleich nacheinander. Um furnierte Flächen schleifen zu können, braucht es einen Gliederdruckbalken, der die Differenzen, die jede nicht gerade frisch kalibrierte Platte hat, ausgleicht. Schleifkissen, wie sie vor allem früher verwendet wurden, schleifen an den Rändern etwas mehr als in der Fläche. Druckbalkenglieder werden neben den Rändern erst gar nicht aktiviert. Dazu wird im Minimalabstand von 22 mm durch Abtastrollen im Einzugsbereich ein elektronisches Signal an den ebenso schmalen pneumatisch betätigten Druckfuss übertragen. Dieser fährt mit der entsprechenden Wegverzögerung auf die ermittelte Höhe. Leichte Unebenheiten lassen sich so ausgleichen, ohne dass durchgeschliffen wird – das reicht problemlos, um eine Grundierfolie anzuschleifen.

Ohne Oszillationsspuren

Das alleine reicht jetzt aber noch nicht abschliessend, um Lack zu schleifen, denn jede Verletzung im Schleifband zeichnet sich wellenförmig als Oszillationsspur auf dem Werkstück ab. Auch dafür gibt es Lösungen, und zwar gleich mehrere: «Ein etwas langsamer laufendes, unter dem Schleifband liegendes Lamellenband mit diagonalen Filzlamellen verändert laufend den effektiven Druckpunkt. Dadurch sind permanent andere Schleifbandbereiche aktiv, wodurch keine Fehler mehr übertragen werden können», erklärt Peter Eigenmann von der Eigenmann AG in Dietfurt SG die Technik von Bütfering.

Stefan Müller vertritt die deutsche Marke Weber, die von der Arthur Bründler AG in Ebikon LU vertrieben wird. Er rechnet vor, dass ihr zur Schleifrichtung quer laufendes Lamellenband den allfälligen Übertragungsbereich nochmals reduziert. Um die Abnutzung zudem möglichst klein zu halten, verfügen die Lamellen über eine zusätzliche Grafitauflage.

Gerald Krebs von der Kündig AG tritt gleich den praktischen Beweis an: Er verletzt mit einem Nagel die Körnung vom Schleifband und schleift ein Werkstück – der zu erwartende Fehler ist deutlich erkennbar. Dann wird das Aggregat um zehn Grad schräg gestellt und die Fläche nochmals geschliffen

– und absolut nichts ist mehr sichtbar. Sicher ein einfaches System, das dafür aber etwas Platz braucht.

Quer die Fasern kappen

Tatsache ist: Alle vorgenannten technischen Lösungen genügen auch für anspruchsvolle Lackzwischenschliffe. Wer aber Hochglanzflächen herstellt, wird kaum auch noch um ein Querschleifaggregat herumkommen. Dort ist dann das unter dem Gliederdruckbalken durchlaufende Lamellenband absolute Pflicht. Ohne die sich in der Lage verändernden Druckpunkte würde sich das Band kurz nach dem Auflagestart auf dem Werkstück mit Schleifstaub vollsetzen. Weber bietet sogar die Aggregatsmöglichkeit an, eine Schleifstation ohne zusätzlichen Aufwand jeweils von Breitband auf Querband umzurüsten.

In die Tiefe arbeiten

Nach den Schleifaggregaten lassen sich, bei vorhandenem Platz, die Maschinen der meisten Hersteller in dieser Kategorie noch mit Bürstenwalzen bestücken – sei es zum Entstauben oder um Strukturen hervorzurufen. Härte, Material und Abstand der Bürsten erlauben sehr unterschiedliche Arbeiten, auch was deren Tiefe anbelangt. Die Walzen sind oft seitlich ausziehbar und somit einfach zu wechseln.

Gleiches gilt auch für Telleraggregate. Sie werden mit Schleifbürsten bestückt und können so auch Vertiefungen schleifen. Mittels Drehung, Oszillation und je nach Hersteller unterschiedlichen Bewegungen der Bürsten zueinander wird jeweils die gesamte Werkstückfläche gleichmässig erreicht. Nur bei steilen Innenecken kann es sein, dass der letzte Millimeter nicht erreicht wird. Für das Schleifen von Rahmen können die Bürsten auch gegen Schleifdisketten ausgetauscht werden, was ein rundum gleichmässiges Schleifbild erlaubt.

Fertig zur weiteren Bearbeitung

Rotierend wie die Schleifteller agieren auch Düsenköpfe der Werkstückabblasung, die wohl an keinem Maschinenende fehlen sollte. Speziell für die Massivholzbearbeitung, wo eventuell eine grössere Spanabnahme pro Durchgang erforderlich ist, gibt es bei vielen Herstellern auch die Möglichkeit, eine Hobelwelle zu platzieren. Die spiralförmige Anordnung vieler Wendemesser ergibt dabei einen ausrissfreien, ziehenden Schnitt. Auch Platten mit leichtem Fugenversatz lassen sich so in einem Durchgang fertig schleifen.

www.eigenmannag.chwww.bruendler.chwww.kuendig.chwww.biesse.ch

ab

Veröffentlichung: 31. Mai 2017 / Ausgabe 22/2017

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