Wie die Strukturen erhalten?

Oberflächenstrukturen sind vor allem barfuss angenehm zu begehen, brauchen aber eine spezielle Behandlung beim Reinigen und Auffrischen. Bild: Hamberger Flooring

Unterhalt.  Holzböden mit tiefen Strukturen sind stark angesagt. Doch kaum ein Bauherr weiss, was der Einbau in Bezug auf Reinigung, Unterhalt und Erneuerung zur Folge hat. Die Zulieferer haben sich auf die neuen Böden eingestellt und bieten die passenden Unterhaltsprodukte an.

Glatt oder strukturiert? Wie fast jeder Bereich des täglichen Lebens werden auch Bodenbeläge von Modeströmungen beeinflusst. Heute sind es die strukturierten Oberflächen, die gefragt sind. Es gibt wohl keine Bodenbelagsausstellung mehr, die nur mit Muster von glatten Belägen bestückt ist. Bodenprodukte mit Struktur bilden mittlerweile eine wichtige Umsatzgrösse und Bauwillige interessieren sich sehr dafür. Doch sind sich Bauherren bei der Auswahl auch bewusst, in welchen Bereichen der Einsatz solcher Böden überhaupt Sinn macht? Wichtig ist diese Frage vor allem dann, wenn es um den Unterhalt der Böden geht.

Reinigung wird schwierig

«Extrem strukturierte Böden kann man kaum noch von Hand reinigen», sagt Albi Graf von der Holzpunkt AG. Höhenunterschiede von mehreren Millimetern erzeugen Furchen, in denen sich Schmutz ansammeln kann. Diesen dann wieder zu entfernen, ist fast nur noch mit Reinigungsmaschinen möglich. Natürlich kann man für die regelmässige Reinigung auf herkömmliche Putzutensilien wie Bodenwischer und Holzbodenseife zurückgreifen. Doch die Reinigungswirkung bleibt in der Tiefe weitgehend aus, wenn die Schichtung zu gross ist. Entfernen lassen sich nur noch die Schmutzteilchen, welche durch die Seifenlauge an- und herausgelöst werden. Strukturierte Böden setzt man deshalb besser dort ein, wo die Belastung durch Verschmutzung nicht zu gross ist und verzichtet in öffentlichen Bereichen ganz auf starke Strukturen.

Belastung entscheidet

Im privaten Wohnbereich sind die Produkte aber richtig platziert. Hier reicht die periodische Reinigung mittels Bodenwischer und Seifenlauge aus. Grössere Flächen oder stärker beanspruchte Bereiche reinigt man besser mit einer Bodenwischmaschine. Diese sollten mit horizontal angeordneten Bürsten ausgerüstet sein. Idealerweise verwendet man dazu Scheuer-Saugmaschinen. Geräte dieser Bauart verteilen erst mit einer Sprühdüse die Reinigungslauge, die Bürste entfernt die angelösten Schmutzteile und die Saugeinheit sammelt das Wasser-Schmutz-Gemisch wieder ein. Damit wirkt das Wasser-Lauge-Gemisch nur sehr kurz auf den Holzbelag ein und dringt kaum ein – die Belastung bleibt klein. Liegendes Wasser sollte man bei strukturierten Bö- den genauso vermeiden wie bei glatten Untergründen.

Nicht zu harte Bürsten

Bei Strukturen mit weniger Höhendifferenz kann man oft auch bereits mit einer Scheiben-Scheuer-Saugmaschine genügend Reinigungsleistung erreichen. Eine grosse Rolle spielt dabei die Härte der Borsten. «Diese dürfen die Holzoberfläche nicht angreifen», sagt Andrea Bünzli von der Firma DS Derendinger AG. Zum Einsatz sollten bei Holzbelägen deshalb relativ weiche Nylonbürsten kommen, idealerweise mit abgerundeter Borstenspitze. Welche Bürste zum Zug kommen soll, ist für Schreiner und Bodenleger schwierig zu beurteilen. Die Lieferanten solcher Bodenreinigungsmaschinen wie etwa die Wetrok AG haben Bürsten unterschiedlicher Härte im Angebot, stehen aber beratend bei, um die optimale Abstimmung zwischen Reinigungswirkung und Bodenschonung zu finden.

Ölprodukte im Vordergrund

Holzböden muss man aber nicht nur reinigen, sie benötigen auch eine Erstbehandlung und später den richtigen Unterhalt. «Strukturierte Böden behandelt man am besten mit Ölprodukten», sagt Bernhard Lysser von der Interessengemeinschaft Schweizerischen Parkettindustrie (ISP). Nach sorgfältiger Reinigung der rohen Oberfläche verteilt man das Öl gleichmässig und massiert das überschüssige Material mit Rundschleifmaschine und weichen Pads ein. Alternativ kann man diese Arbeit auch mit einer speziellen Massierbürste in horizontaler Achsausrichtung ausführen. Dabei ist zu beachten, dass nicht zu viel Öl aufgetragen wird. «In den Vertiefungen verbleibendes Öl ergibt sonst nach dem Trocknen glänzende Stellen», sagt Lysser. Zudem härten solche Sammelstellen bei oxidativ trocknenden Ölen kaum aus und bleiben klebrig. Man muss sich deshalb Zeit lassen, um das Material gut zu verteilen und einzumassieren. Bei grossen Flächen sollte man unbedingt mit mehreren Personen arbeiten, zum Beispiel, indem einer das Öl mit einem Schaber ausbringt, und weitere Personen verteilen und massieren den Oberflächenschutz mit der Rundschleifmaschine ein.

Metallsalze neutralisiert?

«Zeitgewinn und damit Erleichterung bringt die Zugabe von Härtern in die Öle», sagt Helge Paschen, Leiter Entwicklung in der Feyco-Gruppe. Er empfiehlt für solche Anwendungen das «Mattöl 1410» von Nobs. In Naturölen dieser Kategorie seien Komponenten enthalten, die zum Beispiel mit Isocyanaten reagieren können und deshalb die Aushärtung nicht nur beschleunigen, sondern auch für eine bessere Tiefenhärtung sorgen. «Das macht insbesondere bei der Verwendung von pigmentierten Produkten Sinn», erklärt Paschen. Für die Behandlung grosser Flächen auf der Baustelle müsse man aber generell den Festkörperanteil senken. «Sonst haben die Verarbeiter gar keine Chance, das Öl gleichmässig zu verteilen, bevor die Oxidation einsetzt», gibt auch Paschen zu bedenken. Zudem erhöhe sich die Abfärbesicherheit der Pigmente. Immer wieder würden sehr dunkle Pigmente sonst auf Socken oder Strümpfe abfärben. «Durch die bessere Härtung bleiben die Pigmente sicherer im Gefüge eingebaut», erklärt der Techniker. Zudem gäbe es eine Obergrenze bei den Pigmentzugaben. «Gewisse Pigmente beeinflussen das Trocknungsverhalten, indem sie die für die Oxidation zuständigen natürlichen Metallsalze neutralisieren», weiss Paschen.

Rustikale Note durch Pigmente

«Mittels Produkten, die sich durch Härterbeigabe vernetzen lassen, kann man aber auch spezielle Tiefeneffekte erzielen», sagt Paschen. Zum Beispiel mit stark pigmentierten Ölen. Die Farbteilchen sammeln sich am Strukturgrund an und verstärken die Farbdifferenzen zwischen hohen und tiefen Lagen. Das verleiht solchen Böden eine rustikale Note. Mit solchen Effekten kann man bewusst spielen. Sie funktionieren mit rein oxidativ trocknenden Ölen nicht, die Pigmentansammlungen bleiben «klebrig-speckig».

Auch neue Beläge strukturieren

Werden Bodenleger mit der Auffrischung bestehender Böden beauftragt, greifen sie am besten ebenfalls auf die Kombination Walzenschleifmaschine mit Bürste und oxidative Öle zurück. Sind nur wenig Beschädigungen vorhanden, kann man die bestehende Struktur gut reinigen und dann mit der Bürstmaschine nachölen. Genügt aber die vorhandene Struktur den Anforderungen des Bauherren nicht mehr, kann man mit Metallbürsten nachstrukturieren. Das ist auch bei neuen Massivholzböden möglich. Dazu verwenden Bodenleger handelsübliche Walzenschleifmaschinen, bauen die Gummiwalze für das Schleifmittel aus und ersetzen sie durch eine Metallbürste. «Sehr gut dafür bewährt haben sich vermessingte Edelstahlbürsten», sagt Andrea Bünzli von DS Derendinger AG. Dabei könne man je nach gewünschtem Tiefeneffekt und vorhandenem Bodenmaterial zwischen verschiedenen Härten auswählen. Zur Auswahl steht der Bereich von sehr harten Edelstahlbürsten bis zu den eher weichen Nylonbürsten. Die DS Derendinger AG vertreibt zudem auch Modelle für Oszillationsgeräte und Winkelschleifer. Mit diesen ist die Bearbeitung auch am Rand und in den Ecken möglich.

Neuen Belägen kann man damit eine gleichmässige Struktur verleihen. Bei bestehenden Böden lassen sich nicht nur Kratzer neutralisieren, sondern auch bestehende Pigmente entfernen und die Poren rückstandslos reinigen. Zudem werden Fehlstellen und absplitternde Stellen wieder geglättet, die Böden erreichen wieder Barfusskomfort.

www.holzpunkt-parkett.chwww.dsderendinger.chwww.nobs-lacke.chwww.feyco.ch

Parkettverband

Neues Merkblatt

Die Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie (ISP) hat mit dem neuesten Merkblatt das Thema strukturierte Böden aufgegriffen. Im Dokument wird erklärt, wie man Strukturen am rohen Holz erstellt, wie man sie reinigt, erstbehandelt und auffrischt. Die wichtigste Botschaft lautet: Strukturierte Böden kann man nicht gleich behandeln wie glatte. Bereits die Erstbehandlung benötigt spezielle Vorkehrungen wie den Einsatz von Bürst- und Rundschleifmaschinen mit weichen Pads. Zudem braucht es passende Öle. Lacke eignen sich dafür nur bedingt. Auch die Reinigung muss man den Strukturen anpassen. Neben dem neuen Merkblatt veranstaltet die ISP auch Praxiskurse zum Thema. Die nächste Veranstaltung findet am 17. Juni in Lenzburg statt. Der Kurs ist ausschliesslich für ISP-Mitglieder zugänglich und richtet sich an Bodenleger und Parkettfachleute.

www.parkett-verband.ch

wi

Veröffentlichung: 06. Juni 2013 / Ausgabe 23/2013

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