Wohin die Kante führt

Bild: Holz-Her GmbH

Kantenleimer.  In den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten, die Materialien und die Ansprüche an Kanten stark verändert. Die SchreinerZeitung hat bei Maschinenherstellern nachgefragt, in welchen Bereichen sie die Entwicklungen und Verfahren der Zukunft sehen.

Die Kantenleimmaschine ist eine zentrale Arbeitsstation im Produktionsablauf einer Schreinerei, wenn es um den Fertigungsaufwand, die Qualität und das Erscheinungsbild des fertigen Produkts geht. So individuell wie die Betriebe und deren Produkte in der Schweiz sind, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen an die Maschinen. Deshalb spielen bei einer Neuanschaffung das Einsatzgebiet und die Materialien eine wichtige Rolle, wenn es um die Auswahl des Herstellers, der Maschinengrösse und der Verfahrenstechnik geht.

Individuelle Angebote sind gefragt

Auf die gestiegene Nachfrage nach individuellen und auf die eigenen Anforderungen ausgerichteten Maschinen gehen die Hersteller mit variablen Baukastenlösungen oder zusätzlichen Erweiterungspaketen ein. Mit diesen kann für jeden Bearbeiter die richtige Maschine zusammengestellt werden.

Einfache und präzise Anwendung

Es ist egal, ob der Schreiner an einer kleinen Maschine im Bankraum oder einer grossen Anlage mit Rückführung arbeitet – die Bedienung muss einfach und intuitiv sein. Mit durchgängigen Steuerungen über alle Produktlinien, neuen Touchsteuerungen oder vorprogrammierbaren Symboltasten bieten die Hersteller unterschiedliche Möglichkeiten, die eines gemeinsam haben: Sie erleichtern das Arbeiten und minimieren die Fehlerquote.

Mit einer Präzisionssteigerung der Maschinen soll der nachträgliche Verputzaufwand gänzlich verschwinden. Die neue Technik ermöglicht beispielsweise eine so schnelle und individuelle Werkstückmessung, dass die Kanten maschinell sehr präzise abgezogen werden können.

Es darf kein Leim sichtbar sein

Ein zentrales Thema der Zukunft ist die Nullfuge. Bei dieser ist zwischen Kante und Trägermaterial kein Leim mehr sichtbar. Die Hersteller arbeiten mit unterschiedlichen Methoden und Verfahren, um in der Praxis eine fugenlose und konstante Verbindung zu erhalten. In diesem Bereich spielen ebenfalls die Neuentwicklung von Leimaggregaten und die Wechselmöglichkeiten zwischen verschiedenen Klebstoffen eine zentrale Rolle. Nachfolgend fünf Statements von Maschinenherstellern auf die Frage, wie sie die Entwicklung, die Chancen und die mögliche Zukunft der Kantenleimmaschine sehen.

 

Unterschiedliche Möglichkeiten zur Nullfuge

Moderne Kunden wollen die Nullfuge. Dieser anspruchsvolle Trend und die Haptik und Optik ist in der Industrie und dem Handwerk unaufhaltsam. Was genau ist eine Nullfuge? Eine Nullfuge ist nicht eindeutig definiert und wird als Nullfuge bewertet, wenn man sieht, dass man nichts sehen kann. Dabei spielt es keine Rolle, mit welchem Verfahren sie erzeugt wurde. Das Verfahren alleine reicht nicht aus, um den Anspruch einer langlebigen und wasserfesten Nullfuge zu erfüllen. Ähnlich wie beim Kochen kommt es auch beim Kantenleimen auf die verwendeten Zutaten an.

Für den ambitionierten Schreiner

Der Maschinenhersteller Holz-Her GmbH stellt dem ambitionierten und qualitätsbewussten Schreiner mit der «Lumina»-Baureihe gleich zwei Systeme zur Seite. Für den serienmässigen Einsatz von PUR-Klebern wird das «Glu Jet»-Kleberauftragssystem eingesetzt.

Und die Laserkanteneinheit «Ltronic» kommt als voll integrierte Lösung zur Verarbeitung von Laserkanten zum Einsatz. Das Ergebnis beider Systeme sind makellose, optisch unsichtbare Leimfugen.

Die Zukunft benötigt Topqualität

In Zukunft muss jeder Möbelproduzent den hohen Erwartungen an Optik und Quali- tät seiner Produkte nachkommen. Dabei müssen die Hersteller immer kleinere Losgrössen fertigen und gleichzeitig die eigene Produktivität und Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. An einer hochflexiblen Maschine, wie beispielsweise aus der «Lumina»-Reihe, die sich jedem Materialmix stellt, kommt der Schreiner in Zukunft nicht mehr vorbei.

www.holzher.de

 

Zwei Linien für die Zukunft

Ob im handwerklichen Innenausbau oder in der Industrie mit der wachsenden Zahl unterschiedlicher Werkstoffe und Designs – die Anforderungskriterien an die Kantenleimmaschine steigen in gleichem Masse. Diese sollte praxisgerecht ausgerüstet sein, damit sie flexibel und rationell für alle Kantenmaterialien und jede Fertigungsgrösse einzusetzen ist.

Mit Baukastensystem

Diese Vorgaben erfüllt die SCM Group mit dem Baukastensystem der beiden Maschinenreihen «Olimpic» für das Handwerk sowie «Solution» für industrielle Anforderungen. Bei beiden Baureihen kommt die neu entwickelte Leimstation «Smart Glue Pot (SGP)» zum Einsatz. So wird eine gemeinsame EVA- und PU-Verarbeitung ohne Leimbeckenwechsel ermöglicht. Die Leimauftragsmenge ist CNC-gesteuert regelbar.

Fugenlos dank warmer Druckluft

Der Einsatz der «Air Fusion»-Technik ermöglicht eine fugenlose Schmalkantenbeschichtung. Hierbei wird Druckluft bei hoher Temperatur auf die co-extrudierte oder vorgeleimte Kante geleitet. Die Technik ist mit den anderen Leimaggregaten von SCM kompatibel.

Bohr- und Fräsbildererkennung

Die «Solution»-Baureihe für Hochleistungsanforderungen sorgt mit Vor- und Feinfräsen, Spanabnahme beim Fügen, präzis dosiertem Leimauftrag sowie Ziehklingen- und Endbearbeitungsaggregaten für das perfekte Finish. Eine Besonderheit ist das System «NestingLock». Hier werden Bohr- und Fräsbilder durch die Steuerung automatisch identifiziert, was eine flexible Weiterverarbeitung von Werkstücken, die im Nestingverfahren hergestellt wurden, ermöglicht. Neu in dieser Art sind ebenfalls die Abrundaggregate «Round 2» mit zwei sowie «Round 4» mit vier Motoren. Diese ermöglichen kurze Rüstzeiten bei allen üblichen Möbelkomponenten. Ebenfalls neu und exklusiv ist das adaptive Kopieren «AFS». Hier werden beim Kopieren ohne Zeitverlust wichtige Mikroeinstellungen bis zu einem Zehntelmillimeter möglich.

www.scmgroup.com

 

Leiser, effizienter und leichter bedienbar

Das «airTec»-Verfahren hat sich als Nullfugenlösung durchgesetzt. Deshalb bietet Homag seit dem Herbst 2016 eine neue Einstiegslösung in die Nullfugentechnik an. Diese ist leistungsfähiger und schon für Kantenleimmaschinen mit einem Vorschub von 8 bis 25 m/min verfügbar.

Reduzierte Lautstärke

Eingesetzt werden kann das Verfahren von den Einsteigermaschinen der «Ambition 1200»-Baureihe bis zu den hoch aufgerüsteten Maschinen der «KAL 370»-Baureihe.Der Geräuschpegel während des Aktivierprozesses wurde deutlich reduziert. Er liegt nun unter dem Geräuschniveau der anderen Bearbeitungsaggregate. Im Stand-by-Modus geht die ausströmende Luftmenge jetzt fast gegen Null – so ist «airTec» nur noch beim Kantenleimen zu hören.

Neue Energiequelle

Effizienter und ressourcenschonender als zuvor: Dafür sorgt eine neue Energiequelle. Herzstück ist ein Rotationslufterhitzer, der die Luft erhitzt und gleichzeitig die Wärme für die erneute, spätere Erwärmung der Luft speichert. Aufgrund der optimierten Strömung im Rotationslufterhitzer ist der Luftverbrauch sehr gering. Der notwendige Druck am Aktiviersystem und der Verbrauch an Luft sinken und reduzieren den Energiebedarf so um bis zu 30 Prozent.

Durch die Optimierung der Luftaustrittsdüse des «airTec»-Aggregats wurde die Luftzuführung und Strömung optimiert, was zu einer erhöhten Qualität führt. Mit gleichmässiger Temperatur und Volumenausströmung wird die Funktionsschicht der Kanten gleichmässig aufgeschmolzen und optimal mit der Schmalfläche verbunden.

Leichte Bedienung

Der Anwender hat über die «Power Touch»-Steuerung Zugriff auf die Parametereinstellungen. Somit sind sämtliche co-extrudierten und vorbeschichteten Kanten als Druckvorgaben verfügbar. Das einheitliche Prinzip des Rotationslufterhitzers über alle Modelle von Kantenleimmaschinen hat für den Bediener eine einfachere Handhabung und Vorteile für die Wartung der Aggregate zur Folge.

www.homag.com

 

Automatisiert und individuell abgestimmt

Laut den Erfahrungen der Biesse Schweiz GmbH geht die aktuelle Entwicklung in Richtung der Automatisierung. Mit solchen Anlagen wird die Effizienz der Kantenleimmaschinen zusätzlich erhöht. Eine automatische Achsensteuerung wird auch bei kleinen Maschinen vermehrt zum Thema werden. Handling-Systeme wie beispielsweise Rückführungen werden individuell auf die erforderliche Leistung des Nutzers abgestimmt und platzoptimiert aufgebaut.

Kombinierte Systeme und Programme

Durch die Kombination von EVA-, PU- und Airforce-Leimsystemen wird eine grosse Flexibilität im Arbeitseinsatz und in der Materialwahl erreicht. Die dadurch entstandenen Fertigungsmöglichkeiten werden durch die Standardisierung der Bedienungssoftware unterstützt. Von der Industrieanlage bis zur Handwerksmaschine wird eine einheitliche bedienerfreundliche Steuerung geboten.

Aufwände senken, Ertrag steigern

Durch die Erhöhung der Bearbeitungsgenauigkeit kann auf den nachfolgenden manuellen Verputzaufwand verzichtet werden, was produktionstechnische Vorteile bringt. Und mit einer LED-Beleuchtung, drehzahlgeregelten Motoren und der Ausschaltung von nicht aktiven Aggregaten kann die Energieeffizienz der Produktion erhöht werden.

Dank dem Ausbau des Ferndiagnoseangebotes wird die Fernwartung gezielt und kostenoptimiert durchgeführt. Benötigte Komponenten können durch die Standardisierung zwischen den verschiedenen Maschinenmodellen innert kürzester Zeit ausgetauscht werden, was zu einer hohen Ersatzteilverfügbarkeit und Kostensenkung führt.

www.biesse.ch

 

Leicht einstellbar und genau abgestimmt

Als Generalvertreter der Felder-Gruppe für die Schweiz und Format-4-Händler, bietet die HM Spoerri AG ein grosses Sortiment an Kantenleimmaschinen in jeder Preis- und Leistungsklasse an.

Einfache und automatisierte Bedienung

Felder stellt mit den manuell bedienbaren «Quick-Set»-Einstellungen eine einfache Bedienung für den Kunden zur Verfügung. Bei den Modellen von Format 4 werden die Einstellungen über das Bedienpult mittels Servomotoren vollautomatisch positioniert. Diese Systeme von Felder und Format 4 ermöglichen dem Kunden ein schnelles und unproblematisches Umstellen auf die verschiedensten Materialien.

Genaue Abstimmung auf den Betrieb

Der Schweizer Händler hat aus vielen Kundengesprächen erfahren, dass mit der Kundenforderung nach Nullfugentechnologie meist nicht die technische Lösung selbst, sondern vielmehr das Endresultat gemeint ist. Die Schreiner wollen ein perfekt bearbeitetes Werkstück mit homogenem Endergebnis. Hierfür muss das jeweilige Bearbeitungskonzept exakt auf den Kunden abgestimmt werden. Der Fokus liegt vor allem auf der Auswahl der richtigen Kanten- und Werkstückmaterialien sowie dem individuell abgestimmten Zusammenspiel von Maschine und Verbindungstechnologie. Die Wechsel von Melaminharz-, ABS- oder auch Massivholz- bzw. Furnierkanten in unterschiedlichsten Stärken und Höhen müssen schnell und einfach möglich sein.

Modelle für die optische Nullfuge

Die Klebstoffindustrie hat in den letzten Jahren auf den Trend der Nullfuge reagiert. Es wurden neue EVA-Klebertypen für sehr dünne Klebefugen mit höherer Dichtheit in der Fuge entwickelt. Die PUR-Klebegranulate wurden in der Handhabung verbessert und erlauben Ergebnisse, die kaum noch von der sprichwörtlichen Nullfuge zu unterscheiden sind.

www.hm-spoerri.ch

njg

Veröffentlichung: 20. April 2017 / Ausgabe 16/2017

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