123,1 Gramm Glück

Peter Bölsterli (69): Schreiner, Naturliebhaber und leidenschaftlicher Gold-schürfer. Mit seinem Gold-Nugget hält er den Schweizer Rekord.

Peter Bölsterli wurde durch Gold bekannt. Er gewann jedoch keine Goldmedaille und keinen Goldpokal. Er suchte sich sein eigenes Gold – und fand es auch. Vor fast 20 Jahren stellte der Schreiner einen Schweizer Rekord auf, der bis heute ungeschlagen ist. Doch zurück zum Anfang. Schon früh entdeckte der Winterthurer seine Freude an der handwerklichen Arbeit und begann eine Lehre als Schreiner. Daneben ging er als sogenannter Strahler einem nicht alltäglichen Hobby nach: Zwischen den Felsen in den Bergen suchte er mit seinem damaligen Lehrlingsausbilder Kristalle. «Das Gebiet mussten wir manchmal mit einem Zaun absperren, da sonst die Tiere vom Feld zu uns in die Schlucht hinuntergekommen wären», erinnert sich Bölsterli. Nach einem Jahr als Strahler suchte er eine neue Herausforderung. Während er weiter als Schreiner bei einer Holzbaufirma arbeitete, fand er in den Bergen seine neue Leidenschaft und wurde Goldschürfer. Fast an jedem Wochenende begab er sich hinauf an den Vorderrhein, wo die Natur das Gold in sich trägt. Durch sein Hobby lernte er weitere Schürfer kennen, die ihr Lager, genau wie er selber, auf dem Campingplatz Fontanivas im bündnerischen Disentis aufschlugen. «Abends sassen wir zusammen am Lagerfeuer, machten Musik und unterhielten uns über Gott und die Welt.» Zwei Jahre nachdem er das erste Mal sein eigenes Gold in der Hand hielt, machte Bölsterli im August 1997 den Fund seines Lebens: Das grösste je in der Schweiz gefundene Goldstück. Voller Freude wog er das Nugget mit der 100-Gramm-Waage, doch anstatt einer Zahl kam nur die Meldung «Error».Da keine andere Waage vorhanden war, begab er sich ins Dorf hinunter, um seinen Schatz auf der Gemüsewaage im Dorfladen zu wägen. Dabei traute er seinen Augen kaum: Das Gold-Nugget brachte 122 Gramm auf die Waage. Später wurde bei einer genaueren Waage das tatsächliche Gewicht bekannt: 123,1 Gramm.Die Nachricht über den Fund des Schreiners verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und sogar das Fernsehen berichteten über Peter Bölsterli und seine 123,1 Gramm Glück. Der damalige Goldwert von seinem Nugget lag ungefähr bei 2000 Franken. Nach all den Medienmitteilungen erhielt er jedoch Angebote, die bis zu 30 000 Franken hoch waren. Doch Bölsterli blieb trotz des Rummels um seine Person bescheiden. Er verwahrte das Goldstück vorerst. Viele Leute fragten ihn, ob er nun aufhöre zu schürfen, da er ja kaum jemals noch einen grösseren Erfolg erzielen werde. Doch Bölsterli dachte keine Sekunde ans Aufhören. Obwohl er überglücklich war über seinen Goldfund, lag seine wirkliche Leidenschaft am Goldschürfen selbst.Er verbrachte weiterhin viel Zeit am Vorderrhein, ging aber auch anderen Träumen nach. So eröffnete er einen Modellwarenladen, spielte als Bassist in einer Band und sammelte Pilze. Heute ist Peter Bölsterli pensioniert. Sein Gold-Nugget verkaufte er vor einigen Jahren dem Siber + Siber Museum im Aathal. Dort ist es unter dem Namen «Ara Fontanivas» zu bewundern. «Ara», weil die Form des Nuggets seinen Finder an einen Papagei erinnerte, und «Fontanivas» als Erinnerung an die guten alten Zeiten am Vorderrhein.es

«Abends sassen wir zusammen am Lagerfeuer, machten Musik und unterhielten uns über Gott und die Welt.»

Veröffentlichung: 01. Dezember 2016 / Ausgabe 48/2016

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