36 Meter in vier Monaten

Das Gebäude wurde im BIM-Standard geplant, die Installa-tionen konnten teilweise vormontiert werden. Bilder: Philipp Heidelberger

Suurstoffi.  Vor rund zehn Jahren wurde im Kanton Zug bereits das erste sechsgeschossige Wohnhaus im Holzbau errichtet. Nun legte man nach: Vor Kurzem stellte die Erne AG den Rohbau des ersten Holz-Bürohochhauses fertig und lud zu einer umfassenden Baustellenbesichtigung.

Auf dem Areal der Suurstoffi im zugerischen Rotkreuz lud die Erne AG Holzbau zusammen mit der Bauherrschaft Zug Estates und Burkard Meyer Architekten zu einer speziellen Baubesichtigung: Mit 36 Meter Höhe und 10 Geschossen ist das Bürogebäude «S 22» das erste Holz-Hochhaus der Schweiz.

Es riecht nach Buchenholz

Und tatsächlich: Beim Betreten des Rohbaus steigt einem nicht der übliche kühle Betongeruch in die Nase, sondern jener von Buchensperrholz. 200 m3 Baubuche bilden die innere Haupttragkonstruktion, 1300 m3 Nadelholz sind in Stützen und Trägern verbaut.

Die sichtbaren Holzkonstruktionen sind zwar nicht besonders spektakulär, aber die gesamte Logistik dahinter ist äusserst faszinierend. Für das Projekt entwickelte man ein neues Verbunddeckensystem, welches komplett im Werk vorgefertigt wurde. Die Bodenplatte aus Beton goss man direkt auf die Träger aus Brettschichtholz. Für Beton entschied man sich, weil dadurch die nötige Masse für die thermische Phasenverschiebung und die Schwingungsdämpfung eingebracht wird. Hätte man die Elemente komplett in Holzbauweise gefertigt, hätte man diese Masse zusätzlich einbringen müssen.

Zehn Tage für ein dichtes Geschoss

Nach vier Wochen war der Beton komplett ausgehärtet und das Element konnte montiert werden. Ein zentraler Aspekt war die volle Belastbarkeit des Elements direkt nach der Montage. Denn aufgrund des engen Zeitplanes – im Sommer 2018 soll bereits der erste Mieter einziehen – musste alle zehn Tage ein Geschoss fertiggestellt werden. Sobald die Deckenelemente angebracht waren, konnte der Baumeister den neuen Boden sofort vollumfänglich nutzen, um den Kern mit Liftschacht und Treppenhaus zu betonieren. Damit allfälliger Regen den Bauprozess nicht verzögern konnte, wurden alle Fugen der Deckenelemente sofort abgedichtet. Die Entwässerung erfolgte dann über in die Elemente eingelassene temporäre Abflüsse. Selbstverständlich wurden bei jedem Geschoss auch gleich die vorgefertigten Aussenwandelemente inklusive Fenster montiert. So war es möglich, das Gebäude innert vier Monaten aufzurichten.

Sprinkler statt Material

Beim Brandschutz setzen die Planer auf ein Sprinklerkonzept. Das hat den Vorteil, dass die meisten Elemente weniger stark dimensioniert und nicht mit Gipsfaserplatten eingepackt werden müssen. So bleiben zumindest die Holzträger in den Räumen sichtbar, denn die Fassadenverkleidung besteht aus Brandschutzgründen nicht aus Holz, sondern aus «Alucobond»-Platten.

www.erne.netwww.suurstoffi.chwww.burkardmeyer.ch

ph

Veröffentlichung: 05. Oktober 2017 / Ausgabe 40/2017

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