Abgelegene Pfeiler sind Traumziele


Stefan Suhner (68) in seiner Werkstatt mit einem selbst kreierten Rollbock. Bild: Caroline Mohnke
Stefan Suhner (68) in seiner Werkstatt mit einem selbst kreierten Rollbock. Bild: Caroline Mohnke
Leute. Dass Stefan Suhner an diesem Tag überhaupt in seiner Schreinerwerkstatt arbeitet, ist nicht selbstverständlich. Denn bei schönem Wetter ist der 68-Jährige eigentlich immer in den Bergen. «Schon bald gehts wieder los in die Dolomiten», sagt er und lacht.
In seiner Werkstatt neben den Gleisen am Rösslimattweg in Luzern setzt Stefan Suhner auf dem portablen Gaskocher Kaffee auf. Seit rund 35 Jahren befindet sich seine Werkstatt auf dem Land der SBB. 1989 hat er mit einem Fotografen und dessen Bruder, einem Velomechaniker, hier eine Brandruine übernommen und mit einfachsten Mitteln ein zweistöckiges Werkstattgebäude gebaut. «Mein Vater war Alteisenhändler», erzählt Suhner. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr ist er im Freiamt mit vier Geschwistern aufgewachsen. Der Vater hatte im Keller eine Werkstatt. Er sei gerne in dieser Werkstatt gewesen. «Nach der Matura machte ich ein Praktikum mit geistig beeinträchtigten Kindern und arbeitete dann noch ein halbes Jahr mit Flüchtlingen.» Danach sei seine Helferphase vorbei gewesen. «Mein Weg führte dann zu einem Holz-Webstuhlbauer.» Die Arbeit habe ihm sehr gut gefallen. Gleichzeitig besuchte er Schreinerkurse beim Schweizer Heimatwerk. «Eine geeignete Lehrstelle zu finden, war damals nicht so einfach», erzählt der Handwerker und Alpinist. Denn er habe sich nicht vorstellen können, auf Montage zu arbeiten. Doch dann konnte er bei einem Kollegen eine Werkstatt mieten, wo er sich handwerklich rundum verwirklichen konnte. Es sei eine arbeits- und lehrreiche Zeit gewesen. Nach und nach kamen seine drei Kinder auf die Welt. «Wir hatten damals einen Holzofen, und als die Hausgeburt eines unserer Kinder bevorstand, fragte mich die Hebamme: ‹Was verfeuerst du da für wunderbare Hölzer?›», berichtet Suhner.
Er habe immer grossen Wert auf einheimische Hölzer gelegt; so habe er nebst Nussbaumholz Resthölzer aus Zwetschgen-, Kirschen- und Birnenholz in den Ofen gelegt. Die Hebamme war eine Freundin von Josef Röösli, der damals einen Schreiner suchte. So sei er dann als frischgebackener Vater mit seinem Velo von Kriens nach Horw gefahren, auf den Zug umgestiegen, und mit seinem zweiten Velo ging es von Kägiswil aus nach Kerns in die Schreinerei in der alten Teigwarenfabrik. «Leider wurde mir einmal in Kägiswil das Velo gestohlen.» Ein Auto habe er nie gehabt, heute transportiere er viel mit dem Veloanhänger oder miete sich manchmal ein Auto. Nebenbei habe er die Wohnung renoviert. «Ich habe schon immer Teilzeit gearbeitet», erzählt er. Das kommt ihm auch heute noch zugute, wenn er in die Berge will. Wenn Stefan Suhner nicht in den Bergen ist oder in der Werkstatt arbeitet, hat er eine weitere Leidenschaft: Er deutet auf sein Helikon aus dem Jahr 1904. Das einer Tuba ähnelnde Instrument spielt er seit Langem in einer Luzerner Balkan-Brass-Band. «Es entsteht eine tiefe Zufriedenheit, wenn du Musik spielst und die Menschen Party dazu machen.» Auch in den Bergen entstehen Glücksgefühle. «Es ist traumhaft, wenn keine weiteren Seilschaften unterwegs sind. Und das ist bei fast allen unseren Touren der Fall. Abgelegene Pfeiler sind unsere Traumziele», sagt Suhner. Seine Touren unternimmt er mit einem guten Freund. «Solange mein Körper mitmacht, denke ich auch noch nicht ans Aufhören mit der Arbeit, denn ich arbeite gerne.»
Caroline Mohnke
Veröffentlichung: 06. Oktober 2025 / Ausgabe 40/2025
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