Absorbieren mit ausgewähltem Material

Geht nicht, gibts nicht: schallabsorbierende Schrankfront in Beton-Optik mit Mikroperforierung. Bild: H. Schubert GmbH

Akustik.  Der Markt bietet eine Fülle an schallabsorbierenden Materialien, und das Angebot erweitert sich stetig. Viele davon kann der Schreiner selber verarbeiten und montieren. Für die schalltechnische Beurteilung eines Raumes empfiehlt sich aber dennoch eine Beratung.

Das Berechnen oder Beurteilen der akustischen Eigenschaften eines Raumes ist nicht unbedingt das Kerngeschäft des Schreiners. Mithilfe von Tools wie beispielsweise dem VSSM-Akustikrechner kann man aber zumindest abschätzen, ob überhaupt Massnahmen zur Verbesserung der Raumakustik nötig sind.

Der entscheidende Wert in diesem Bereich ist die Nachhallzeit (T). Unter diesem Begriff versteht man die Zeit von der Entstehung eines akustischen Signals bis zu seinem vollständigen Verstummen. Für die seriöse Beurteilung von grossen oder komplexen Räumen braucht es aber entsprechende Messgeräte, Berechnungssoftware und Erfahrung. Das Hinzuziehen eines Akustikexperten ist dann ratsam und wirtschaftlich sinnvoll.

Dekorativ die Akustik verbessern

Was die Materialisierung von Akustikelementen angeht, ist der Schreiner wieder in seinem Element. Zahlreiche Akustikplatten und -paneele in verschiedensten Formen und Farben stehen zur Verfügung – und das Angebot wächst ständig. Damit ist man in der Lage, dem Kunden spezielle und einzigartige Lösungen anzubieten. Zu den bewährten Holzoberflächen gesellen sich Produkte mit mineralischen Oberflächen, speziellen Strukturen und solche, die Metall oder Beton imitieren. Meistens können sie sogar noch mit Schreinerwerkzeugen bearbeitet und mit einfachen Mitteln montiert werden.

Dadurch entsteht die Möglichkeit, diese Materialien als dekorative Elemente mit Akustik verbessernden Eigenschaften an Orten einzusetzen, wo man sie eigentlich nicht erwartet. So werden beispielsweise Schrankfronten in Beton-Optik oder nach Alpheu duftende Wandelemente zu Schallabsorbern.

Moiré-Effekt nicht vergessen

Ausserdem setzen viele Hersteller vermehrt auf sogenannte Mikroperforierungen, also Bohrungen mit einem Durchmesser unter 1 mm. Bereits aus geringer Entfernung sind diese nicht mehr sichtbar, wodurch auch dem Moiré-Effekt Einhalt geboten wird. Dieser Effekt darf nicht unterschätzt werden: Es gibt Menschen, bei denen dadurch ein Unwohlsein oder Schwindelgefühle hervorgerufen werden können.

Interessant für den Schreiner sind Paneele, die sich wie gewöhnliches Täfer verarbeiten lassen. Entsprechend braucht es keine spezielle Unterkonstruktion oder Montagetechnik, man kann so arbeiten, wie man es sich gewohnt ist. Das gilt dann auch für das Einteilen der Decken- oder Wandverkleidung – eine Kernkompetenz des Schreiners.

Es folgen einige Akustik-Produkte, die sich seit Langem bewähren oder kürzlich an Messen oder Ausstellungen aufgefallen sind. Wie immer ist die Zusammenstellung natürlich nicht abschliessend.

Alpheu für die Akustik

«Organoide» Absorber werden in einem speziellen Produktionsverfahren mit Alpheu beschichtet und zu fertig konzeptionierten Akustikmodulen mit exakt definierten Wirksamkeiten verarbeitet. Diese optimierten Eigenschaften reduzieren die erforderlichen Absorptionsflächen im Raum erheblich. Aufgrund der unterbrechungsfreien, natürlich duftenden «organoiden» Oberflächen bei gleichzeitiger Beibehaltung der absorbierenden Eigenschaften sind der Gestaltung und Formgebung kaum Grenzen gesetzt.

Bei Bildabsorbern werden durch die Falttechnik die natürlichen Oberflächen optisch durchgängig um die Ecke geklappt – damit können unterbrechungsfreie Kantenausbildungen realisiert werden. Je nach akustischer Anforderung oder Konzeption können auch die Oberflächen, die akustischen Bearbeitungen, die Modulgrössen und die Wirksamkeiten kundenspezifisch angepasst werden.

www.organoids.at

Absorbieren mit Beton-Optik

«imi-akustik» besteht in der Regel aus einer 19-mm-MDF-Platte mit Mikroperforierung und einer mineralischen Oberfläche in Rost- oder Beton-Optik («imi-rost» glatt, «imi-beton» glatt grau bzw. anthrazit und «imi-beton» vintage). Die Platte wird in zwei Loch-Varianten angeboten. Zum einen mit > 50 000 Bohrungen pro m2 diagonal zur Plattenkante und alternativ mit > 27 000 Bohrungen pro m2 parallel zur Plattenkante. Durch die gebohrten Löcher kann der Schall aus einem Raum in das Innere der Platte mit dem eigentlichen Dämmmaterial eindringen. Akustikplatten mit einem hohen Lochanteil finden ihre Berechtigung besonders dort, wo viele hohe Töne einzufangen sind, da sie die Schallwellen besser eindringen lassen. Beide Loch-Varianten wirken sehr dezent und sind bei einem Betrachtungsabstand von etwa 2 bis 3 Metern kaum zu erkennen, daher lassen sich mit «imi-akustik» ebenfalls Räume gestalterisch in Szene setzen. Zudem überzeugt die neue Akustikplatte auch in puncto Sicherheit. Die formaldehydfreien MDF-Platten können auf Wunsch in den Brandschutzklassen B1 (schwerentflammbar) und B2 (normalentflammbar) geliefert werden.

www.imi-beton.com

Täfer mit Mikroperforierung

Mit den neuen «Makustik FM»-Paneelen ist gute Raumakustik laut Hersteller ein- fach zu erreichen. Sie sind bequem in der Planung, flexibel einsetzbar, mühelos zu montieren, individuell zuschneidbar und mit hoher Schallabsorption.

Die Paneel-Schallabsorber schaffen für jede Raumgrösse die passende Raumakustik. Für die modularen Elemente wird «FeinMikro» in Form von System-Paneelen ausgeführt. Die einzelnen Paneele werden über eine Nut-/Kamm-Verbindung zusammengefügt, vergleichbar mit einem Täfersystem. Durch die passgenaue Ver- arbeitung bleiben die Vorzüge von «FeinMikro» konsequent erhalten. Durch die Möglichkeit des individuellen Zuschnitts der Paneele und der einfachen Verlegeart sind die «Makustik FM»-Paneele mit geringem Verschnitt zu verarbeiten, wodurch Kostenersparnisse gegenüber Plattenelementen entstehen.

www.akustik-raum.ch

Akustik-Klassiker

Die «Deweton»-Akustikplatte ist der zeitlose Klassiker unter den Akustikprodukten. Sie ist seit mehr als 20 Jahren auf dem Markt und nach wie vor gefragt und beliebt. Die Platte besteht aus einer Röhrenspanplatte mit 4 mm breiten Nuten. Die Nuten können innerhalb eines Rasters in unterschiedlichen Abständen gewählt werden. Je nach Typ werden die Platten auch rückseitig geschlitzt, das verbessert den Absorptionsgrad zusätzlich. Die Paneele sind 24 mm dick, und es gibt sie in den Formaten 1820, 2600, 3200 × 604 mm.

Darüber hinaus umfasst das Angebot auch schwer entflammbare Varianten in MDF mit Schlitzen oder Bohrungen, in verschiedenen Rasterungen und unterschiedlichen Breiten beziehungsweise Durchmessern.

www.tavapan.ch

Für hohe Luftfeuchten

«Heradesign Micro» eignet sich als dekorative und akustisch wirksame Unterdecke und Wandbekleidung in Innenräumen und überdachten Aussenbereichen, die keinen direkten Witterungseinflüssen wie Regen oder Schadstoffbelastungen ausgesetzt sind. Die einlagige magnesitgebundene Holzwolle-Akustikplatte mit feinporiger Oberflächenstruktur eignet sich ausserdem für Räume mit einer ständigen relativen Luftfeuchtigkeit bis 90 %. Bei Anwendungen mit einer ständigen relativen Luftfeuchtigkeit über 80 % empfiehlt der Hersteller aber eine bauphysikalische Beratung, um sicherzustellen, dass die Feuchtigkeit zu keinen Schäden an der Bausubstanz führt.

Es steht eine grosse Farbpalette zur Auswahl – fast jeder Farbton aus gängigen Farbsystemen wie RAL und NCS kann ausgewählt werden. Die Platten gibt es in verschiedenen Formaten ab einer Grösse von 625 × 625 bis 1250 × 625 mm. Für brandschutztechnische oder ballwurfsichere Anwendungen bietet der Hersteller verschiedene geprüfte Konstruktionen.

www.zzwancor.ch

Platten und Putz

Überall dort, wo abgehängte oder direkt montierte Systeme nicht möglich sind oder die Akustik nachträglich optimiert werden soll, empfiehlt sich das Deckensegelsystem «StoSilent Modular». Dieses System ist so variabel in der Form, dass man damit optische Akzente setzen kann.

Der Hersteller bietet das Produkt in drei verschiedenen Materialien an: PET-Faser, Blähglasgranulat und Polyesterfaser. Diese Stoffe besitzen besondere Eigenschaften, weisen eine hohe Schallabsorption auf und fördern damit eine gute Raumakustik. Ob Rechtecke, Rundungen oder Freiformen – die Deckensegel lassen sich auf Kundenwunsch realisieren.

Ausserdem gibt es von Sto auch Akustikputze, die sich direkt auf Wände und Decken aufbringen lassen. Diese ermöglichen eine fugenlose Optik. Da keine spezielle Unterkonstruktion nötig ist, eignen sich solche Putze insbesondere für Rundungen oder wenn ein minimaler Raumhöhenverlust gefordert ist.

www.stoag.ch

ph

Veröffentlichung: 22. Juni 2017 / Ausgabe 25/2017

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