Abstecher in die Welt des Teaks

In Reih und Glied: Junge Teakbäume wachsen auf einer Plantage in Costa Rica. Bild: Shutterstock

Auslandaufenthalt. Da er noch nicht genau wusste, was für eine Lehre er machen möchte, verbrachte Leon Fankhauser sechs Monate auf einer Holzplantage in Costa Rica. Für den 19-jährigen Zürcher war es eine spannende Erfahrung, die ihm bei der Berufswahl half.

Einmal hatte er eine Schlange im Bett. «Da bin ich schon erschrocken», erzählt Leon Fankhauser und lacht. Spannende und abenteuerliche Momente hat er 2017 viele erlebt. Da der Stadtzürcher nach dem zehnten Schuljahr noch keine passende Lehrstelle gefunden hatte, konnte er während eines halben Jahres ein Praktikum auf einer Teakholz-Plantage in Costa Rica absolvieren. «Mein Stiefvater kennt den Chef von Novelteak. Auf der Plantage werden regelmässig Praktikanten der Höheren Fachschule Holz in Biel angenommen. Ich habe mich dann beworben und erhielt nach zweimaligem Skypen die Zusage.» Für ihn sei der Aufenthalt in Mittelamerika ein tolles Erlebnis gewesen.

Zuerst hat Fankhauser bei der Familie des Chefs, einem Schweizer, in der Stadt Liberia, wohnen dürfen. «Dort befinden sich die Büros des Unternehmens. Ich wurde herzlich aufgenommen, und ich konnte in die administrative Tätigkeit reinschnuppern», sagt der 19-Jährige. Das sei allerdings nichts für ihn.

Verständigung war zuerst schwierig

Danach ging es vier Monate auf eine Farm, nahe der Grenze zu Nicaragua. «Das war sehr spannend. Sprachlich war es für mich jedoch schwierig», berichtet Fankhauser. Der Zürcher hatte zuvor zwar einen Spanischkurs belegt, doch er musste sich häufig mit Händen und Füssen verständigen. «Zu Beginn war es schwierig, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Doch mit der Zeit klappte es, und ich fand Anschluss und Kollegen.» Glücklicherweise befand sich auch ein Student der Holzfachschule Biel vor Ort, so konnte er ab und zu deutsch sprechen. «Das war natürlich schön.»

17 000 Hektaren voller Bäume

Novelteak besitzt rund 17 000 Hektaren Land mit Teakbäumen aller Grössen, verteilt auf ganz Costa Rica und Nicaragua. Das Unternehmen gehört zu den grössten Produzenten und Exporteuren von Teak in Lateinamerika. Das Holz ist FSC-zertifiziert.

Zu den Aufgaben von Leon Fankhauser gehörte zum Beispiel, die jungen Bäume zu kontrollieren. «Sie werden schön in Reihen gepflanzt. Um sie zu sichern, werden zwischen ihnen Seile gespannt», erzählt er. «Wegen des Windes fallen aber viele um, und man muss sie wieder aufrichten.» Toll hat er gefunden, dass er auch im Sägewerk mitarbeiten durfte, allerdings nicht an den Maschinen. Das wäre zu gefährlich gewesen. «Ich fand es eindrücklich, dass es gar keine richtige Werkstatt gab. Unter einem grossen Dach waren alle Maschinen untergebracht. Fertig. Schutzvorrichtungen gab es auch keine. Und das funktioniert.»

Einmal hat Fankhauser alle Baumstämme, die für den Verkauf bereit waren, zählen müssen. «Ich benötigte eine Woche, und ich habe mich unzählige Male verzählt. Das war anstrengend.» Er durfte aber auch dabei helfen, Musterstücke für Messen herauszusuchen. «Novelteak verkauft das Holz in die ganze Welt und ist deswegen an Messen präsent.»

Zum Schluss Ferien mit der Familie

Zwei Wochen weilte der Schweizer zudem auf einer Farm in Nicaragua, um noch mehr von der Arbeit auf den Plantagen zu sehen und kennenzulernen. Gegen Ende seines Aufenthalts kam seine Familie zu Besuch, und er konnte Mittelamerika als Tourist geniessen. «Es war eine tolle Zeit auf den Plantagen. Der Aufenthalt hat mich darin bestärkt, dass Schreiner mein Traumberuf ist», sagt Leon Fankhauser. Noch in der Sekundarschule hatte er sich neben dem Beruf in der Holzbranche für die Ausbildung als Fachmann Betreuung interessiert. Doch nach Mittelamerika war für ihn der Fall klar. «So ein Auslandaufenthalt kann ich jedem nur empfehlen. Die Erfahrung hat mich auch persönlich weitergebracht. Ich musste mich alleine zurechtfinden und sozusagen erwachsen werden.»

Glück mit der Lehrstelle

Als er wieder in der Schweiz war, suchte Leon Fankhauser eine Lehrstelle und hat sich beim Lehrbetriebsverbund Schreinermacher SVZ beworben. «Leider hatte ich knapp die Frist für den Eignungstest verpasst, und es sah zuerst so aus, als müsste ich nochmals ein Jahr warten», schildert er. Doch er hatte Glück und durfte sich unverhofft bei der Schreinerei Ulrich in Zürich bewerben und schnuppern. «So hat es mit der Lehrstelle doch noch geklappt. Ich war darüber mega froh», sagt er.

Nächste Woche schliesst er das zweite Lehrjahr ab. «Die Ausbildung ist toll und macht mir immer mehr Spass», sagt der angehende Schreiner. «Da ich in einem kleinen Innenausbau-Betrieb mit nur fünf Personen inklusive des Chefs und mir angestellt bin, darf ich schon sehr viele Arbeiten ausführen. Das ist super.»

Später will er auf Reisen gehen

Über seine Zukunft macht sich der 19-Jährige bereits Gedanken. «Nach der Lehre absolviere ich entweder die Rekrutenschule oder den Zivildienst. Danach möchte ich auf Reisen gehen.» Vielleicht schaut er dann auch in Costa Rica wieder vorbei. «Der Chef von Novelteak hat gesagt, ich dürfe wieder kommen. Vielleicht mache ich das. Mal schauen, wohin es mich verschlägt. Ich habe ja noch Zeit.»

www.novelteak.com www.schreinerei-ulrich.chwww.schreinermacher-svz.ch

ndo

Veröffentlichung: 02. Juli 2020 / Ausgabe 27-28/2020

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