Anspruchsvoll, aber verbindend


Unzertrennlich: Das Waldhorn ist im Leben des Schreiners Stephan Berchtold (46) ein fester Bestandteil. Bild: Caroline Schneider


Unzertrennlich: Das Waldhorn ist im Leben des Schreiners Stephan Berchtold (46) ein fester Bestandteil. Bild: Caroline Schneider
Während Stephan Berchtold von seinem Waldhorn erzählt, dreht und wendet er dieses in seinen Händen, und es entsteht der Eindruck, als wäre es ein Teil seines Körpers. Das Alter des Instruments ist an den Abnützungsspuren zu erahnen. Es hat Blechschäden und Dellen und ist an gewissen Stellen mit Klebeband zusammengeflickt. «Es ist das Horn, auf dem ich als 18-Jähriger zu spielen lernte. Inzwischen hat es 28 Jahre auf dem Buckel», sagt Berchtold.
«Das Waldhorn ist die Seele im Orchester, es fehlt etwas, wenn es nicht präsent ist.» Berchtolds Begeisterung für das Waldhorn ist deutlich spürbar. «Es ist das Instrument mit dem höchsten Verschmelzungsgrad mit allen Instrumenten eines Orchesters.» Es klingt dunkel, weich und warm bis schmetternd stark. Und es hat eine hohe Bandbreite von Höhen und Tiefen. «Das Waldhorn ist nebst einem Gruppeninstrument ebenso ein bedeutendes Soloinstrument und kann problemlos in allen Stilrichtungen und Formationen eingesetzt werden», sagt der Schreiner. Er spielt in der Horngruppe Obwalden. In diesem Kanton ist der Giswiler verwurzelt. Dass Obwalden als «Mekka des Waldhorns» gilt, ist auf den 1983 verstorbenen Franco Raselli zurückzuführen. Als bekannter Waldhornist und Dozent an der Musikhochschule in Luzern hat er viele Schüler aus Obwalden angezogen und zu Profis ausgebildet. Alle zwei Jahre findet in Sarnen das internationale Hornfestival statt. Stars aus aller Welt pilgern dann jeweils nach Sarnen und verleihen dem Dorf eine einzigartige Klangkulisse.
«Ein Waldhorn ist ein sehr vielseitiges und anspruchsvolles Instrument. Es ist von den Tönen und Farben her schwierig zu spielen», sagt Berchtold. Immerhin muss die Luft durch fünf Meter Rohr geblasen werden.
Man spielt nicht bloss mit den Ventilen. Wenn man mit der Hand den Becher «abstopft», können die Höhen und Tiefen der Töne variiert werden. «Eine Glücksspirale», sagt der Schreiner und lächelt. «Glücksspirale» deshalb, weil es aufgrund der Komplexität des Spielens auch etwas Glück braucht, den richtigen Ton zu treffen. Waldhornspielen ist zeitintensiv und erfordert regelmässiges Üben. Wenn möglich täglich. «Wenn ich nicht ständig übe, nimmt die Muskulatur um die Lippen schnell ab und die Atemtechnik verliert an Präzision.» Für Stephan Berchtold ist das Waldhorn auch ein «soziales Instrument»: «Als Waldhornist ist man auf die anderen angewiesen. Wenn man einem Pianisten sagt, er soll ein G spielen, spielt er ein G. Beim Waldhorn ist ein G nicht eindeutig. Da müssen sich die Musiker aneinander orientieren und sich gemeinsam auf denselben Ton einstimmen.»
Das Instrument sorgt also für einen starken Kitt unter den Bläsern. «Wir ‹Waldhörnler› sind eine verschworene Gesellschaft.» Es ist dieser Zusammenhalt, den Berchtold so schätzt. Er sagt nicht ohne Stolz: «Es funktioniert einfach immer, wenn wir in einem Orchester aushelfen gehen.» Zum Schluss spannt der Schreiner den Bogen zu seinem Beruf: «Das Waldhornspielen hat viel mit dem Schreinern gemein. Beide, der Waldhornist und auch der Schreiner, sind auf die anderen angewiesen und nehmen stets Rücksicht auf diese.» So jedenfalls erlebe er es jeweils auf den Baustellen.
Veröffentlichung: 31. Mai 2018 / Ausgabe 22/2018
Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.
mehr
Leute. Gossliwil gibt es wirklich. «Ich bin wohl der einzige Gossliwiler, dem ihr in eurem Leben je begegnen werdet», sagt Valerian Mollet. «Und wenn ihr doch einmal jemanden anderen aus Gossliwil treffen solltet, dann ist das einer meiner Brüder.» Das Publikum im Casinotheater Winterthur lacht.
mehr
PaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr