Auf Schnitzeljagd durch die Schweiz

Simon (20) und Adrian (27) Schmutz machten mit Muskeln und Köpfchen beim «Game of Switzerland» eine gute Figur. Bild: Andrea Soltermann (SRF)

Sie wohnen auf dem elterlichen Hof, sind gelernte Schreiner, lieben Rüeblitorte und schwingen seit ihrer Kindheit im Schwingclub Mümliswil-Ramiswil SO. Adrian und Simon Schmutz aus Langenbruck im Kanton Baselland sind ein Bruderherz und eine Bruderseele. Es genügt ein Zwinkern, eine Geste oder ein Räuspern, und schon weiss der eine genau, was der andere denkt. Und genau diese Verbundenheit machte sie zu Traumkandidaten für die Fernsehshow «Game of Switzerland». Das Schweizer Fernsehen SRF nannte es das grösste Spiel, das die Schweiz je sah. Hier wurde nämlich das ganze Land zur Kulisse und Spielfläche, auf welcher fünf Kandidatenpaare mit Mut und Ausdauer Herausforderungen meisterten. Simon Schmutz entdeckte den Aufruf des Schweizer Fernsehens rein zufällig vergangenen Winter auf dem Handy. «Als ich meinem Bruder vorschlug, uns online zu bewerben, war er sofort dabei», erklärt er. Das Bewerbungsvideo nahmen sie auf Strohballen im Kuhstall auf. Die Naturburschen müssen die Fernsehmacher wohl überzeugt haben. Jedenfalls lud man sie ins Fernsehstudio Zürich zum Casting ein. «Wir haben das ‹Züg› mitgemacht, und bald darauf kam die Mitteilung, dass wir dabei sind», erzählt Adrian. Das Abenteuer nahm seinen Lauf.

Die viertägige Schnitzeljagd startete in Luzern und führte über Stationen in der Westschweiz zur Siegerehrung nach Zermatt. Und so seilten sich die «Schwingerbuebe», wie man sie liebevoll nannte, vom Turm des Schlosses Gütsch in Luzern ab, schleppten einen 25 Kilo schweren Käselaib auf ihren Schultern oder paddelten auf einem selbst gebauten Floss über den Greyerzersee. Viele der Aufgaben meisterten sie mit Bravour und lagen im Spielverlauf zeitweise sogar auf dem ersten Platz. Schliesslich mussten sie sich aber geschlagen geben. Schade, denn der Sieg wäre doch immerhin mit einer Reise durch die Schweiz im Wert von 30 000 Franken und reichlich Sackgeld dotiert gewesen. Als Schwinger können sie aber mit der Niederlage umgehen: «Wenn man einen Gang verliert, klopft man das Sägemehl weg, hockt kurz ab und konzentriert sich auf den neuen Gang», sagt Adrian, und Simon fügt hinzu: «Wir hatten eine tolle Zeit und konnten schöne Erinnerungen mitnehmen.» Viele davon in Form von Fotos. Da ist beispielsweise zu sehen, wie Simon den Moderator Jonny Fischer vom Schweizer Cabaretduo Divertimento auf Händen trägt oder wie die Brüder mit der Olympialegende Hans «Hausi» Leutenegger vor dem Olympischen Museum in Lausanne in die Kamera lachen. Adrian und Simon nennen mehrere Gründe für ihr Ausscheiden. Zum einen hätten sie vergessen, den Internet-Joker einzusetzen. Dieser Zugriff aufs Handy hätte ihnen geholfen, Flaggen den richtigen Ländern zuzuordnen. «Dieses Versäumnis regt mich heute grausam auf», sagt Simon. Und Adrian räumt ein, dass es auch von Vorteil gewesen wäre, bessere Französischkenntnisse mit in den Koffer zu packen. Darüber hinaus könnte es auch sein, dass Sorgfalt, Besonnenheit und Liebe zum Detail wertvolle Sekunden vertilgten.

Deutlich wird das in einer Szene, in der die anderen Kandidaten ein festgeklebtes Couvert grob wegreissen. Simon Schmutz hingegen löst es sorgfältig ab, um es nicht zu zerreissen und um den lackierten Untergrund zu schonen. Simon sagt: «Wir Schreiner sind halt nachhaltige Macher. Nicht einfach schnell, schnell ohne Qualität und nur für den Moment.»

«Wir Schreiner sind nachhaltige Macher. Nicht einfach schnell, schnell ohne Qualität und nur für den Moment.»

Beatrix Bächtold

Veröffentlichung: 19. November 2020 / Ausgabe 47/2020

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