Auf vier Rädern um die Welt


Der bald siebzigjährige Schreiner Heinrich Strasser (links) macht mit seinem Begleiter Horst Bertoli eine Weltreise im Geländewagen.


Der bald siebzigjährige Schreiner Heinrich Strasser (links) macht mit seinem Begleiter Horst Bertoli eine Weltreise im Geländewagen.
September 2015 am Hafen von Darwin, Australien: Zehn schwere Geländewagen der Marke Mercedes G 500 mit europäischen Kennzeichen fahren aus dem Bauch eines Ozeandampfers. Vorfreudig wartet der Thuner Schreiner Heinrich Strasser zusammen mit den anderen Tourteilnehmern darauf, die Autos entgegenzunehmen. In den sieben Wochen, die folgen, bewegt sich der Tross in einer grossen S-Kurve durch den fünften Kontinent: Der 69-Jährige schwärmt von der Fahrt durch grenzenlose Weiten am anderen Ende der Welt. Bis 2018 will der Berner Oberländer in fünf Etappen um den Erdball fahren – unterwegs auf morastigen und löchrigen Nebenstrassen, durch Sanddünen und Steppen, Flüsse durchquerend und steile Hänge bezwingend. Am Lenkrad wechselt er sich ab mit Horst Bertoli, den er auf einer Offroadtour nach Shanghai kennengelernt hat. Die beiden Männer haben sich auf Anhieb verstanden. «Wir haben einen ähnlichen Fahrstil und treffen im Auto meist dieselben Entscheidungen», sagt Strasser. Australien war ihr zweiter Streich, die erste Etappe führte das Duo 2014 über 21 000 Kilometer durch vierzehn Länder bis nach Hanoi. Die Liebe zum Reisen teilt das langjährige Mitglied der Schreinermeister-Prüfungskommission seit jeher auch mit seiner Frau. Zusammen haben sie vier Kontinente bereist, sind immer wieder neugierig in die Welt aufgebrochen und haben dieselbige als Hobbypiloten häufig aus der Vogelperspektive betrachtet.
Strassers Frau war es auch, die ihn ermutigte, die Überseereisen, die ihr mittlerweile zu anstrengend sind, zu unternehmen. Teilhaben lässt er sie trotzdem daran, indem er haufenweise Souvenirs von unterwegs sammelt: «Ich bringe immer ganz viele Fotos mit nach Hause.» Heinrich Strasser liebt die Begegnungen mit Menschen genauso wie die Fahrt durch vereinsamte Gegenden von erhabener Monotonie. «Die Mongolei beispielsweise ist landschaftlich nicht so abwechslungsreich. Aber wenn man durch ein nicht enden wollendes Schnittlauchfeld fährt und diesen Duft riecht, ist das unbeschreiblich.» Einer, der sich verwegen ins Ungewisse stürzt, sei er nicht. «Ich habe immer nur Reisen mit kalkulierbaren Risiken gemacht.» Das Abenteuer komme von ganz alleine und unvermittelt – das lehrte ihn bereits seine erste grosse Reise, die er als Zwanzigjähriger in einen Kibbuz, eine ländliche Kollektivsiedlung in Israel, machte. Dabei lernte er den damaligen Verteidigungsminister kennen. «Er hat mich eingeladen, die israelische Armee auf einer dreiwöchigen Kontrolltour im Sinai zu begleiten. Das war das Verrückteste, was ich je erlebt habe», sagt er. Zurück im Berner Oberland, regt sich bald wieder die Sehnsucht nach der Ferne. «In der Regel dauert es ungefähr drei Wochen», sagt er und lacht.
Nachdem er die Leitung des Familienbetriebs «strasserthun» 2011 nach vierzig Jahren an seine Tochter übergeben hat, bleibt ihm noch mehr Zeit zur Pflege seiner Leidenschaft: Mit seiner Frau wird er in Kürze eine Städtereise nach Salzburg machen, gemeinsame Ferien auf Spitzbergen sind geplant, im August 2016 steht die dritte Etappe der Weltumrundung von Anchorage nach Mexiko an, bevor das Männergespann ein Jahr später durch Südamerika bis zum Kap Horn fahren wird. Zum Finale der Weltreise werden die beiden 2018 nach Kapstadt aufbrechen und von dort durch Afrika nach Europa fahren. Und trotzdem: Nach seinem Lieblingsort auf Erden gefragt, schaut er aus dem Fenster und sagt: «Ich habe unendlich viele schöne Orte gesehen, aber das hier ist mein Zuhause.»
«Wenn man durch ein nicht enden wollendes Schnittlauchfeld fährt und diesen Duft riecht, ist das unbeschreiblich.»
Veröffentlichung: 03. Dezember 2015 / Ausgabe 49/2015
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