Auf zwei Latten zum Glück

In seiner Funktion als Nachwuchstrainer Langlauf kann der gelernte Schreiner Toni Burn (46) seine Allrounderqualitäten unter Beweis stellen. Bild: Monika Hurni

Vom Langlauf zum Telemark und wieder zurück zum Langlauf, so lautet die Kurzfassung der Karriere von Toni Burn. Der Schneesport ist beim gebürtigen Adelbodner bereits in der Kindheit fester Bestandteil der Freizeit. Burn erweist sich als talentiert und schafft es ins Langlauf-Regionalkader. Daneben absolviert er eine Ausbildung zum Schreiner. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. «Eine handwerkliche Ausbildung kann ich jedem Athleten empfehlen», sagt Burn. «Wenn es mit der Sportlerkarriere nicht klappt, so hat man einen soliden Abschluss in der Tasche.» Burn selber arbeitet nach seiner Lehre im Maurergeschäft eines Kollegen. Seine Langlaufkarriere hängt er an den Nagel, als er merkt, dass es nicht zu einer Profikarriere reicht.» Doch bald schon entdeckt er mit Telemark eine Sportart, die zu dieser Zeit neu aufkommt. Es ist eine Variante des Skifahrens, bei welcher die Ferse des Fahrers nicht in der Bindung fixiert ist, und die ihm ermöglicht, beim Fahren auf dem Bergski zu knien und den Talski in einer fliessenden Bewegung nach vorne zu schieben – eine anspruchsvolle Technik, und damit eine willkommene Herausforderung für Burn. Aus «Gwunder» fragt er beim Telemark-Team an, ob er mittrainieren darf. Bereits im darauffolgenden Winter bestreitet er seine ersten Wettkämpfe und fährt gleich vorne mit. Um mit dem Kern der Mannschaft trainieren zu können, zieht er für einige Jahre nach Engelberg, kommt aber ins Berner Oberland zurück, nachdem sich die Trainingsgemeinschaft auflöst.

Die Reisen an die Wettkämpfe in Amerika, Norwegen oder Slowenien bezahlt er aus der eigenen Tasche. So arbeitet er neben dem Sport Zeit seiner Karriere in einem Vollzeitpensum auf dem Bau. Er holt vier WM-Medaillen und mehrere Schweizermeistertitel.

Nach zehn Jahren im aktiven Rennsport beendet Burn im Frühling 2007, nach den Weltmeisterschaften in der Schweiz, seine Karriere. «Ich hatte mich an der Welt-spitze etabliert. Das Sportliche war ausgereizt, und ich bekam das Gefühl, mich im Kreis zu drehen», erklärt er. Doch schon bald findet er eine neue Herausforderung in alten Gefilden: Burn übernimmt als Chef Langlauf beim Berner Oberländischen Skiverband (BOSV) die regionale Nachwuchsarbeit. Genau wie als Athlet ist er auch als Trainer mit viel Engagement bei der Sache. So ist es nicht zuletzt seinem Einsatz zu verdanken, dass vor rund zwei Jahren in Wengi bei Frutigen ein Trainingszentrum für Langläufer und Biathleten in Betrieb genommen werden konnte. Hier kann das Training individuell abgestimmt werden. So werden Schüler der Kategorie U16 während der mehrtägigen Trainingskurse beispielsweise im Trainingszentrum unterrichtet.

In seiner Funktion als Chef Langlauf ist Burn ein Allrounder. Er organisiert die Trainingskurse, betreut die Nachwuchsläufer vor Ort, bereitet ihre Testskis vor, kümmert sich um Lizenzen, Wettkampfanmeldungen, Hotelreservationen und ist immer dort, wo er gebraucht wird. «Die Arbeit mit den Nachwuchsathleten macht mir grossen Spass und hält mich fit», sagt der 46-Jährige. Im Sommer werden regelmässige Kraft- und Athletiktrainings sowie Grundlagenarbeit auf den Rollskis absolviert. Im Winter stehen die Wettkämpfe im Vordergrund. Daneben baut Burn das Trainingsangebot stetig weiter aus. «Ich liebe es, zu tüfteln und neue Ideen zu entwickeln», sagt er.

Abgesehen von Trainingslagern und Wettkämpfen kann sich der Vater zweier kleiner Töchterchen seine Arbeit frei einteilen – und so wäre es nicht verwunderlich, wenn der Name Burn eines Tages im Frauenlanglauf eine Rolle spielen würde.

«Eine handwerkliche Ausbildung kann ich jedem Athleten empfehlen.»

mh

Veröffentlichung: 04. März 2016 / Ausgabe 7/2016

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