«Bei Fichtenholz muss man besonders aufpassen»

Den Salontisch aus Fichtenholz hat Lea Cabernard für einen Kunden ihres Lehrbetriebs hergestellt. Bild: PD

Tische hat Lea Cabernard bisher wenige hergestellt. Für einen Kunden durfte sie nun ein Exemplar aus Fichte quasi im Allein- gang produzieren und zusammenbauen. Die 19-Jährige, die bei der Scrinaria Flepp im bündnerischen Disentis arbeitet, freut sich über das ihr entgegengebrachte Vertrauen.

Du hast für einen Kunden einen Tisch hergestellt. War das für dich ein besonderer Auftrag?

lea cabernard: Ja schon, denn ich arbeite im Betrieb eher wenig mit Massivholz. Doch wenn es die Gelegenheit gibt, dann finde ich das immer spannend. Tische habe ich bisher noch wenig bearbeitet. Das war nun der erste, den ich bis auf wenige Arbeitsschritte alleine machen durfte. Das war toll.

Beschreibe das Objekt.

Es ist ein Salontisch aus Fichtenholz. Er verfügt über eine Rahmenverbindung, und für die Tischplatten habe ich sechs Bretter zusammengeklebt. Die Füsse sind 80 auf 80 Millimeter gross und der Tisch ist 950 Millimeter lang.

Wobei hattest du Hilfe?

Ein Mitarbeiter hat den Tisch für mich lackiert und das Profil gekehlt, damit dieses trotz des älteren Profilmesserkopfs sauber kommt. Bei Fichtenholz muss man aufpassen und sauber arbeiten, da es weich ist. Es gibt schnell einen Hick oder einen unschönen Fleck auf der hellen Oberfläche.

Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja, es hat alles gut geklappt. Mir gefällt der Tisch. Ich arbeite allgemein gerne mit Fichtenholz. Ich hoffe, dass der Kunde auch zufrieden ist.

Welche Arbeiten werden dir in der Regel zugeteilt?

In meinem Betrieb stellen wir viele Küchen und Türen her. Daher habe ich oft mit Spanplatten zu tun. Das finde ich jedoch nicht langweilig. Denn jede Küche ist anders und ich lerne dazu. Ab und zu bin ich auch auf der Baustelle unterwegs zur Montage. Das mache ich gerne, weil man dann die Teile sieht, die man zuvor produziert hat. Es ist schön, wenn sie zum Endprodukt zusammengefügt werden.

Dann arbeitest du häufiger in der Werkstatt?

Genau. Dort werde ich in allen Bereichen eingesetzt, und ich darf mittlerweile alleine an die Maschinen und Aufträge selbstständig ausführen. Es ist schön, zu sehen, wie ich mich über die Jahre hinweg entwickelt habe und was ich mittlerweile alles kann. Eine Lieblingsarbeit habe ich nicht. Am liebsten arbeite ich einfach autonom und freue mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Dann gefällt dir die Lehre?

Ja, ich bin in einem tollen Betrieb, und ich finde es toll, mit den Händen zu arbeiten und abends ein Ergebnis zu sehen. Wir sind drei Lernende und kommen gut miteinander aus. Dass ich die einzige Frau in der Firma bin, stört mich nicht. Das ist mir jedoch egal und stellt auch kein Problem dar. Auch auf den Baustellen ist der Umgang respektvoll, und die anderen Handwerker sind mir gegenüber eher zurückhaltend.

Bist du froh, dass du im letzten Lehrjahr bist?

Ja, schon. Es ist auf einmal schnell gegangen. Gerade noch habe ich für die Teilprüfung trainiert. Ich bin froh, dass diese gut gelaufen ist und ich bestanden habe. Wegen der IPA habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Als Nächstes nehme ich zum zweiten Mal an den Bündner Sektionsmeisterschaften teil.

Wie ist es beim ersten Mal gelaufen?

Da war ich im zweiten Lehrjahr und habe aus Spass mitgemacht. Auch diesmal habe ich nicht ein spezielles Ziel. Ich sehe es als Abschluss und möchte die Möglichkeit nutzen, nochmals an so einem Wettkampf teilzunehmen. Dass man so gegen die Zeit arbeitet, kommt im Alltag selten vor.

Hast du schon Pläne für nach dem Berufsabschluss?

Ich würde gerne eine zweite Ausbildung in Richtung Sozialpädagogik an einer Höheren Fachschule machen. Als Arbeitsagogin könnte ich später die beiden Tätigkeiten verbinden. Gerne würde ich mit Jugendlichen arbeiten.

www.scrinaria-flepp.ch

nicole d'orazio

Veröffentlichung: 04. November 2021 / Ausgabe 45/2021

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