«Die Genauigkeit einer CNC beeindruckt mich»

In der Mitte des Schranks von Daniel Beer prangt das Matterhorn. Bild: Daniel Beer

Im Rahmen des überbetrieblichen CNC-Kurses am Berufsbildungszentrum Emme in Langnau BE hat Daniel Beer einen Schrank hergestellt. Die Arbeit am Bearbeitungszentrum war für den 19-Jährigen allerdings nicht neu. Weshalb, erzählt er im Monatsinterview.

Hast du schnell gewusst, dass du im CNC-üK einen Schrank produzieren möchtest?

Daniel Beer: Eigentlich wollte ich einen Halter für meinen Motorradhelm machen und hatte die Planung dafür abgeschlossen. Doch dann merkte ich, dass dieser unpraktisch wäre. Nach Absprache mit dem Lehrer konnte ich dann zum Schrank wechseln und plante neu. Denn ich brauchte einen für in mein Zimmer.

Um was für einen Schrank handelt es sich?

Er ist 2,10 Meter hoch, 180 Zentimeter breit und 60 Zentimeter tief. Als Material habe ich schwarzen MDF und Eichenfurnier gewählt. So passt der Schrank zu meinem Schreibtisch. Beim Übergang vom Furnier zum MDF habe ich die Silhouette des Matterhorns nachgebildet. Als Verbindungen habe ich Cabineos von Lamello benutzt, die eine klassische Variante für CNC-Arbeiten sind. Damit man das Objekt gut mehrmals auseinandernehmen und wieder zusammenbauen kann, habe ich mich für Messing-Cabineos entschieden. Diese sind qualitativ hochwertiger als die aus Kunststoff und halten mehr aus.

Hast du erstmals an einem CNC-Bearbeitungszentrum gearbeitet?

Nein, im Betrieb dürfen die Lernenden schon ab dem zweiten Lehrjahr einfachere Projekte an der Maschine machen, im dritten selbst programmieren und im vierten selbstständig arbeiten. Das finde ich toll. Die Genauigkeit und die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten einer CNC beein- drucken mich immer wieder.

Dann hast du viel Zeit an der Maschine verbracht?

Es waren etwa zwölf Stunden fürs Programmieren und zwei Stunden Fräszeit. Insgesamt benötigte ich rund 130 Stunden für die Planung und Produktion des Möbels. Da die CNC in der Schule mit den Objekten meiner Gspänli sehr gut ausgelastet war, durfte ich einen Teil im Betrieb fräsen. Nur den Sockel habe ich von Hand gemacht. Der Vorteil war, dass ich das Bearbeitungszentrum im Lehrbetrieb schon kannte und so grosse Fehler vermeiden konnte.

Bist du zufrieden?

Ja, sehr. Es sind nur kleine Fehler passiert, die man nicht sieht. Das Planen und Programmieren fand ich anspruchsvoll und interessant. Und ich musste darauf achten, dass das Furnierbild schön und gleichmäs-sig über die dreiteilige Front durchläuft.

Du bist nun im letzten Halbjahr der Ausbildung. Hast du deine IPA schon durch?

Ja, ich habe sogar schon die Präsentation und das Fachgespräch hinter mir. Ich war früh dran. Für einen Projektleiter im Betrieb habe ich eine Garderobe mit gestemmten Fronten, einer Bank sowie einer Wandverkleidung im nordischen Stil produziert und montiert. Letztere hat einen 25 Zentimeter hohen Sockel und besteht aus stehendem Täfer und oben einem Kranz.

Machte dir die Arbeit Spass?

Ja, es lief sehr gut. In der Produktion war ich schneller als geplant. Beim Lackieren hatte ich allerdings länger. So hat sich der Aufwand wieder ausgeglichen. Mein Arbeitskollege ist zum Glück zufrieden damit. Es sind mir nur kleine Fehler unterlaufen.

Wie liefen die Präsentation und das Fachgespräch?

Gut, ich war zum Glück nicht nervös. Die Präsi war gut. Beim Gespräch war ich mir bei ein paar Fragen nicht sicher. Aber das sollte schon geklappt haben. Das Resultat steht noch aus.

Freust du dich, dass die Lehre bald vorbei ist?

Die vier Jahre sind schnell vergangen. Ich hatte eine gute Zeit und ging auch gerne zur Schule, jedes Jahr etwas mehr. Es ist aber gut, voll ins Berufsleben einzusteigen.

Dann weisst du, wie es für dich weitergeht?

Genau. Ich bleibe vorerst bei der Schreinerei Roth AG in Trubschachen, ehe ich im Winter in die Rekrutenschule einrücken muss. Danach möchte ich als Schreiner weiterarbeiten, irgendwann aber für eine Weile nach Kanada gehen, um dort beim Blockhüttenbau zu arbeiten.

Weshalb zieht es dich gerade nach Kanada?

Die tolle Landschaft, die ich bisher nur aus Filmen und Serien kenne, reizt mich. Zudem kenne ich ein paar Leute, die nach Kanada ausgewandert sind. Bevor es aber so weit ist, muss ich noch etwas an meinem Englisch arbeiten.

Interview mit:

Daniel Beer aus Trub BE im Emmental. Er ist 19 Jahre alt und befindet sich im vierten Lehrjahr bei der Schreinerei Roth AG in Trubschachen BE. In seiner Freizeit hilft er oft im elterlichen Land- wirtschaftsbetrieb mit. Wenn er Zeit hat, schraubt er gerne an seinem Motorrad und Auto und ist mit diesen auch gerne unterwegs. Mit seinem Naked Bike fährt er oft über die Pässe.

Nicole D’Orazio

www.schreinerei-roth.ch

Veröffentlichung: 02. Mai 2024 / Ausgabe 18/2024

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