Talent, Mut und Können formten 82 Unikate


Fasziniert bestaunten die Besuchenden die einzigartigen Wettbewerbsmöbel des «Schreiner Nachwuchsstars 2025». Bild: Michi Läuchli


Fasziniert bestaunten die Besuchenden die einzigartigen Wettbewerbsmöbel des «Schreiner Nachwuchsstars 2025». Bild: Michi Läuchli
An der Messe Holz in Basel zeigten junge Schreinerinnen und Schreiner beim «Nachwuchsstar 2025» ihr Können: 82 individuelle Exponate aus der ganzen Schweiz waren zu sehen und begeisterten das Publikum.
Einzigartig, praktisch, kreativ, witzig, aufwendig, individuell oder einfach schön – für die Ausstellungsstücke des diesjährigen «Nachwuchsstars» an der Holz gab es viele passende Adjektive, welche die mit Mut, Fleiss und Können hergestellten Möbel beschreiben. Hierbei stammen die Exponate aus regionalen, jährlich stattfindenden Wettbewerben; die Sektionen entscheiden jeweils, wer am «Nachwuchsstar» mitmachen kann. Jede VSSM-Sektion setzt dabei eigene Schwerpunkte und Mottos – im Aargau etwa lautete das diesjährige Thema «Touch it, feel it». Teilweise ist die Teilnahme auf ein Lehrjahr beschränkt, in anderen Regionen steht sie allen offen. Dieses Jahr wurden 82 Möbelstücke aus der ganzen Schweiz präsentiert – darunter auch ein Gästeexponat aus Freiburg (D). Über ein Publikumsvoting per QR-Code konnten die Messebesucherinnen und -besucher von Dienstag bis Freitag für ihr Lieblingsstück abstimmen. Die zehn bestbewerteten Arbeiten wurden ausgezeichnet, die drei Erstplatzierten zusätzlich mit einem Barpreis und Blumenstrauss prämiert. Ergänzend verlieh der VSSM den Talentpreis von Lamello und den Opo-Beschlagpreis. Als Dankeschön für ihren Einsatz erhielten alle Teilnehmenden ein graviertes Sackmesser und ein Teilnahmeattest.
Daniel Good war einer der zahlreichen Teilnehmer, die viel in ihre Möbel investierten. Der 45-Jährige ist Lernender im dritten Lehrjahr und absolviert seine Lehre bei der Schreinerei Spicher AG in Brugg AG. Aufgewachsen in Belgien mit kanadischem Vater und amerikanischer Mutter, wohnt er heute in Zürich. «Ich habe während der Pandemiezeit als Hilfsschreiner angefangen und gemerkt, dass mir das Arbeiten mit Holz enorm liegt», erzählt er. In Belgien war Good zehn Jahre als Bus- und Tramfahrer tätig. «Ich bin genetisch Schreiner – schon mein Vater, Grossvater und Urgrossvater waren im Beruf», sagt er lachend. Der Umstieg in die Lehre als Möbelschreiner war für ihn ein Neuanfang. Für den Wettbewerb «Touch it, feel it» im Aargau fertigte Good ein passendes Möbelstück zum Motto. «Ich wollte ein Objekt schaffen, das zum Anfassen einlädt», sagt er. Der Innenkorpus besteht aus Ahorn, umgeben von Dutzenden gedrechselten Stäben. «Die Stäbe sind reine Zierelemente – wenn mal einer bricht, lässt er sich ersetzen. Die Montage war knifflig, weil alle gleichzeitig eingesetzt werden mussten.» Insgesamt investierte Good 130 Stunden in das Werk, das etwas an einen hochwertigen Massagetisch erinnert.
«Ich habe das Möbel in meiner Freizeit gemacht. Der Freund meiner Mutter bekommt es – ich schenke ihm die Arbeitszeit, er bezahlt das Material», sagt Fabio Hautle. Der 21-Jährige aus Abtwil SG hat seine Lehre bei der Schwitter Schreinerei AG abgeschlossen und befindet sich aktuell im Militärdienst. Zum Wettbewerb kam er durch einen Schulflyer. Das Weinregal ist mit Bambus und Räuchereiche furniert, mit Clamex-Verbindern demontabel und dadurch leicht zu transportieren. «Ich wollte zuerst mit der CNC arbeiten, habe mich dann aber bewusst fürs klassische Handwerk entschieden», sagt der Schreiner, der für das Projekt rund 80 Stunden aufwendete.
Eleno Gallo aus Sirnach TG ist im vierten Lehrjahr bei der Schreinerei Fust in Wil SG. Für den Wettbewerb fertigte der 19-Jährige ein Sideboard aus Olivenholz. «Meine Familie besitzt in Süditalien seit Langem Olivenfelder. Ich wollte ein Möbel mit Bezug zu meinen Wurzeln schaffen.» Die offene Nische platzierte Gallo bewusst leicht versetzt. «Das macht das Möbel spannender und weniger statisch.» Die Kombination aus Olivenholz und schwarzem MDF verleiht dem Stück eine edle, kontrastreiche Optik. «Mit Olivenholz zu arbeiten, war schwierig – es ist hart, wild gemasert und widerspenstig. Aber genau das reizte mich.» Das Holz stammt übrigens nicht aus dem eigenen Hain. «Das hätte mein Grossvater nie erlaubt», sagt Gallo lachend.
Ein Beistelltisch, inspiriert von der Form eines Baumes, konstruierte Simon Stalder für den Wettbewerb. «Ich wollte ein Stück Natur ins Wohnzimmer bringen», sagt der Berner aus Signau, der seine Lehre bei der Röthlisberger AG in Schüpbach BE machte und weiterhin dort als Bankschreiner arbeitet. Der Tisch entstand in rund 100 Stunden Freizeitarbeit. Die Beine bestehen aus mehreren Traversen, die in verschiedenen Winkeln über Schlitzzapfen und Federn verbunden sind. «Die Schwierigkeit war, dass am Ende alle Beine exakt gleich hoch waren», so Stalder. Die Arbeit habe ihm geholfen, präziser zu planen und technisch sauberer zu arbeiten.
«Ich fahre unglaublich gern Velo – also war klar, dass ich selbst eins bauen will», sagt Lucy Flück aus Lupsingen BL, die ihr fahrendes und funktionstüchtiges Ausstellungsstück für den Lernendenwettbewerb der Sektionen beider Basel baute. Ihre Lehre absolvierte sie bei der Meier & Meier AG an ihrem Wohnort. Inspiration holte sich die 19-Jährige auf Social Media, die Konstruktion entwickelte sie selbst. «Ich musste ausprobieren, was funktioniert. Esche ist ideal, weil es langfaserig und zäh ist», erklärt sie. Den Rahmen zeichnete sie zuerst in Originalgrösse auf, baute ihn aus schichtverleimten Teilen und klebte zur Stabilisierung ein Metallrohr ein. «Mir war wichtig, dass die Kräfte richtig über den Rahmen verteilt werden.» Die Gabel ist aus Carbon – ein bewusster Entscheid. «Ich wollte nicht alles aus Holz machen, sondern eine gute Mischung finden.» Das Resultat überzeugt: «Ich bin schon viel damit gefahren – es funktioniert super.»
Der 18-jährige Mike Frischknecht aus St.Gallenkappel ist im dritten Lehrjahr bei der Stekon AG in Eschenbach SG. Er baute eine Sprossenwand für zu Hause. «Im Fitnesscenter ist man immer an Regeln und Geräte gebunden. Ich wollte etwas Eigenes, mit dem ich unabhängig trainieren kann.» Die Trainingswand besteht aus sechs Eschenbrettern. «Ich musste auf den Jahrringverlauf achten, damit das Holz sich nicht verzieht oder reisst», erklärt er. Die Trainingselemente lassen sich aushängen, um am Boden zu trainieren oder Dehnungsbänder zu befestigen. Die Polsterung fertigte Frischknecht selbst mithilfe einer Polsterei. «Alles habe ich von Hand gemacht, die CNC kam nicht zum Einsatz», sagt der angehende Schreiner stolz.
www.vssm.chwww.spicher.chschwitter-schreinerei.chwww.fustwil.chschreinermanufaktur.chmmsi.chwww.stekon.ch
Veröffentlichung: 06. November 2025 / Ausgabe 45/2025
Du bist so aufmerksam wie Sherlock Holmes? Beweise es: Finde im rechten Bild die zehn Details, die geändert wurden. Mit etwas Glück gewinnst du einen von drei Preisen, gesponsert von Lamello.
mehr
Innovativ und kreativ, dazu auch haptisch ansprechend sollten die Arbeiten des diesjährigen Lernendenwettbewerbs der Aargauer Berufsschule sein. 60 angehende Schreiner stellten sich der Aufgabe.
mehr