«Beim Verleimen ist nicht alles glatt gelaufen»

Die Garderobe hat Ivan Stopel im überbetrieblichen Kurs hergestellt. Dafür wurden verschiedene Materialien und Beschlagsysteme verwendet. Bild: PD

Auf Instagram hat die Andreas Bischof GmbH aus Wildhaus SG eine Garderobe gepostet, die Ivan Stopel hergestellt hat. Was es mit dem Möbel auf sich hat, erzählt der Lernende im Monatsinterview.

Weshalb hast du die Garderobe produziert?

Ivan Stopel: Das ist das Möbel aus meinem dritten überbetrieblichen Kurs (üK). Im Kurszentrum in Schaan habe ich zu einer der Gruppen gehört, die das Objekt zum ersten Mal hergestellt hat. Die nachfolgenden Jahrgänge werden das dann auch machen.

Wie hat dir die Arbeit am Objekt gefallen?

Gut, ich finde die Garderobe toll. Der Entwurf verbindet klassische Elemente mit modernen, und ich finde es eine interessante Kombination.

Was hast du für Verbindungen gemacht?

Im kleinen Bogen links gab es eine Schwalbenschwanz-Verbindung. Das ist für mich ein klassisches Schreinerelement. Sonst haben wir viele saubere Gehrungen machen müssen, auch bei den Fronten. Wir haben verschiedene Beschlagsysteme verwendet. Zum Beispiel einen Vollauszug von Blum, denn rechts oben hat es eine Fixschublade mit ausziehbarem Deckel. Bei der Klappe haben wir Topfbänder in Kombination mit einem Klappenhalter verwendet. Bei den einzelnen Fronten haben wir die Griffe mit der Oberfräse eingefräst und dafür mit Schablonen gearbeitet.

Welche Materialien hast du verbaut?

Der runde Rahmen sowie die Füsse bestehen aus massivem Eschenholz. Die Kleiderstange ist Ahorn und der Korpus aus kunstharzbelegtem MDF. Das Holz wurde einfach geölt.

An welchen Maschinen hast du daran gearbeitet?

Die grossen Bögen habe ich an der Kehlmaschine mit einer Schablone und dem Anlaufring gefräst. Den Schwalbenschwanz im kleinen Bogen habe ich grob an einer Bandsäge ausgenommen und mittels Handwerkzeugen angepasst. Die einzelnen Korpusteile wurden nach dem Belegen mit Kunstharz mit der Tischfräse bearbeitet.

Lief etwas nicht wie geplant?

Beim Verleimen eines Korpusteils wurden die Gehrungen verdrückt, wodurch der untere rechte Kasten mit der Klappe nicht ganz im Winkel ist. Dadurch verläuft die Luft um die Fronten des Möbels nicht in einer Flucht mit den Ziernuten des Korpus, was mich etwas geärgert hat. Dennoch habe ich für das Möbel die Höchstnote erhalten. Ich bin eben immer sehr kritisch mit mir.

Steht die Garderobe nun bei dir zu Hause?

Ja, sie ist ideal, damit meine Freundin ihre Sachen aufhängen kann. Ich möchte alle Kursmöbel behalten.

Du bist älter als deine Klassengspänli. Machst du eine Zweitausbildung?

Ja genau, Ich bin eigentlich Softwareentwickler. Ich wollte aber nicht mehr länger im Büro arbeiten und habe nach einer neuen Herausforderung gesucht, die mich körperlich und geistig fordert. Holz finde ich einen tollen Werkstoff. Ich habe dann als Schreiner geschnuppert und konnte bei der Andreas Bischof GmbH einen Lehrvertrag unterzeichnen. Ich kann die Ausbildung in drei Jahren machen, habe also das erste und zweite Jahr zusammen absolviert und bin nun im dritten.

Bereust du die Entscheidung?

Nein, überhaupt nicht. Es war die richtige. Schreiner ist ein spassiger und spannender Beruf, bei dem es aber auch zu Frustrationen kommen kann, wenn es nicht ideal läuft. Ich möchte auch nach dem Abschluss vorerst weiter als Schreiner arbeiten und nicht ins Büro zurück.

Magst du deinen Lehrbetrieb?

Ja. Es gefällt mir gut, denn wir sind eine gute Truppe, auch mit mehreren Lernenden. Da wir sowohl eine Schreinerei wie auch einen Holzbaubetrieb haben, lerne ich in beiden Welten, was ich super finde. Ich mag die Arbeit mit den verschiedenen Werkstoffen und Massivholz, was den Alltag sehr abwechslungsreich macht.

Interview mit

 

Ivan Stopel aus Wildhaus SG im Toggenburg. Er ist 30 Jahre alt und lebt seit 2021 in der Schweiz. Geboren ist er in Russland, ehe er mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Friedrichshafen am deutschen Bodenseeufer zog. In seiner Freizeit ist er gerne draussen unterwegs. Wenn er Zeit hat, steht
er gerne in der Werkstatt und setzt eigene Ideen um. Er ist gelernter Softwareentwickler und macht die Zweitlehre als Schreiner EFZ in drei Jahren. Er befindet sich im dritten Lehrjahr. In die Berufsschule geht er nach Buchs SG.

Nicole D’Orazio

www.andreas-bischof-gmbh.ch

 

Veröffentlichung: 07. März 2024 / Ausgabe 10/2024

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