Fassaden aus Holz sind beliebt. Bei Neubauten sieht man diese immer häufiger. Dafür kommt auch das Holz der Tanne zum Einsatz. Da Tannenholz kein Harz enthält, fehlen auch die für die Fichte so typischen Harzgallen. Bei ästhetisch anspruchsvollen Anwendungen ist die Tanne deshalb die erste Wahl.
Allerdings herrsche inzwischen Verunsicherung in der Branche, ob das Holz der Tanne für Fassaden wirklich geeignet sei, da in den letzten Jahren vermehrt Schäden durch Holz zerstörende Pilze aufgetreten seien, beschreibt Marcel Schnyder von der Berner Fachhochschule (BFH) für Architektur, Holz und Bau (AHB) in Biel die Ausgangslage. Am Institut für Baustoffe und biobasierte Materialien widmete man sich deshalb der Untersuchung von möglichen Ursachen und dem Erkenntnisgewinn rund um die Holzfassaden aus Tanne und Fichte.
Keine Einschränkungen gefunden
Nach Laborversuchen scheint klar: Die Hölzer von Fichte und Tanne werden in gleichem Masse von Pilzen wie dem Tannenblättling besiedelt und geschädigt. Der Verdacht, dass der für die Tanne typische Nasskern wie auch der sogenannte Einlauf eine besondere Rolle beim Befall durch die Pilze spiele, konnten die Forscher anhand der Versuchsreihen ausschliessen.
Wie so oft in der Forschung, ist dies aber nur ein Teilergebnis. Denn wann und wie die Besiedlung durch Pilze in der Praxis wie der Fassade erfolgt, kann durch Laborversuche nicht erkundet werden.
Eine Vorinfektion von Tannenholz mit Nasskern durch den Tannenblättling könne laut Schnyder jedoch ausgeschlossen werden. Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass es mit der Beschichtung zusammenhängt. Durch das Aufbringen von Holzschutzpräparaten wird der Dampfdiffusionswiderstand erhöht. Das ist keine Überraschung. Dass ein und dieselbe Beschichtung zu einer geringen Durchgängigkeit von Wasser bei der Tanne stärker ausfällt, als bei der Fichte, ist dagegen durchaus bemerkenswert. Wenn beschichtetes Holz schlecht abtrocknet, begünstigt dies das Auftreten von Pilzen.
Unterhaltskonzepte sind gefragt
An dieses Forschungsfeld schliessen die Bemühungen von Barbora Starovicova von der BFH nahtlos an. Sie untersuchte Holz-oberflächen von Fassaden mit unterschiedlichem Alter, Beschichtung und Profilen. Diese wurden etwa nach Verwitterungsstufen klassifiziert. Das Ziel dahinter ist den richtigen Zeitpunkt für den Unterhalt mit einem geeigneten Mittel zu finden. In der Schweiz seien laut früheren Untersuchungen mehr als 60 % aller Holzfassaden mit Vorvergrauungslasuren behandelt. Diese Verfahren sind mit rund 15 Jahren noch relativ jung; um ein Unterhaltskonzept so behandelter Flächen hat man sich indes noch nicht gekümmert. Und eine inhomogene Verwitterung sei Realität. Genau da setzt Starovicova zusammen mit Industriepartnern an. Neben dem geeigneten Zeitpunkt zur Durchführung einer Unterhaltsmassnahme, geht es auch um das richtige Mittel. Derzeit laufen die Versuche an realen Objekten zur Lösung.
www.s-win.ch
Christian Härtel