In Geduld geübt

Der Schnittholzstapel zum Trocknen des eigenen Holzes ist bei Schreinereien nicht mehr allzu häufig anzutreffen. Bild: Christian Härtel

Massivholz.  Die Holzerntesaison im Wald kündigt sich an, und so mancher Schreiner wird dann den einen oder anderen Stamm zum Trocknen aufstapeln. Beim Umgang braucht es vor allen Dingen Geduld – schon beim Stapeln und dann noch bis das Holz zur Ruhe gekommen ist.

Bretter, die die Schreinerwelt bedeuten, müssen nach dem Einschnitt erst mal trocknen. Wer selbst Stämme sägen lässt, sei es, weil eigener Wald vorhanden ist oder ein Zugang zum Rundholz besteht, der hat in der Regel auch sein Know-how über die Jahre damit aufgebaut. Andere erinnern sich vielleicht an die Ausführungen zur Schnittholztrocknung aus den Lehrjahren, der Berufsschule und den einschlägigen Fachbüchern.

Grundlage in jeder Hinsicht

Neben der technischen Trocknung lässt sich das Schnittholz ganz von allein bis auf etwa 15 % an der frischen Luft trocknen. Laut Faustregel 1 cm Holz pro Jahr bedeutet für eine 60er-Bohle mindestens drei Jahre Trockenzeit. Vorausgesetzt, die wichtigen Regeln wurden eingehalten, wie etwa den Holzstapel quer zur Windrichtung anzulegen, mit einem guten Dachüberstand abgedeckt, damit es auch bei stürmischem Wetter nicht an den Stapel regnet, und natürlich muss das Aufsetzen fachgerecht durchgeführt werden. Dazu gehört auch, dass der Unterbau auf ebenem Grund, frei von Bewuchs, und sauber ausgerichtet ist. 400 mm Abstand vom Boden sollte die erste Lage mindestens haben.

Auf die Stapelfüsse legt man stabile Lagenhölzer, die den Stapel tragen. Darauf wird dann das Schnittholz aufgelattet. Die Abstände der Lagenhölzer und die Abstände von einer Stapelleiste zur nächsten hängen von der Dicke des Trockengutes ab. Mehr als 1 m sollten diese nicht betragen. Bei dünnen Brettern unter 35 mm Stärke sogar nur 50 cm.

Das stammweise Aufsetzen bietet einen guten Überblick über die Dimension der Stämme. Dann allerdings sollte man wenigstens zwei Stämme in der Tiefe nebeneinander liegen haben, damit immer wieder lange Stapelleisten über beide Stämme aufgelegt werden können. Beim Kastenstapel werden die Bretter über die gesamte Stapelbreite entsprechend der Leistenlänge gestapelt. Vorteil hierbei ist, dass der Stapel sehr stabil wird und das Schnittgut mehr Druck erhält und sich dadurch weniger wirft.

Wer mehrere verschiedene Dickenmasse hat, für den ist der Kastenstapel die bessere Lösung. Sonst muss man ständig beim Hochstapeln von einem Stamm zum anderen ausgleichen, was in der Praxis meist zu wenig exakten Ergebnissen führt. Manche Lehrbücher empfehlen, möglichst Stapelleisten mit quadratischem Querschnitt zu verwenden. Dadurch können diese nie falsch aufgelegt werden. Wichtiger allerdings ist, dass die Stapelleisten exakt übereinander liegen, was beim Aufsetzen eines tiefen und hohen Kastenstapels gar nicht so einfach ist. Auch müssen die Stapelleisten das Schnittgut vollständig abdecken. Zu kurze Stapelleisten führen zum Verziehen des Schnittholzes.

Gute Leisten sollte man sich leisten

Eine gute Lösung sind Stapelleisten mit schräg verlaufenden Nuten oder Profilierungen. Dadurch wird die Auflagefläche der Leiste verringert, und es bilden sich keine Feuchtenester, weil die Luft auch an der Leiste zirkulieren kann. Dadurch kann die Leiste breiter als hoch werden, was zu einer guten Stabilität führt, ohne dass man sie falsch auflegen könnte. Die Lehrbücher sagen auch, dass man das Trockengut jährlich umstapeln sollte, auch damit Stapelleisten an anderer Stelle zum Liegen kommen. Aber das ist sehr aufwendig und wird in der Praxis kaum gemacht. Gerade deshalb sind gute Stapelleisten und eine saubere Stapelung unabdingbar für den Erfolg mit dem eigenen Schnittholz. «Wichtig ist auch die Zeit als entscheidender Faktor beim Trocknen», weiss Ulrich Wyttenbach von der gleichnamigen Schreinerei in Moosseedorf BE. Denn wenn Holz lange an der Luft liegt, dann gibt es die Feuchtigkeit langsam ab und kann auch immer wieder etwas Wasser aus der Luft aufnehmen. Dadurch wird das Holz immer ruhiger.

Den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen

Liegt Holz viele Jahre an der Luft, ist es qualitativ hochwertig getrocknet. Man sollte allerdings den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen, gerade bei empfindlicheren Hölzern, das Schnittgut rechtzeitig in den klimatisierten Innenraum zu bringen. Wann das ist, hängt von der Holzart, dem Ort und der weiteren Behandlung ab. Bei Wyttenbach wandert das besäumte und getrocknete Holz ins Lagerregal. Dort wartet es mit geringer Holzfeuchte auf die Verarbeitung. So kann er das Risiko von Schäden am Lagergut gering halten.

Bleibt das trockene Holz draussen, steigt das Risiko an. «Mein Eindruck ist, dass die Gefahr durch Insektenfrass am Schnittholz zugenommen hat», sagt Marc Künzle, Inhaber und Geschäftsleiter der Möbelmanufaktur 1980 in Heerbrugg SG. Allzu viel Holz legt sich der Massivholzschreiner deshalb nicht vor die Werkstatt. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gibt es nicht, aber ähnliche Einschätzungen kann man von erfahrenen Holzfachleuten immer wieder vernehmen. Sorgfalt sei deshalb die erste Pflicht beim Umgang mit Massivholz, zeigt sich Wyttenbach überzeugt. Auch dabei solle man sich die grösstmögliche Mühe geben, so der erfahrene Schreiner.

Christian Härtel

www.wyttenbach-schreinerei.chwww.moebelmanufaktur.ch

 

Veröffentlichung: 02. Oktober 2025 / Ausgabe 40/2025

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