«Wie heisst das auf Deutsch?» Diese Frage dürfte Jason Mantegazza im März noch deutlich häufiger gestellt haben als nun Ende Juni. In wenigen Tagen endet sein Sprachpraktikum bei der Schreinerei Baumgartner in Obernau im Kanton Luzern. «Wir haben zum Glück jemanden im Betrieb, der italienisch spricht», sagt Udo Bremgartner, Projektleiter Avor. Das habe den fachlichen Einstieg des Jungschreiners EFZ aus dem Tessin ins viermonatige Sprachpraktikum erleichert. Schon bald war dann allein Hochdeutsch die Sprache der Wahl. Sein Schreinerhandwerk beherrscht Mantegazza, ins Luzernische kam er also in erster Linie, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern. In der Sekundarschule hatte er zwar einige Jahre Deutsch, in der folgenden Berufsschule dann aber nicht mehr. Dank dem Austauschprogramm «Swiss Mobility» kam nun dieser viermonatige Sprachaufenthalt nördlich der Alpen zustande (siehe Kasten).
Intensivsprachkurs vor dem Praktikum
Als Handwerker ist der Tessiner ein Exot in der Deutschschweiz. Wie Andrea Togni, Leiter des Tessiner Austauschdienstes, sagt, haben bisher vor allem junge Berufsleute aus dem kaufmännischen Bereich und dem Gesundheitswesen am Projekt teilgenommen. Aus der Deutschschweiz hat bisher ebenfalls noch kein Schreiner ein Sprachpraktikum im Tessin via «Swiss Mobility» gemacht. Dabei ist das laut Togni sogar ohne vorgängige Italienischkenntnisse möglich, dank eines mehrwöchigen Intensivkurses für Italienisch vor dem eigentlichen Praktikum.
Berufsverbände können vermitteln
Der Aufenthalt von Mantegazza in der Luzerner Schreinerei ist auch dem Engagement der Luzerner VSSM-Sektion zu verdanken, die als Vermittlerin fungierte. «Wir begrüssen das», sagt Katharina Fischer, Ressortleiterin bei der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern. Während an Mittelschulen Sprachaufenthalte meist Teil des Lehrplanes seien, sei dies bei Berufslehren nicht der Fall. Ein Sprachpraktikum verbessere nicht nur die Sprachkompetenz der Teilnehmenden, sondern bringe die jungen Berufsleute auch persönlich weiter – und sie lernen einen anderen Landesteil kennen. Für Mantegazza jedenfalls war der Aufenthalt ein Erfolg. Im Betrieb hat er sich bewährt, und so wie es aussieht, beschäftigt ihn die Schreinerei nach dem Praktikum weiter.
www.basago.chwww.luzerner-schreiner.ch
Austauschprogramm «Swiss Mobility»
Für junge Berufsleute
Am Austauschprogramm «Swiss Mobility» für junge, frisch diplomierte Berufs- leute sind derzeit unter der Federführung des Kantons Tessins die Kantone Bern, Freiburg, Jura, Wallis und der bisher einzige Deutschschweizer Kanton Luzern beteiligt. Gerne sähen die Verantwortlichen weitere Deutschschweizer Kantone als Partner des Austauschprogrammes. Finanzielle Unterstützung erhielt «Swiss Mobility» in der Pilotphase seit 2015 vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Seit 2023 ist «Movetia», die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich, der Geldgeber aufseiten der Eidgenossenschaft. Die Sprachkurse, seien es mehrwöchige Intensivkurse vor dem Praktikum und/oder ein regelmässiger Sprachunterricht während des Praktikums, sind für die Teilnehmenden kostenlos. Für ihre Arbeit im Betrieb erhalten sie einen Praktikumslohn.
www.movetia.chwww.ti.ch/mobilita-scambi
Stefan Hilzinger, hil