Damit die Abluft zieht

Eine gute Küche sollte auch mit einem richtig funktionie-renden Dampfabzug ausgerüstet sein. Bild: Wesco

Lüftung.  Richtig geplant, dimensioniert und installiert, stellen Dampfabzüge eine grosse Hilfe beim Kochen dar. Bei Fehlern können sie aber auch für Enttäuschungen sorgen. Damit dies nicht geschieht, braucht es entsprechende Beratungskompetenzen.

Oft zeigt sich erst nach längerem Gebrauch, ob etwas gut funktioniert oder eben nicht. So verhält es sich auch mit der Küchenlüftung: Reklamationen, dass ein Dunstabzug Gerüche, Feuchtigkeit und andere Partikel in der Luft nicht gut nach draussen befördert, kommen immer wieder vor. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren vermehrt Umluftgeräte verbaut wurden, welche die Situation nicht unbedingt übersichtlicher gemacht haben.

Umluft ist nicht vorgeschrieben

Nach wie vor weitverbreitet ist die Annahme, dass in Minergie-Gebäuden oder solchen mit Komfortlüftungen keine Abluft-Dampfabzüge mehr montiert werden dürfen. Dass dies nicht den Tatsachen entspricht, wurde in der SchreinerZeitung immer wieder thematisiert. «Minergie heisst nicht gleich Umluft», stellt auch Kurt Tiefenauer, Stab Technik beim Lüftungshersteller Wesco in Wettingen AG, nochmals klar. Vorgegeben ist nämlich lediglich das Gewährleisten einer Nachströmung der Ersatzluft. In dichten Gebäuden besteht ansonsten die Gefahr, dass die Luft über unhygienische Wege wie Abwasserleitungen, Kamine oder Kelleröffnungen nachströmt. Ist eine Komfortlüftung vorhanden, könnte diese ebenfalls durch einen allfälligen Unterdruck negativ beeinflusst werden. Zudem kann in der kalten Jahreszeit kühle, unkontrolliert nachströmende Aussenluft auch die Behaglichkeit beeinträchtigen.

Es ist unbestritten, dass Ablufthauben in der Planung und bei der Installation aufwendiger sind als Umluftmodelle. Es gibt aber auch Berechnungen, die aufzeigen, dass, über die gesamte Lebensdauer gesehen, eine Ablufthaube günstiger oder zumindest nicht teurer ist als Umluft. Denn bei Umluftversionen müssen in regelmässigen Abständen die nicht gerade billigen Aktivkohlefilter gewechselt werden. Hinzu kommt, dass sich im Umfeld des Umluftauslasses mehr Ablagerungen an Wänden und Decke bilden. Sprich: Hier braucht es eher mal einen neuen Anstrich. Zwar gibt es auch Umluftgeräte mit Plasmafilter, die nicht gewechselt werden müssen. Diese kosten aber wesentlich mehr und verbrauchen zusätzlich Strom.

Raus mit dem Dampf

Abluftlösungen haben also nach wie vor ihre Berechtigung, zumal nicht alle Neubauten mit Komfortlüftungen ausgestattet werden, die nicht herausgefilterte Gerüche und Feuchtigkeit aus dem Wohnraum befördern. Zudem muss der Küchenbauer bei Renovationen oft bestehende Ablufthauben ersetzen.

Wie vorhin erwähnt, ist bei Abluftversionen die Planung besonders wichtig, um ein effizientes und sicheres System zu garantieren. Diesem Umstand wird auch in der kommenden SIA-Norm 382/5 «Lüftung in Wohnbauten» Rechnung getragen. Die Vernehmlassung der neuen Norm ist vor Kurzem zu Ende gegangen, und sobald diese in Kraft tritt, wird sie das bisherige Merkblatt 2023 «Lüftung in Wohnbauten» ersetzen. Im Entwurf der SIA 382/5 ist beispielsweise zu lesen, dass ein Lüftungskonzept erstellt werden muss. Sofern die Norm in dieser Form erscheint, wertet sie Kurt Tiefenauer als sehr positiv: «Somit müsste sich der Architekt bereits in der Projektphase Gedanken machen, wie die Küchenlüftung gelöst werden soll.» Dadurch hat man die Möglichkeit, allfällige Abluftleitungen und Mauerkästen frühzeitig einzuplanen.

Es braucht effiziente Leitungen

Leitungen, Klappen und Mauerkästen sind entscheidende Komponenten für einen effizienten Dunstabzug. Experten stellen immer wieder fest, dass Fehler in diesem Bereich zu Problemen mit der Absaugleistung führen. «Bögen, Reduktionen und Wettergitter haben immer einen Einfluss auf die Absaugleistung», sagt Andreas Liechti. Er ist Leiter der Academy von Wesco, wo Architekten, Planer und Monteure in Sachen Küchenlüftung geschult werden. Mithilfe von Tabellen, die von den Herstellern oder auch vom Verband Küche Schweiz zur Verfügung gestellt werden, lässt sich errechnen, wie gross der Widerstand in einer Leitung ausfällt. Dieser Wert wird in Pascal (Pa) angegeben und zeigt auf, wie gross der Druckverlust in der Leitung ist. Fügt man diese Werte zusammen mit der Leistungskurve des Dunstabzugs in ein Diagramm ein, ergibt sich am Schnittpunkt der maximale Betriebspunkt. Das bedeutet, dass an diesem Punkt der vom Ventilator erzeugte Zusatzdruck den Druckverlust durch das Rohrnetz exakt ausgleicht. Hier ist die maximale Luftfördermenge in einer Anlage erreicht.

Nun wird auch klar, wieso die oft angegebene Absaugleistung in Kubikmetern in der Realität nicht erreicht werden kann. Denn dabei handelt es sich um die sogenannte Freiblasmenge, also jene Luftmenge, die der Ventilator absaugt, wenn er an keine Rohrleitung angeschlossen ist.

Störfaktoren minimieren

Will man im vorliegenden Beispiel den Durchsatz erhöhen, könnte man also theoretisch einen leistungsstärkeren Abzug einbauen. Dieses Vorgehen ist aber meistens nicht sehr effizient. Weil der Widerstand in der Rohrleitung unverändert bleibt, geht nach wie vor viel Absaugleistung verloren. Ein stärkerer Dunstabzug kostet ausserdem mehr und verbraucht mehr Energie. Ähnlich verhält es sich auch mit Zusatzventilatoren, die in die Rohrleitung eingebaut werden. Sinnvoller wäre es deshalb, wenn möglich auf Bögen oder andere Störfaktoren zu verzichten. Geht das nicht, muss man allenfalls auf einen grösseren Rohr- oder Kanalquerschnitt setzen.

Insbesondere bei Sanierungen lohnt es sich deshalb, die bestehenden Leitungen genau unter die Lupe zu nehmen. Je nachdem macht es nämlich kaum Sinn, einen stärkeren Dunstabzug einzubauen, wenn die Rohrleitungen nicht entsprechend angepasst werden.

Typische Probleme sind beispielsweise hinter einer Verkleidung zusammengedrückte oder mehrfach verwundene Flexschläuche, nicht abgeklebte Verbindungen und Wettergitter mit zu wenig Durchlass. «Manchmal kann es auch vorkommen, dass ein Wespennest oder andere Fremdkörper die Leitung verstopfen», erzählt Andreas Liechti. Muss eine Leitung verjüngt werden – beispielsweise aufgrund eines bestehenden Mauerkastens –, sollte dies möglichst am Ende der Leitung und mit einer passenden Reduktion erfolgen. So lässt sich der Druckverlust so gering wie möglich halten.

Zuluft für jede Situation

Wie am Anfang des Artikels beschrieben, ist bei Ablufthauben eine kontrollierte Zuluft unabdingbar. Sie verbessert nicht nur den Komfort und die Hygiene, sondern auch die Effizienz. Ohne Zuluft kommt es in dichten Gebäuden zu störenden Pfeifgeräuschen, und der Abzug selber wird ebenfalls lauter.

Die Zuluft lässt sich mittlerweile mit einfachsten Mitteln sicherstellen. Vom simplen Fensterkontakt mit Funkübertragung über automatische Fensteröffner bis hin zu speziellen Zuluftregulierungen mit Filtermatten gibt es für jeden Anspruch eine Lösung.

In diesem Bereich bietet sich allenfalls der Einbau einer kombinierten Dunstabzugshaube an, die automatisch von Abluft auf Umluft umstellen kann. Ist das Fenster geschlossen, läuft der Abzug auf Umluft, und sobald man es öffnet, wechselt er auf Abluft. Das ist auch im Winter ein Vorteil, so kann der Benutzer das Fenster geschlossen lassen, wenn er keine kalte Luft nachströmen lassen will.

Befindet sich im Gebäude eine raumluftabhängige Holzfeuerung, muss übrigens zwingend für ausreichend Zuluft gesorgt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass durch den Unterdruck die Rauchgase nicht mehr durch den Kamin entweichen. Diesen Umstand gilt es insbesondere bei Sanierungen oder später installierten Feuerungen zu beachten.

Den Kunden beraten

Zur Planung einer praxistauglichen Küche gehört also nicht nur die Wahl des schönsten und stärksten Dunstabzuges. Damit das Kochvergnügen lange Bestand hat und nicht im Kochdunst versinkt, braucht es eine seriöse Planung der gesamten Installation. Bringt der Küchenbauer diese Thematik frühzeitig aufs Tapet, kann er seine Kompetenzen unter Beweis stellen, und der Kunde hat lange Freude an seiner neuen Küche – und dem Dunstabzug.

www.wesco.chwww.küche-schweiz.chwww.sia.ch

ph

Veröffentlichung: 05. Juli 2018 / Ausgabe 27/2018

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