«Das Furnierbild läuft schön durch»

Das Badmöbel aus Spanplatte mit Kastanienholzfurnier, das Marcel Zweiacker für einen Kunden herstellen durfte. Bild: PD

Die W. Wälti AG aus Hallwil AG konnte für einen Kunden ein individuelles Badmöbel realisieren. Produziert hat es Marcel Zweiacker, Lernender im vierten Lehrjahr. Im Monatsinterview erzählt der 19-Jährige mehr über den Auftrag.

Wie kamst du zum Auftrag? War es das erste Badmöbel, für das du allein verantwortlich warst?

Marcel Zweiacker: Angefangen hat es damit, dass jemand aus dem Büro kam und mich fragte, ob das Möbel technisch so umsetzbar ist und ich mir vorstellen könnte, es herzustellen. Es war das erste Badmöbel, für das ich selbst zuständig war.

 

Um was für ein Badmöbel handelt es sich?

Der Unterbau ist aus Spanplatte, die ich mit Kastanienfurnier furnierte. Speziell am Möbel ist, dass das Bild durchläuft, die Fronten zu den Seiten hin auf Gehrung sind und an der Oberkante ein Griffprofil ist. Darum leimte ich zuerst Massivholzkanten an die Teile, bevor ich sie furnierte. Die Abdeckung ist aus Naturstein, der Spiegelschrank bleibt bestehen. Die Schubladen laufen auf Blum-Movento-Auszügen.

 

Wie ist es gelaufen?

Nach dem Zuschnitt und Furnieren der Teile konnte ich diese an der CNC gemeinsam mit meinem Ausbildner weiterverarbeiten, programmiert wurde es aber im Büro. Die Gehrungen fräste ich an der Tischkreissäge, das Griffprofil an der Kehlmaschine.

 

War das Furnieren schwierig?

Ja, das war etwas herausfordernd, weil ich dazu das Furnier an einem Stück über die Seiten und Fronten legen und in der Presse verpressen musste. Da die Teile etwas Übermass hatten, konnte ich sie aneinanderstossen. So läuft das Furnierbild schön durch, und wäre Leim hinuntergelaufen oder hätte es Schnitte in den Kanten gegeben, wäre dies kein Problem gewesen, da die Teile ja grösser waren und im Anschluss noch formatiert wurden. Beim Wenden der Teile musste ich vorsichtig sein, ansonsten wäre das Furnier an den Enden eingerissen.

 

Wie sehen deine Aufgaben im Alltag aus?

Die sind immer sehr unterschiedlich: von der Montage von Fenstern, Türen, Küchen oder Einbauschränken bis zu kleineren Aufträgen in der Werkstatt wie beispielsweise ein Lüftungsgitter reparieren oder defekte Küchenfronten auf Massivholz neu produzieren.

 

Wie gefällt es dir in deinem Lehrbetrieb?

Sehr gut. Mit dem, was ich machen kann, bin ich zufrieden. Ich fühle mich wohl im Team, und die Arbeit ist abwechslungsreich. Seit wir vor zwei Jahren mit dem Betrieb an den jetzigen Standort umgezogen sind, haben wir mehr Platz, modernere Arbeitsplätze und Maschinen.

 

Bist du auch auf Montage?

Im ersten Lehrjahr war ich viel auf der Baustelle. Jetzt bin ich gerade mehr in der Werkstatt, das kommt ganz auf die Aufträge an. Ich mache beides gern, bin aber doch lieber im Betrieb, weil man da fast noch mehr Aufträge von A bis Z selbst machen kann. Auf Montage gefällt mir aber, die direkte Reaktion der Kunden zu sehen, wenn sie über die Arbeit glücklich sind.

 

Fiel dir die Berufswahl schwer?

In der Schule machte ich viele Schnupperlehren, unter anderem als Maurer, Metallbauer, Strassenbauer und Bauspengler. Anschliessend schaute ich mir noch den Schreinerberuf an, der mir schliesslich am besten gefiel. Ich finde es schön, dass man mit einem lebendigen Rohstoff und so vielen verschiedenen Materialien und Maschinen arbeiten kann.

 

Wie bist du zur W. Wälti AG gekommen?

Ich wohnte damals gleich in der Nähe der Schreinerei, weswegen ich dort mal schnuppern ging.

 

Gehst du gern zur Schule?

Im Grossen und Ganzen gehe ich gern in die Berufsschule, besonders die Fachkunde macht Spass, der Allgemeinbildende Unterricht nicht so. Trotzdem freue ich mich auf den Lehrabschluss, dann muss ich nicht mehr in die Schule und kann fünf Tage arbeiten gehen.

 

Weisst du schon, was du als IPA machen wirst?

Konkrete Pläne habe ich noch keine, vielleicht gibt mir mein Chef ein Projekt, das ich umsetzen kann.

 

Was machst du nach der Lehre?

Ich möchte noch ein halbes Jahr weiterarbeiten und dann die Winter-Rekrutenschule – wenn möglich als Durchdiener – absolvieren. Anschliessend werde ich wieder als Schreiner arbeiten, weil mir das am meisten Spass macht.

 
Michi Läuchli
 

www.schreinerei-waelti.ch

« zurzeit arbeite ich etwas mehr in der Werkstatt als auf dem bau.»
« nach dem furnieren konnte ich die teile mit meinem ausbildner an der cnc weiterverarbeiten.»

 

INTERVIEW MIT

Marcel Zweiacker aus Oberkulm im Kanton Aargau. Er absolviert bei der W. Wälti AG in Hallwil AG zurzeit das vierte Lehrjahr als Schreiner EFZ. In seiner Freizeit fährt der 19-Jährige gerne Töff. Mit seiner Husqvarna 701 Supermoto nimmt er am liebsten kurvenreiche Strecken über Alpenpässe unter die Räder. Zudem baut der angehende Schreiner sein Motorrad gerne um. Er hat seinen Töff für Optik und Leistung mit neuen Spiegeln, Rücklicht, Kennzeichenhalter, Auspuff- anlage und Aufklebern individuell ausgerüstet.

 

Veröffentlichung: 02. Oktober 2025 / Ausgabe 40/2025

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