«Das Sideboard muss einfach zerlegbar sein»

Das Sideboard von Florian Röösli, das ihm mehr Stauraum bietet. Bild: Florian Röösli

Interview. Als Abschluss des ersten Jahres der Schreinerpraktiker-Lehre an der Technischen Fachschule Bern hat Florian Röösli aus Romoos LU ein Sideboard hergestellt – für sein Zimmer in der Wohngruppe.  

Weswegen hast du dich für ein Sideboard als Abschlussarbeit entschieden?

Florian Röösli: Ich hatte eines in meinem Zimmer in der Wohngruppe, wo ich während der Ausbildung wohne. Doch mein neues Bett benötigt mehr Platz, da ich sehr gross bin, und das alte Stück musste leider weg. Deswegen wollte ich mir ein passendes Sideboard mit zwei Schubladen bauen. Dann habe ich endlich genügend Stauraum für meine Games.

Welches Holz hast du verwendet?

Spanplatten 19 Millimeter, Buche furniert. Eigentlich wollte ich zuerst Ahorn nehmen, weil ich die Farbe schön finde. Doch das hätte nicht zu meinem Schrank aus Buche gepasst. Bei den einfachen Verbindungen habe ich mich für Clamex entschieden, weil diese wieder lösbar sind. Denn um das Sideboard ins Zimmer zu kriegen, muss ich es zuerst wieder auseinandernehmen, da es sonst nicht durch die Tür passt.

Ist die Herstellung des Möbels gut verlaufen oder gab es einige Herausforderungen?

Eigentlich bin ich mit der Arbeit sehr zufrieden. Das Trägermaterial habe ich neu furniert, weil es zum Teil zu gross war. Und bei den Dübeln der Schublade sind kleine Fehler passiert. Aber die sieht man nicht. Ich freue mich, es bald in mein Zimmer zu stellen.

Wie gefällt dir die Ausbildung? Läuft es gut?

Ja, es gefällt mir gut, und es läuft auch zu meiner Zufriedenheit. Es ist so, dass ich nach dem zehnten Schuljahr zuerst ein Jahr der praktischen Ausbildung gemacht habe. Dann hat mein Berufsbildner gesehen, dass ich bereit bin für die EBA-Lehre. So konnte ich nach einem Jahr wechseln. Ich wollte lieber tief beginnen und mich dann hocharbeiten. Ich schaue nun aufs zweite Jahr und hoffe, danach auch noch den EFZ-Abschluss anhängen zu können. Ich würde dann allerdings gerne in eine Schreinerei im Kanton Luzern nahe meines Wohnorts wechseln. Ich hoffe, dass das klappen wird.

Wolltest du schon immer Schreiner werden?

Nein, zuerst habe ich mich für den Beruf des Landschaftsgärtners interessiert, weil ich gerne draussen bin. Dann war eigentlich Zimmermann mein Traumberuf. Seit ich mit meinem Vater ein Vorzelt aus Holz gebaut habe, hat mich Schreiner jedoch mehr interessiert und ich habe auch nur noch in diesem Metier geschnuppert.

Warum hast du dich für die TF Bern entschieden?

Nach einer Woche Schnuppern war ich überzeugt. Ich hatte noch in einen anderen Betrieb reingeschaut, der mir aber nicht so zugesagt hatte. Hier in Bern ist das Angebot besser auf mich zugeschnitten. Mir gefällt, dass man eng betreut wird. Ein Jobcoach hilft einem zum Beispiel auch, Praktika in Schreinerbetrieben zu machen. Ich finde es hauptsächlich toll, mit anderen Lernenden zusammen zu sein, und dass wir hier noch sozusagen altes Schreinerhandwerk wie zum Beispiel Fingerzinken lernen.

Welche Arbeiten werden dir zugeteilt?

Wir stellen in den Werkstätten der TF Bern fast nur Möbel her. Ab dem zweiten Lehrjahr darf ich dann mehr Kundenaufträge übernehmen. Zudem ist das Ziel, im zweiten Jahr Praktika in anderen Betrieben zu machen und so eine Anschlusslösung für nach der Lehre zu finden.

Arbeitest du auch mal auf einer Baustelle?

Ab und zu schon. Ich mache beides gerne, in der Werkstatt wie auf der Baustelle. Draussen muss es einfach gleich beim ersten Mal perfekt sitzen.

Stellst du dir deine Zukunft in der Schreinerbranche vor?

Nach dem angestrebten EFZ-Abschluss möchte ich sicher ein paar Jahre im Beruf bleiben. Ich kann mir vorstellen, später eine Weiterbildung zu machen oder einen weiteren Beruf zu erlernen. Vielleicht werde ich ja doch noch Zimmermann.

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich nehme Schlagzeug-Lektionen, bin oft mit dem Velo unterwegs und gehe ins Fitness. Ich verfolge die deutsche Bundesliga, da ich Fan des FC Bayern München bin. Ich hoffe, dass ich bald einmal ein Spiel live in der Allianz-Arena mitverfolgen kann. Das wäre toll.

www.tfbern.ch

Interview mit:

Florian Röösli, 17, aus Romoos LU. Er schliesst gerade das erste Lehrjahr als Schreinerpraktiker EBA an der Technischen Fachschule Bern ab.
Damit er nicht so einen langen Arbeitsweg hat, wohnt er während der Aus­­bil­dung in Bolligen BE in einer Wohngruppe. In seiner Freizeit spielt
er Schlagzeug, hört Musik, fährt gerne mit dem Velo in die Natur und geht ins Fitness. Zudem ist Röösli grosser Fan des FC Bayern München.
Sein Lieblingsspieler ist Robert Lewandowski. 

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 01. Juli 2021 / Ausgabe 27-28/2021

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