Das Tüfteln ist des Schreiners Lust


In der kreativen Firma 3dimensional findet Philipp Keusch (48) den Raum für seine Ideen. Bild: Caroline Schneider
In der kreativen Firma 3dimensional findet Philipp Keusch (48) den Raum für seine Ideen. Bild: Caroline Schneider
Es gibt Menschen, die brauchen besondere Herausforderungen, damit sie in ihrem Element sind und sich lebendig fühlen. Ehrgeiz, Perfektionismus und Wissensdurst treiben diese Menschen an. Philipp Keusch gehört zu dieser Spezies. Er braucht immer etwas zum Knobeln. Dieses Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Während andere Kinder sich im Wald tummelten oder ihre freie Zeit auf dem Spielplatz verbrachten, schraubte sich der kleine Philipp einen Rennlenker auf sein Velo und begleitete seinen Vater auf seinen Radtouren. Als Jugendlicher trainierte er ehrgeizig und qualifizierte sich mit 20 Jahren zum Elite-Amateur-Radrennfahrer. Rund 25 Stunden pro Woche investierte er in den Radrennsport nebst einem 50-Prozent-Arbeitspensum. «Ich lebte nur noch für den Sport. Bis zu 28 000 Kilometer spulte ich pro Jahr ab», sagt der 48-Jährige. Am Wochenende fanden jeweils die Rennen statt. Vier Jahre war er mit von der Partie. Irgendwann musste er sich der Frage stellen: Voll auf die Karte Sport setzen oder etwas anderes tun? Keusch wies dem Radsport eine Nebenrolle zu. Denn es trieb ihn weiter zu einer neuen Herausforderung. Diese fand er im Beruf. Mehr zufällig als geplant, stiess er zum Sauber Automobilrennstall in Hinwil ZH. Er sei zwar kein Fan der Formel 1, aber die Arbeit dort habe ihn in Bann gezogen. «Als Modellbauer fertigte ich neue Modellprototypen im Massstab 1:2 an. Die Modelle kamen in den Windkanal, wo wir deren aerodynamische Eigenschaften testeten», erzählt Keusch. Es war eine lehrreiche Zeit für den damals 30-Jährigen.
Exaktes Arbeiten stand an der Tagesordnung. Denn jeder Millimeter bewirkte andere Resultate, wenn das Modell im Windkanal getestet wurde. «Wir waren ein ambitioniertes, interdisziplinäres Team aus Konstrukteuren, Aerodynamikern, Polymechanikern, Kunststofftechnologen, Architekturmodellbauern und Schreinern, das Pionierleistungen erbrachte.» Während dieser Zeit lernte der Schreiner, mit anderen Materialien zu arbeiten – insbesondere mit Metall und Carbon. Es machte ihm Spass, immer wieder Neues zu kreieren, zu tüfteln und zu experimentieren. Doch die Arbeitstage waren intensiv und wenig kompatibel mit einem Beziehungsleben oder einer künftigen Familie. So entschloss er sich nach fünf spannenden Jahren dazu, eine Weiterbildung an der Höheren Fachschule für Technik und Gestaltung in Zug zu absolvieren. Danach fand Keusch die Firma, für die er noch heute tätig ist: «3dimensional». Sie hat sich auf Planung und Produktion von Werbeflächen wie Schaufenstern, Showrooms oder Ausstellungsdisplays spezialisiert. Tüftelei, Innovation und Kreativität sind hier bei Planung und Umsetzung von Prototypen gefragt. «Hier kann ich sehr eigenständig wirken», sagt Keusch.
Routinearbeit ist ihm ein Gräuel. Sobald eine Konstruktion funktioniert, verliert er sein Interesse und braucht die nächste anspruchsvolle Aufgabe. Zu seinen Lieblingsprojekten gehört die Rekonstruktion eines Spitfire-Flügels aus Blech für den Flughafen Zürich in den Dimensionen von 12 mal 2,5 Meter sowie die Herstellung eines funktionstüchtigen Uhrwerks mit vier Zifferblättern, die sich unterschiedlich drehen. Dank der Vielfalt ist Keusch seinem Arbeitgeber seit 13 Jahren treu. Er freut sich über jeden neuen «Knochen», an dem er sich die Zähne ausbeissen kann. Dann lässt ihm sein Tüftlergen keine Ruhe, bis die beste und eleganteste Lösung gefunden ist.
«Bei Sauber in Hinwil waren wir ein ambitioniertes, interdisziplinäres Team aus verschiedenen Berufen, das Pionierleistungen erbrachte.»
Veröffentlichung: 26. November 2020 / Ausgabe 48/2020
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