Präzises Spiel mit ruhiger Kugel

André Roth (62) wurde schon mehrmals Schweizermeister im Carambole. Bild: Caroline Mohnke

Leute. «Schon als Kind habe ich mit meinem Bruder Modellflugzeuge gebaut», erzählt der 62-jährige André Roth am Carambole-Tisch des Billard Clubs Luzern in Kriens. Aufgewachsen ist er mit drei Brüdern und einer Schwester in Emmenbrücke.

Nach seiner Schreinerlehre arbeitete André Roth zuerst als Bankschreiner und Maschinist. «Ich erinnere mich noch gut an diesen Freitagnachmittag bei der Firma Obrist, als mein Chef zu mir sagte, dass ich am Montag Furnier zuschneiden müsse. Für einen Grossauftrag einer renommierten Luzerner Uhrenfirma.» So ist er in Kontakt gekommen mit der Arbeit mit Furnier. Diese Art von Arbeit mache ihm grosse Freude und sei herausfordernd: «Jeder Furnierstamm ist anders. Für ein perfektes Resultat braucht es ein geschultes Auge und viel Erfahrung», erzählt er weiter. André Roth mag modernes und schlichtes Design. Wenn er dann an Sitzungen von den Projektleitern die Fotos sehe mit seinen Arbeiten, mache ihn das schon stolz. Seit 37 Jahren arbeitet der gelernte Schreiner nun als Furnierspezialist beim Unternehmen in Inwil LU, das für seine hochwertigen Ladenbauprojekte bekannt ist. Zum Ausgleich vom Arbeitsalltag schiebt er gerne eine ruhige Kugel im Billard Club Luzern. «Ich spiele französisches Billard», sagt er. Entdeckt habe er das Spiel in jungen Jahren, als er in einem Spielsalon noch am Töggelikasten stand. «Kurze Zeit später fuhr ich bei jedem Wetter mit dem Töffli von Emmenbrücke in die Luzerner Allmend ins Clublokal», lacht er. Früher spielte er viele Turniere und wurde sogar mehrmals Schweizermeister.

«Jeder Furnierstamm ist anders. Für ein perfektes Resultat braucht es ein geschultes Auge und viel Erfahrung.»

«Leider ist unser Sport am Aussterben», bedauert er. Noch vor 30 Jahren habe der Club rund 120 Mitglieder gezählt. Heute sind es noch ungefähr ein Dutzend. Der Carambole-Tisch wird auf 30 Grad beheizt und hat keine Taschen. Auf dem Tisch befinden sich drei Kugeln in den Farben Rot, Weiss und Gelb mit Punkten drauf. Das Ziel sei jeweils, mit einem Ball die anderen zwei Bälle zu treffen, was dann einen Punkt gibt. André Roth spielt immer mit Musik. Der Billard Club Luzern wurde 1907 im Hotel Monopol gegründet. «Die Kunst ist es, die Kugeln zu beherrschen, nicht die Kugeln dich», sagt er mit einem Lachen. Genau wie bei der Arbeit mit Furnier brauche es auch beim Carambole viel Konzentration. «Ich bin ein Perfektionist.» Er spiele ungefähr 20 Stunden in der Woche. «Aber vorwiegend während der kälteren Jahreszeit. Im Sommer bin ich gerne auf meinem Rennvelo unterwegs», erzählt Roth, der mit seiner Partnerin in Steinhausen ZG lebt, und fügt an: «Seit einiger Zeit verzichte ich auf Zucker. Je weniger Gewicht, desto besser geht das Rennvelofahren.» Seine Partnerin verwöhne ihn mit frischer und gesunder Küche und habe immer ein Lachen im Gesicht.

An ein Erlebnis mit dem Rennvelo erinnert er sich noch heute gerne: «Ich fuhr das Stilfser Joch hoch mit seinen rund 48 Haarnadelkurven. Es war anstrengend und kalt auf 2757 Meter über Meer.» Auf der Fahrt sei ihm ein anderer Radsportbegeisterter begegnet, und zusammen hätten sie spontan weitere vier Pässe überquert. «In Bormio angekommen, genoss ich das frischeste Sandwich, das ich je hatte.» Heute mache er nicht mehr so verrückte Sachen. Arth-Goldau, Steinerberg, Ägerigebiet, das genüge vollkommen.


Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 30. Juni 2025 / Ausgabe 26/2025

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