Dauerbrenner auf kleiner Flamme

Für manche ist Gas ein Kreuz. Für viele aber das einzig wahre Medium beim Kochen. Die Vorteile schätzen vor allem engagierte Hobbyköche. Bild: Electrolux

Gaskochfelder.  Das Kochen mit Gas ist eine Nische. Wenn es aber ernsthaft ums Kochen geht, setzen nicht nur Berufsleute auf die echte Flamme. Auch für den privaten Bereich hat sich das Gaskochfeld zum Designobjekt entwickelt und hat ordentlich Feuer, ganz wie bei den Profis.

Zum Kochen auf Gasflammen finden sich in der Regel auf den einschlägigen Internetforen Kommentare voller Lob und Begeisterung. Etwas anders verhält es sich mit dem Backen mittels Gasflammen. «Backen mit Gas ist ziemlich tricky, das entfällt bei uns durch den separaten Elektrobackofen», schreibt etwa Bloggerin Andrea auf www.nachhaltigbeobachtet.ch, wo Konsumenten sich über allerlei Themen mit ihren Erfahrungen austauschen.

Klar ist indes: Profis kochen mit Gas, und das hat Gründe: die direkte und unverzögerte Hitzeregulierung, niedrige Energiekosten bei hoher Leistung.

Bei den privaten Haushalten stellt sich die Situation in der Schweiz jedoch anders dar. Laut einer Prognos-Studie im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) ist der Bestand an Gasherden in der Schweiz seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2010 sollen es noch 155 000 gewesen sein. Dies entspricht einem Anteil von etwa 4,6 % des gesamten Bestandes in den Schweizer Haushalten. Interessant dabei: Beim Gesamtenergieverbrauch für das Kochen entfallen auf die Gasbrenner nur 3,9 %. Das Kochen mit Gas gilt als umweltfreundlich, weil energieeffizient. Die Studie endet 2010, wirklich aktuelle Zahlen sind nicht verfügbar. Deshalb bleibt im Dunklen, wie sich der Anteil beim Kochen mit Gas in den letzten Jahren entwickelt hat.

Denn neben dem Wunsch vieler Konsumenten, eine repräsentative, gut gestaltete Küche als Mittelpunkt des Wohnraumes zu haben, professionalisiert sich auch die Arbeit in der privaten Küche immer mehr. Dies gilt nicht nur für Gasherde, sondern auch für viele andere Küchengeräte wie Kombiöfen oder die Wok-Kochstelle. Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) sieht deshalb gar einen Trend hin zum Kochen mit Erdgas in privaten Haushalten, gerade weil Hobbyköche arbeiten wollen wie die Profis.

Ein Kuriosum bleibt indes, dass Kochen mit Gas zwar von vielen geschätzt wird, aber gleichzeitig doch nur einen relativ geringen Anteil einnimmt. Mit ursächlich dafür ist mutmasslich neben der nicht überall vorhandenen Gasversorgung auch ein gewisser Nachholbedarf bei der Performance der Gaskochfelder. In Ländern mit hohem Gasanteil, wie etwa Italien, ist die Modellvielfalt der Geräte ungleich höher als hierzulande. Das zeigt sich alle zwei Jahre an der Messe Eurocucina in Mailand. Viele gezeigten Modelle der einschlägigen Hersteller sind nicht auf dem Schweizer Markt erhältlich.

Nachteile werden abgebaut

Auch sitzt der Gedanke, dass Gas im Gebrauch eher etwas umständlicher ist und zudem gefährlich sei, wohl auch in den Köpfen vieler Konsumenten. Eine automatische Zündung beim Aufdrehen des Reglers ist heute aber längst Standard. Das selbstständige Abstellen des Gasflusses beim Erlöschen der Flamme ist in der Schweiz für neue Geräte sogar vorgeschrieben. Diese Sicherheitseinrichtung, die unkontrollierte Gasemissionen innerhalb weniger Sekunden automatisch stoppt, funktioniert in der Regel über ein integriertes Thermoelement. Dieses schliesst bei Abkühlung ein Ventil und verhindert so, dass Gas ausströmen kann.

Andere Nachteile bleiben. So stellt eine offene Flamme immer eine Gefahrenquelle dar. Und neben der Wärme erzeugt ein Gasherd auch Feuchtigkeit, als logisches Reaktionsprodukt durch die Gasverbrennung. Beobachten lässt sich das gut bei Gasbacköfen, bei denen das Sichtfenster recht schnell beschlägt.

Designobjekt Gaskochfeld

Dem Bedarf an professionelleren und gut gestalteten Gaskochfeldern für den privaten Gebrauch nehmen sich die Hersteller zunehmend an. «Umfragen haben gezeigt, dass das Interesse an Profitechniken und vor allem das Kochen auf Gas auch für den Privathaushalt gross ist», erklärt Roland Astner, Leiter der Fachberatung von Electrolux/Grand Cuisine. Deshalb hat der Hersteller mit der privaten Profi-Linie «Grand Cuisine» neben anderen Geräten auch ein durchdachtes Gaskochfeld auf den Markt gebracht, das für die exklusive Privatküche erdacht wurde. Neben einer edlen Materialisierung der Brennereinheit in Messing fällt vor allem das gefällige und praktische Abdeckgitter ins Auge. Denn ein Nachteil vieler Gaskochfelder ist, dass man schwere Töpfe und Pfannen bei der Arbeit immer anheben muss, um diese auf dem Kochfeld zu verrücken. Mit dem durchgängigen Pfannenträger kann der Topf einfach von der Flamme gezogen werden. Mit Brennerleistungen bis zu 5,5 kW und um 120° drehbaren Reglern, ist das Kochfeld auch bei anderen Punkten an die Profiküche angelehnt. Laut Hersteller kann mit dem grossen Brenner ein Liter Wasser mit Raumtemperatur innerhalb von 60 Sekunden zum Sieden gebracht werden. Die Flammen der sogenannten Flower-Flame-Brenner passen sich automatisch der Topfgrösse an, was das Kochen erleichtert und einen gängigen Nachteil bei der Nutzung von Gas beseitigt. Ausserdem wichtig für die Lust am Gas: Sind alle fünf Flammen gleichzeitig in Betrieb, gibt es keinen Leistungsverlust der insgesamt bis zu 22,5 kW messenden Ausstattung.

Platzierung nach Wunsch

Das wohl flexibelste System für Gaskochfelder kommt aus den Niederlanden. Der Hersteller Pitt liefert leistungsstarke Einzelbrenner mit bis zu 5 kW und nach Wunsch konfigurierte Kochfelder. Insgesamt umfasst das Sortiment 29 Modelle. Diese können in Reihe platziert oder nach Wunsch zusammengestellt werden.

Ein entscheidender Punkt bei dem System ist, dass die Brenner direkt ohne Grundplatte oder Versatz in die Abdeckung integriert werden. Das erleichtert die Reinigung des Kochbereiches und schafft eine besondere Optik. Ausserdem können die Brenner etwas weiter auseinander platziert werden, damit auch mehrere Pfannen gleichzeitig auf den Flammen ihren Platz finden. Nachteil: Holz als Material für die Abdeckung kommt dabei nicht infrage. Möglich sind die anderen gängigen Materialien wie Mineralwerkstoff, Stahl, Keramik oder Stein.

Mehr Platz durch die Reihe

Das allgemeine Problem mit dem Platz auf dem rechteckigen Kochfeld kennen viele Hobbyköche. Wenn dann noch Oberschränke vorhanden sind und auf allen Feuerstellen mit grösseren Töpfen gleichzeitig gekocht wird, muss man schon tief «hineinkriechen», um bei der gängigen Platzierung der Kochstellen an die hinteren Töpfe zu kommen. Das gelegentliche Anstossen des Kopfes an der Dunstabzugshaube mit eingeschlossen.

Bei Gaskochfeldern gibt es die Flammen deshalb auch vermehrt in Reihe platziert. Dann braucht es zwar etwas mehr Platz in der Breite – für vier Flammen etwa 120 cm –, doch dafür ist alles übersichtlich und gut erreichbar. So etwa auch bei den Modellen «Lab und b_free Fusion» vom italienischen Hersteller Barazza. Das Besondere daran ist aber die Kombinationsmöglichkeit mit Spülbecken und Richtflächen in Edelstahl, die dann flächenbündig als komplettes Element in jedes Material der Abdeckung eingelassen werden kann. Die Materialstärke beträgt 1,5 mm. Natürlich liefert Barazza auch die komplette Abdeckung in Edelstahl. Während die üblichen Komfortfunktionen, wie eine automatische Zündung beim Aufdrehen der Regulierung und eine automatische Abschaltung des Gasflusses beim Erlöschen der Flamme, bei den Modellen integriert sind, fehlt es für Profis etwas an Leistung. Wie so oft haben die Brenner Leistungsdaten zwischen 1 und maximal 3,3 kW, was für den engagierten Hobbykoch insgesamt etwas schwach ist.

Ganz und gar nicht schwach dagegen sind die Profi-Herde von Fulgor-Milano. Das Kochfeld ist auch separat erhältlich und wird als kompletter Block integriert. Die sechs Kochstellen bringen es auf eine Elementbreite von 910 mm und benötigen eine Tiefe von 691 mm. Wer nicht gleich professionelle, aber auch voluminöse Herdelemente wie von Fulgor-Milano möchte, kann auch nach Skandinavien schauen.

Der schwedische Hersteller Asko maximiert den Abstand zwischen den Brennern. Der Koch kann so auch grosse Töpfe und Pfannen gleichzeitig nebeneinander benützen, ohne dass diese sich gegenseitig ins Gehege kommen.

Sowohl als auch

Um die Vorteile von Gas nutzen zu können und dennoch nicht auf den Komfort eines elektrischen Kochfeldes verzichten zu müssen, kommen auch immer mehr kombinierte Modelle auf den Markt. So zum Beispiel beim italienischen Hersteller Smeg, aber auch bei anderen Anbietern. Nicht selten wird einem Induktionskochfeld ein kräftiger Wok-Gasbrenner anbei gestellt, der dann ebenso auf einer Glaskeramikplatte montiert sein kann.

Auch die Elektrifizierung von Gaskochfeldern schreitet voran. Einige Hersteller bieten Kochfelder mit Digitalanzeige und entsprechenden vorprogrammierten Modi an, so zum Beispiel V-Zug.

Funktionen wie Schmelzen, bei der die Temperatur zwischen 40 und 60 °C gehalten wird, oder das Simmern zwischen 70 und 90 °C, um ein Überkochen zu vermeiden, können so mit der sogenannten «Slider- Bedienung» einfach per Knopfdruck abgerufen werden.

www.grandcuisine.comwww.pittcooking.comwww.barazzasrl.itwww.nardi.infowww.fulgor-milano.comwww.asko.comwww.smeg.comwww.vzug.com

ch

Veröffentlichung: 15. September 2016 / Ausgabe 37/2016

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