Dein Baum, dein Möbel


Ein Bett aus der «Dein-Baum»-Linie von Holdener, ausgestellt im Tierpark Goldau. Bild: Holdener Schreinerei AG


Ein Bett aus der «Dein-Baum»-Linie von Holdener, ausgestellt im Tierpark Goldau. Bild: Holdener Schreinerei AG
Massivholz. Die Holdener Schreinerei AG in Oberiberg SZ führt unter dem Namen «Dein Baum» ein aussergewöhnliches Massivholzprojekt durch. Kunden wählen den Baum, aus dem ihr Einzelstück gefertigt werden soll, selber aus. Nur dieses Holz wird verwendet.
Die 19-jährige Andrea Fässler aus dem schwyzerischen Unteriberg ist eine von vier Lernenden der Holdener Schreinerei AG im Nachbarsdorf Oberiberg. Sie ist bereits im dritten Lehrjahr und hat schon selbstständig für das Projekt «Dein Baum» arbeiten dürfen. «In der Schule höre ich manchmal, dass einige meiner Mitschüler fast nur noch mit Spanplatten arbeiten. Bei uns ist das eher die Ausnahme.»
Produktionsleiter Robert Laimbacher gab den Anstoss für das Projekt «Dein Baum». Er hat starkes Interesse entwickelt für das Holz, die Bäume, die Energie, die darin steckt, und für den richtigen Erntezeitpunkt. Dank dieser Philosophie und des Projekts «Dein Baum» hat sich der Massivholzverbrauch der Schreinerei Holdener in den letzten Jahren mehr als verdreifacht.
Das Projekt funktioniert so: Projektleiter Robert Laimbacher geht zusammen mit den Kunden in den Forst oder in die Sägerei und berät sie dort in Sachen Baumart, Holzeigenschaften und Möbel. Gemeinsam suchen sie sich einen kompletten Stamm aus, aus dem das Möbel anschliessend gefertigt wird. Hier kommen die Lernenden ins Spiel, die viel mit Massivholz arbeiten dürfen und mehrere Fertigungsschritte aus- führen oder gar ganze «Dein-Baum»-Möbel in Eigenregie realisieren. Andrea Fässler durfte zum Beispiel zwei Beistellhocker selbstständig herstellen oder bei anderen Einzelstücken den Feinschliff machen.
Es ist auch schon vorgekommen, dass sich ein Kunde einen noch stehenden Baum aussuchte – wie kürzlich ein Mann, der aus einer alten Eibe aus dem Sihlwald einen Tisch bestellte. Solche Aufträge benötigen aber besonders viel Zeit, da das Holz erst in der Sägerei trocknen muss.
«Eine Besonderheit dabei ist, dass man auf die Energierichtung achten muss», sagt Andrea Fässler. Der Baum wird beim Sägen so markiert, dass man immer weiss, was oben und was unten, was links und was rechts war. Das Möbel wird dementsprechend gezeichnet, die Teile werden nach ihrer Ausrichtung entnommen. Dies hat einen Einfluss auf den Energiefluss innerhalb des Holzes. Beim Holz gebe es Pole wie bei Steinen auch, sagt Laimbacher. Darüber hinaus würden bei «Dein Baum» nur reine Holzverbindungen gefertigt, es wird nicht genagelt und nicht geschraubt.
Die Bäume werden ausserdem nach der Mondphase gefällt, eine Praxis, die wissenschaftlich fundiert ist und mittlerweile vielerorts so angewendet wird. Denn das Wasser konzentriert sich im Stamm woanders, je nachdem, ob gerade zunehmende oder abnehmende Mondphase ist. Das Gewicht des Stammes bleibt jedoch gleich.
In der Schreinerei Holdener entstehen Einzelstücke, bei denen besonderer Wert auf Energie, Kundenwunsch und Sorge zur Natur gelegt wird. Es wird hauptsächlich mit Massivholz aus der Schweiz gearbeitet – mit wenig Spanplatten und ohne Tropenholz. Dazu braucht es einen Bezug zum Wald, zum Baum, zum Holz und zum Ort. «Man lebt hier hinten in Iberg halt schon noch anders mit der Natur. Da ist auch die Motivation eine andere», sagt Produktionsleiter Robert Laimbacher.
Die Lernende Andrea Fässler schätzt diese Art der Arbeit. Man spüre, wie dem Objekt und der Natur Sorge getragen werde. Aber auch den Kunden gegenüber. «Die Kunden können bei uns in die Schreinerei kommen und bei der Fertigung zuschauen. Oder sie können gar bei einzelnen Schritten mithelfen, wenn sie das wünschen. Es wird nicht einfach ausgeliefert».
Veröffentlichung: 01. Februar 2018 / Ausgabe 5/2018
Schreinerlehre und Leistungssport zu kombinieren, verlangt Ausdauer, Disziplin und Zeitmanagement. Vanessa Rüegg aus Uster gibt Einblick, wie sich der Alltag in der Werkstatt mit intensivem Training vereinbaren lässt.
mehr
Am diesjährigen «Schreiner Nachwuchsstar» an der Holzmesse in Basel nahmen 82 zukünftige Schreinerinnen und Schreiner teil. Einer davon war Lian Blunschi, der ein einmaliges Schlagzeug herstellte. Wie er das vom Traum in die Realität umsetzte, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.
mehr
Unter Zeitdruck und nur mit Handwerkzeug bauten 80 Lernende am Berner-Cup einen Hocker aus Massivholz. Die beste Leistung zeigte Noelle Aeschlimann, die sich schliesslich den Sieg sicherte.
mehr