Der bescheidene Serienmeister

Daniel Guntli (27) ist seit seiner Jugend Geräteturner. Zuletzt hat der Schreiner fünf Bündner Turn-Meistertitel in Folge errungen. Bild: Franco Brunner

Bei Daniel Guntli zu Hause im bündnerischen Maienfeld sucht man einen Pokalschrank oder etwas in der Art vergebens. Dabei hätte der 27-jährige Schreiner so einige Siegeserinnerungen, die er in Form einer Auszeichnung zur Schau stellen könnte. Doch mit seinen sportlichen Erfolgen angeben, das ist nun mal nicht die Art des passionierten Geräteturners.

Nein, Daniel Guntli ist eher der stille Typ. Auch die Tatsache, dass er just im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge Bündner Meister im Geräteturnsport geworden ist, kommt ihm nur so nebenbei über die Lippen. Dass das Geräteturnen «sein Ding» ist, war für Guntli schon früh einmal klar. «Bereits als ich mit acht Jahren damit angefangen habe, habe ich gemerkt, dass da bei mir offensichtlich etwas Talent vorhanden ist», sagt er. Dementsprechend habe er auch nie Probleme mit den zeitintensiven Trainings gehabt. Etwas schwieriger sei es derweil «im Alter» geworden, da sich die Trainingsfortschritte im Laufe der Jahre nun mal immer «übersichtlicher» gestalten würden, wie er mit einem Lachen erklärt. Doch den Spass am Sport habe er deshalb trotzdem zu keiner Zeit verloren – bis heute nicht. Freude bereitet Guntli auch seine aktuelle Arbeitssituation. Seit zwei Jahren führt der Schreiner gemeinsam mit seiner Verlobten Mira Kehl – ebenfalls Schreinerin und ebenfalls Turnerin – ein eigenes Unternehmen. «Wir bieten allgemeine Schreinerarbeiten an und konnten uns mit unserer Firma in einer Zimmerei hier in Maienfeld einmieten, was natürlich optimal ist», sagt Guntli. Er sei sehr glücklich, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben.

Für ihn und seine Verlobte stimme die jetzige Situation zu 100 Prozent. «Zudem bin ich unheimlich froh darüber, dass sie die ganze Büroarbeit übernimmt. Denn das ist definitiv nichts für mich, wie ich festgestellt habe», gesteht Guntli. So könne er sich voll und ganz auf das Handwerkliche konzentrieren.

Ein Handwerk übrigens, das ihn schon als kleiner Junge fasziniert habe. «Auf dem Hof meines Grossvaters arbeiteten hie und da auch Zimmerleute, die sich auf Wanderschaft befanden. Das fand ich natürlich schon ziemlich cool.» Probleme, das eigene Geschäft respektive die Arbeit und den Sport zeitlich unter einen Hut zu bringen, hat Guntli keine. «Das funktioniert eigentlich ganz gut», sagt er. Natürlich nicht zuletzt auch deshalb, weil er für das Geräteturnen heute nicht mehr ganz so viel Zeit aufwende wie zu den absoluten Höchstzeiten, als er teilweise über zehn Stunden pro Woche trainiert habe. Ohnehin wisse er aktuell gerade nicht so genau, wie lange er seine Turnkarriere noch weiterführen werde. Vielleicht noch ein, zwei Jahre, vielleicht noch länger. Da wolle er sich jetzt noch nicht definitiv festlegen.

Sicher ist hingegen, dass der Turnsport auch dann noch Teil von Guntlis Leben sein wird, wenn er seine aktive Karriere einmal an den berühmten Nagel hängen sollte. Denn seit ein paar Jahren leitet er im Turnverein Trimmis die Mädchen-Geräteriege.

Eine Verpflichtung, die der 27-Jährige gerne übernommen hat. «So kann ich dem Verein etwas zurückgeben, denn schliesslich habe ich früher ja auch von anderen profitieren können.»

«So kann ich dem Verein etwas zurückgeben, denn schliesslich habe ich früher ja auch von anderen profitieren können.»

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Veröffentlichung: 05. April 2018 / Ausgabe 14/2018

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