Der Gemeindeammann mit Zug


Von der Schreinerei ins Gemeindehaus: Gemeindeammann Ruedi Zbinden (52). Bild: Franziska Hidber
Von der Schreinerei ins Gemeindehaus: Gemeindeammann Ruedi Zbinden (52). Bild: Franziska Hidber
Das grösste Bahnviadukt im Kanton Thurgau ist 282,5 m lang. Es steht in Bussnang TG, in der Nähe von Weinfelden. Bussnang? Das ist die «Gemeinde mit Zug», so sagt es der Slogan. Und damit ist nicht etwa nur das Viadukt oder die Bahnlinie mit eigener Haltestelle gemeint: «Gemeinde mit Zug» soll in erster Linie ausdrücken, dass es in Bussnang «zügig vorwärts» geht, erklärt Ruedi Zbinden. Der gelernte Schreiner muss es wissen: Seit Sommer 2005 wirkt er als Gemeindeammann in Bussnang oder eben «Busslig», wie die Einheimischen sagen. Von seinem Büro aus sieht er direkt auf den Dorfplatz. Nur wenige Meter entfernt ist das Werk der Stadler Rail. Für Bussnang ein Glücksfall, denn Stadler Rail bietet so viele Arbeitsplätze, wie die Gemeinde Einwohner zählt, nämlich rund 2000. Ruedi Zbinden ist selbst ein Mann «mit Zug»: Er mag es, wenn es «fürschi» geht. Und «fürschi» ist es in seinem Leben schon immer gegangen: Mit gerade mal 43 Jahren wurde er zum Gemeindeammann gewählt, ohne zuvor als Gemeinderat die Sporen abverdient zu haben. Er lacht: «Darin habe ich Übung. Es war meine dritte direkte Wahl in ein Präsidium.» So wurde er einst – zack – zum Schulpräsidenten gewählt. Auch als Präsident der SVP Thurgau gab es keine Vorlaufzeit. Für die SVP sitzt er zudem im Thurgauer Kantonsrat.
Sich engagieren, mitgestalten, Verantwortung übernehmen: Das ist es, was ihn antreibt. Es begann mit der Feuerwehr und dem Kassieramt im Turnverein: «Als Bürger sehe ich es als meine Pflicht, mich einzubringen», formuliert er es. Was heute wie eine säuberlich geplante Karriere aussehe, habe sich in Wirklichkeit einfach ergeben. «Komm, mach das!», oder «Du bist genau der Richtige dafür» – diese Stimmen aus seinem riesigen Netzwerk hätten ihn ermutigt.
Und noch etwas habe eine Rolle gespielt: Sein Beruf als Schreiner, seine Leidenschaft als «Gwerbler» – und die damit verbundene Vorbildfunktion: «Es ist wichtig, dass wir Handwerker unsere Sicht einbringen und mitreden, wenn Entscheide gefällt werden. Ein Amt wie das des Gemeindeammanns oder des Schulpräsidenten ist nicht primär etwas für Studierte», betont er. Wie sehr ihm seine langjährigen Erfahrungen als Schreiner, Produktionsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung einer Schreinerei zugute kommen, erlebt er fast täglich – ob in der Baukommission oder beim Kontakt mit dem einheimischen Gewerbe und der Industrie, vor allem aber, weil er es gewohnt ist, sich als Dienstleister zu sehen. «Es gibt schon einen Unterschied», sagt er und schmunzelt: «Eine Schreinerei kann sich die Kunden aussuchen, und die Kunden können sich die Schreinerei aussuchen. Bei der Gemeinde müssen die ‹Kunden› mit mir vorlieb nehmen – und ich mit ihnen.» Doch hier wie dort seien die Kundenzufriedenheit und ein gutes Klima entscheidend. Dafür setzt sich der Vater von drei erwachsenen Kindern und Grossvater einer Enkelin ein.
Könnte er sich etwas wünschen, dann dies: «dass Gewerbebetriebe ihre Mitarbeiter unterstützen, wenn sie ein politisches Amt übernehmen. Kurzfristig bedeutet das zwar einige Absenzen, doch langfristig gesehen bringt eine starke Stimme in der Politik dem Gewerbe viele Vorteile.» Als er sich für das Gemeindepräsidium entschied, waren es die Schreiner, die ihm als Erste gratulierten. Und sie sind noch immer präsent: In seinem Büro mit Blick auf Bussnang hängt ein moder- nes Holzbild. Es ist das Abschiedsgeschenk «seiner» Schreinerei.
«Es ist wichtig, dass wir Handwerker unsere Sicht einbringen und mitreden, wenn Entscheide gefällt werden.»
Veröffentlichung: 02. Oktober 2014 / Ausgabe 40/2014
Leute. Ja, es sei genauso, wie erhofft, respektive so, wie sie es erwartet habe. Wenn Claudia Gerber über ihre neue Arbeit spricht, tut sie dies ebenso freudvoll wie unaufgeregt. Denn nein, grosses Aufsehen machen über sich und über das, was sie erreicht hat, ist gar nicht ihr Ding.
mehrPaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr