Der Handwerker mit der Eismaschine

Als Eismeister ist der gelernte Schreiner Jürg Biäsch (42) unter anderem für die Spielunterlage des HC Davos verantwortlich. Bild: Franco Brunner

Sieben Tonnen Gewicht. Ein Boardcomputer mit unzähligen Funktionen. Und ein einzelner Joystick, mit welchem die ganze Maschine bedient und vor allem bewegt wird. Dieses rot-weisse Ungetüm, das gerade überraschend elegant über das Davoser Freilufteis gleitet, lässt wohl so manches Männerherz höher schlagen. Ja, auch sein Puls sei vor der ersten Ausfahrt ein klein wenig höher als üblich gewesen, verrät Jürg Biäsch schmunzelnd, als er von seiner Eismaschine heruntersteigt. Mittlerweile ist das Bedienen des Gefährts für den 42-jährigen Davoser zum Alltag geworden. Denn seit Sommer 2014 ist der gelernte Schreiner einer von insgesamt vier Eismeistern der Destination Davos Klosters und somit für eine ideal gleitende Unterlage zuständig, sowohl hier draussen beim Freilufteis für die Nachwuchs- und Plauschspieler als auch drinnen in der Vaillant Arena für die Profis vom Hockey Club Davos. «Für mich als passionierten Hobby-sportler war es schon immer ein Traum, Beruf und Sport in irgendeiner Weise miteinander verbinden zu können», sagt Biäsch zufrieden. Und hier ist der dreifache Vater dem Sport respektive den Sportlern tatsächlich sehr nahe, denn Biäsch und seine Eismeisterkollegen sind – wie es ihre Berufsbezeichnung ja bereits erahnen lässt – in erster Linie für Qualität, Unterhalt und Reinigung der Eisfelder zuständig.

Knapp 20-mal pro Tag rücken sie mit der Eismaschine aus und fegen, schneiden, polieren, putzen und bereiten neues Eis auf. Doch das ist noch lange nicht alles. «Wir sind hier in der Halle eigentlich auch so etwas wie Hausmeister», erklärt Biäsch. Wenn mal irgendwo eine Tür klemme, eine Glasscheibe ausgewechselt werden müsse oder in den Teamgarderoben eine Reparatur anstehe, versuche man, dies wann immer möglich selbst auszuführen. Und genau da komme ihm seine berufliche Vergangenheit als Schreiner zugute.

«In dieser Halle ist man als Schreiner auf jeden Fall alles andere als fehl am Platz», sagt Biäsch lachend beim Gang in das kleine Eismeisterbüro unterhalb der Zuschauertribühne. Tatsächlich ist die 1979 erbaute Vaillant Arena – damals noch das Eisstadion Davos – ein wahrer Augenschmaus für Holzliebhaber. Dementsprechend wohl fühlt sich Biäsch denn auch unter dem imposanten Holzgebälk. «Holz ist nach wie vor die Materie, die ich liebe», sagt der Mann, der nach der Ausbildung zum Schreiner und einem halbjährigen Auslandaufenthalt in Kanada viele Jahre auf seinem erlernten Beruf gearbeitet hat. Danach folgten ein Ausflug in die Landwirtschaft, eine Anstellung als Maschinist im Familienunternehmen des ehemaligen Skiprofis Paul Accola sowie der Gang in die Selbständigkeit als Allrounder.

Seine Leidenschaft für die Holzbearbeitung erlosch über all die Jahre nie. Wie auch bei jemandem, der von sich sagt, dass eigentlich schon im Alter von sechs Jahren klar war, wohin ihn sein Weg führen würde. «Ich habe mich schon damals in unserem Hobbyraum verschanzt und zufrieden vor mich hingewerkelt», erinnert sich Biäsch.

Dass er dieses «Holzgen», wie es scheint, weitergegeben hat, erstaunt derweil nicht. So beginnt sein 15-jähriger Sohn im kommenden Sommer eine Zimmermannslehre, und bereits seine zehnjährige Tochter spreche davon, einmal Schreinerin werden zu wollen. Und schliesslich kann auch Biäsch selbst seine Passion für die Arbeit mit Holz weiterhin ausleben. In seinem Job als Eismeister, an seinem Arbeitsort in diesem ehrwürdigen Davoser Eishockeypalast aus Holz.

«In dieser Halle ist man als Schreiner auf jeden Fall alles andere als fehl am Platz.»

FB

Veröffentlichung: 24. Dezember 2015 / Ausgabe 52-53/2015

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