Der kaum sichtbare Raumverschluss

Bild: Dorma Schweiz AG

Glastüren.  Sie ermöglichen die heutigen grosszügigen Raumwirkungen und sind in der modernen Architektur kaum mehr wegzudenken. Rahmenlose Türen aus Glas stellen aber auch hohe Anforderungen an die Konstruktionen und den Einsatz der einzelnen Bauteile.

Tageslicht vermittelt natürliche Stimmungen selbst in gefangenen Räumen und macht diese lebenswerter. Transparenz lässt zudem begrenzte Räume grosszügig dimensioniert erscheinen. Glastüren sorgen für räumliche Strukturen, lassen aber Licht und Blicke weiter gehen. Immer öfter greifen Architekten und Planer zu diesem Mittel und haben damit dazu beigetragen, dass ein immer grösseres Angebot an optisch leichten, gut gestalteten und sehr funktionellen Beschlägen erhältlich ist.

Leichtigkeit mit Empfindlichkeiten

In diesem Bericht soll es vor allem um rahmenlose Glastüren gehen, denn zugunsten der Leichtigkeit wird gerne auf alles Strukturierende verzichtet. Das hat dann so seine Schwierigkeiten, die schon beim Glas selber beginnen. Einscheibensicherheitsglas (ESG) oder Verbundsicherheitsglas (VSG) sind Pflicht, denn keiner sollte sich an Scherben schneiden können, sollte die Tür einmal zu Bruch gehen. Polierte Kanten und entsprechende leichte Profilierungen helfen, mögliche Spannungen in diesem Bereich zu verringern, denn genau dort liegt die grösste Empfindlichkeit einer jeden Glasplatte.

In der Fläche kann dieses Material enorm viel Belastung vertragen. Das gilt aber nicht für die Kanten. Und so darf die Entscheidung, ob mit oder ohne Rahmen als Kantenschutz, nicht nur von optischen Überlegungen geleitet sein. Besteht beispielsweise die Gefahr, dass harte Gegenstände wie Transportwagen an die Glaskante schlagen könnten, muss diese geschützt sein.

Situationen wie die vollständige Glasfront auf dem Foto oben lassen Räume miteinander verschmelzen. Hier sind aber auch die Kanten der Seitenteile und allenfalls die vom Sturz etwas exponiert und somit gefährdet. Das umlaufende Profil für den Wandanschluss schafft dafür verschiedene Vorteile. Neben der somit sichtbareren Raumteilung kann der Luft- und Schalldurchlass in diesem Bereich verhindert werden und Toleranzen lassen sich elegant verstecken. Das hohe Gewicht von Glas stellt hohe Ansprüche an die Beschlägekonstrukteure, dafür führt es, abgesehen von den undichten Fugen, zu einer recht guten schalldämmenden Wirkung bei der fertigen Tür im Raum.

Kompakte Beschlägefunktionen

Auf diesem Bild mit den Beschlägen von Dorma, wie sie die Opo Oeschger AG in Kloten ZH anbietet, ist gut zu ersehen, dass die vollständig sichtbaren Scharniere neben dem schönen Äusseren auch zusätzliche Funktionen übernehmen. Anschläge, Feststeller und Türschliesser sind auf kleinstem Raum integriert. Auch das Justieren der Nullposition im geschlossenen Zustand ist wichtig, um eine bündige Fläche zu garantieren. Gleichzeitig dient der gezeigte Beschlag der Verbindung von Seitenelement und Sturzplatte. Geschlossen sind so relativ kleine und doch prägnante Metallrechtecke sichtbar, die auch noch gestalterisch passen müssen.

Der Wunsch nach Reduktion solcher sichtbaren Flächen führt immer wieder zu neuen Entwicklungen, die teilweise sogar im Feuchtbereich eingesetzt werden können. Die Deutsche Firma Bohle AG hat ein Pendeltürband mit Schliess- und Feststellfunktion sowie einstellbarer Nulllage entwickelt. Dieses ist, wie normale Bänder für Holztüren, in der Türhöhe positionierbar und lässt somit eine andere optische Gestaltung zu als solche in den Türecken.

Die Verbindungen bei allen Beschlägen werden in der Regel durch Klemmvorrichtungen und allenfalls eingefräste mechanische Sicherungen gehalten. Auch hier besteht wieder die Gefahr, Spannungen im Glas aufzubauen. Die Angaben der Hersteller bezüglich der Montage müssen daher äusserst genau eingehalten werden. Das verlangt beispielsweise die Verwendung eines Drehmomentschlüssels, um Klemmschrauben anzuziehen.

Hängende Schiebetüren

Weniger exponiert als Drehtüren mit ihrem Schwenkbereich sind Schiebeelemente. Gerade im Glasbereich ist diese Türform in verschiedenen Varianten stark vertreten. Auch hier gilt: Die optische Leichtigkeit soll auf keinen Fall durch klobige Beschläge gestört werden. Mit Schienenprofilhöhen von 40 und 50 mm für hängende, lineare Blattführungen ohne sichtbare Halterungen bietet Glas Marte in Bregenz schon eine sehr feine Möglichkeit für Wand- und Deckenmontagen.

Noch diskreter sind Durchgangstüren, die in Wandtaschen verschwinden, wie das mit dem System «Rollan» der Geze Schweiz AG in Reiden LU möglich ist. Das erfordert aber bauliche Voraussetzungen wie beim System «Purolino» von der Hawa AG in Mettmenstetten ZH. Die Laufschiene wird mit allen Komponenten in die Decke integriert. Solche Schienensysteme haben den Vorteil, dass sie mit feststehenden Glaselementen kombiniert werden können und so ganze Räume schaffen.

Stehende Schiebeelemente

Laufschienen, die im Boden eingelassen werden, wie das Opo mit dem System «b.1000» der Firma Astec anbietet, werden zwar eher wahrgenommen als die in der Decke, dafür bieten sie noch andere Möglichkeiten. Stehende Scheiben benötigen keine Aufhängung, belasten keine Deckenkonstruktion und können somit einfacher auch mit grossen Gewichten umgehen. Die Glaselemente sind bei dem genannten Modell unten mit einem Metallprofil versehen und laufen auf Rollen, die in kurzen Abständen in der Schiene eingelassen sind. Auch diese Schienen lassen sich wie hängende Systeme mit Ein- und Auszugsdämpfern ausstatten.

Zusätzliche Sicherheiten

Sicherheit hat auch mit Sichtbarkeit zu tun. In vielen Situationen kann eine Klarglasscheibe übersehen werden. Die ganze Glasfront muss dann unbedingt im Bereich von 140 bis 160 cm ab Boden mit hellen und dunklen Flächen, mit einem maximalen Abstand von 10 cm, markiert werden. Welches Muster man dabei wählt, spielt keine Rolle, sofern 50 % dieser Fläche ausgefüllt sind.

Die Glas Trösch AG in Bützberg BE bietet zu ihren umfassenden Glastürsystemen eine Vielzahl von Oberflächengestaltungen an, womit unterschiedliche Transparenzen geschaffen werden, die nochmals zu ganz speziellen Raumerlebnissen führen. Dabei hilft eine Vielzahl von vorhandenen Ornamenten und Gestaltungsvorschlägen, die jeweilige Planung zu vereinfachen.

Im Zusammenhang mit Sicherheitsaspekten lohnt sich ein Blick auf das Angebot der Vetrotech AG in Flamatt FR. In Zusammenarbeit mit einem belgischen Hersteller bietet die Firma Brandschutztüren mit rahmenlosen Glaselementen an.

www.opo.chwww.bohle.chwww.glasmarte.atwww.geze.chwww.hawa.chwww.glastroesch.chwww.vetrotech.com

ab

Veröffentlichung: 27. August 2015 / Ausgabe 35/2015

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