Der Mann im Eis


Daniel Cotti (54) hat im Unterengadiner Weiler Sur En aus rund zwei Tonnen Schnee und Eis einen Wintermärchenpalast geschaffen. Bild: Franco Brunner


Daniel Cotti (54) hat im Unterengadiner Weiler Sur En aus rund zwei Tonnen Schnee und Eis einen Wintermärchenpalast geschaffen. Bild: Franco Brunner
Ein Ortsschild, ein Wegweiser, ein Landgasthof, eine Pension sowie ein Campingplatz mit einem erstaunlich grossen Sport- und Kulturangebot von Seilpark über Bogenschiessanlage bis hin zu Skulpturenweg. Das ist er, der gerade einmal 20 Einwohner zählende Unterengadiner Weiler Sur En. Das und eben doch noch so viel mehr. Denn die kleine Fraktion der Fusionsgemeinde Scuol hat etwas Mystisches, etwas unerklärlich Anziehendes an sich. Wilde Natur, unwirkliche Landschaften und eine auf ganz besondere Art und Weise inspirierende Abgeschiedenheit. Für Daniel Cotti ein «idealer Kraftort». Hier findet der gelernte Schreiner und Bildhauer Ideen und Inspirationen, die er in seine Arbeiten mit einfliessen lassen kann. Sowohl als Bau- und Möbelschreiner als auch als Bildhauer oder aber als Eis-Skulpteur. Denn als solcher kreiert er jeweils in den Wintermonaten auf Auftrag des Vereins Art Engiadina einzigartige Eislandschaften mitten auf dem «Dorfplatz» von Sur En. Dieses Jahr hat er mit seinem Bildhauerkollegen Markus Buschor rund zwei Tonnen Schnee und Eis zu einem knapp sieben Meter hohen und im Durchmesser neun Meter grossen Wintermärchenpalast verarbeitet.
«Wir wollten dieses Mal etwas Verträumtes machen», sagt Cotti. Etwas, das zu der hiesigen Landschaft passe. Denn wenn man in den mystischen, verträumt wirkenden Wald von Sur En gehe und seiner Fantasie einmal wirklich freien Lauf lasse, erzähle einem die Natur Geschichten und Märchen. So führt nun eine Bogenbrücke aus Eis und Schnee in den eindrücklichen Märchenpalast, in dem verschiedene Märchenschneefiguren die Wände zieren, Eis-Tische zum Verweilen einladen und ein Eis-Thron für die kleinen und grossen Prinzessinnen und Prinzen bereitsteht.
Der Wintermärchenpalast ist bis in den März hinein täglich geöffnet und frei zugänglich. Zudem kann er auch für spezielle Events gemietet werden. Das eisige Werk, das sich wunderbar in die Natur integriert, bleibt so lange stehen, bis es von der Frühlingssonne zu einer bleibenden Erinnerung gemacht wird.
Der Bezug zur Natur ist bei Cotti und seiner Arbeit jederzeit spürbar. «Die Natur ist meine Inspiration, mein Partner und zugleich mein Lehrmeister», sagt der gebürtige Oberhalbsteiner, der seit vielen Jahren im Unterengadin lebt. Bereits als kleiner Junge sei er von der Natur begeistert gewesen, erinnert sich der 54-Jährige lachend. So habe er auf seinem Schulweg von der Alp hinunter ins Dorf immer wieder neue Bilder, Formen und Überraschungen entdeckt, welche die Natur geschaffen habe. Eine ständige Bewegung und Veränderung, die ihn seit jeher fasziniert habe. Ebenso wie das künstlerische Handwerk. Er könne sich noch gut erinnern, wie er gemeinsam mit seinem Grossvater, der Zimmermann gewesen sei, schon als kleiner Junge Holzschnitzereien angefertigt habe.
Cotti holt seine Inspirationen neben der Natur auch aus den Begegnungen und Gesprächen mit seinen Mitmenschen. Denn er ist davon überzeugt, dass jede Erfahrung und jeder Moment irgendwann einmal für eine Arbeit respektive für eine Idee verwendet werden kann. Ganz nach seinem Motto: «Jede Begegnung hinterlässt eine Spur.»
Eine Spur hinterlässt ohne Zweifel auch der Besuch des eisigen Märchenpalastes in diesem eben nur schein- bar so unscheinbaren Unterengadiner Weiler Sur En irgendwo im Nirgendwo. Es ist eine Spur voller Mystik, Staunen, Träume, Glücksgefühle und bleibender Erinnerungen. Eine Spur, die Daniel Cotti mit seiner unbändigen und schier unerschöpflichen kreativen Leidenschaft gelegt hat.
«Die Natur ist meine Inspiration, mein Partner und zugleich mein Lehrmeister.»
Veröffentlichung: 25. Januar 2018 / Ausgabe 4/2018
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