Der Museumsmacher


Bild: Lehmann GmbH


Bild: Lehmann GmbH
Museumsbau. Günstig, aber gut aussehend – temporäre Ausstellungen bringen Herausforderungen mit sich. Joas Roggli, Lernender bei der Schreinerei Lehmann im bernischen Zäziwil, hat mitgeholfen, im Alpinen Museum der Schweiz in Bern eine neue Ausstellung einzurichten.
Auch die Museen sind im digitalen Zeitalter angekommen. Das Basler Museum für Pferdestärken hat soeben seine Pforten geschlossen und ist zukünftig nur noch virtuell begehbar. Die rund 50 Kutschen lagern jetzt in einem Museumsdepot. Sollte das rein virtuelle Modell Schule machen, wird das auch Auswirkungen auf einige Schreiner haben, werden doch viele Ausstellungen mithilfe der Macherinnen und Macher auf die Beine gestellt. Bislang wird aber nach wie vor bei den meisten Museen auf herkömmliche Art ausgestellt. So auch im Alpinen Museum der Schweiz in Bern, das seit 1905 Objekte und Kunst rund um die Bergwelt sammelt und der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Am 29. Oktober startet die Ausstellung «Wasser unser», die sich mit der Zukunft des Wassers in der Schweiz beschäftigt. Die Schreinerei Lehmann GmbH aus Zäziwil BE hat dafür verschiedene Holzelemente wie Wassertrichter und Bergkulissen angefertigt, damit die Besucher richtig in die Thematik eintauchen können. Mit angepackt hat auch Joas Roggli aus Gümligen BE, der als Schreinerlernender beim Projekt mithelfen durfte.
Der 19-jährige Schreiner im vierten Lehrjahr konnte schon bei verschiedenen Museumsarbeiten mithelfen, da die Schreinerei Lehmann bereits seit fünf Jahren im Museumsbau tätig ist und die Lernenden in die jeweiligen Projekte integriert. Unter anderem montierte Joas im Solothurner Naturmuseum mehrere Meter lange und raumhohe Vitrinen. «Die Montage von Objekten mit solchen Dimensionen im freien Raum war schon herausfordernd und eine spezielle Erfahrung», erzählt der aufgeweckte Jungschreiner. Für die Ausstellung im Alpinen Museum hat er aus Spanplatten pyramidenförmige Stümpfe hergestellt, auf denen Säulen mit Wassertrichtern montiert wurden. Beeindruckend ist auch der breite, leicht ansteigende Steg aus Fichtenholz, den Joas selbstständig angefertigt hat. «Temporäre Museumsausstellungen sollen gut aussehen, aber günstig produzierbar sein, da sie nach wenigen Monaten wieder durch eine neue Ausstellung abgelöst werden», erklärt er. «Das ist manchmal gar nicht so einfach mit dem preiswerten Material, das meist zum Einsatz kommt.» Weiter brauche es auch jeweils eine enge Zusammenarbeit mit dem Szenografen, also jener Person, die den Raum inszeniert und vorgibt, wie die Ausstellungen auszusehen haben, sagt Joas weiter. Manchmal komme er auch mit neuen Materialien in Berührung wie bei diesem Auftrag, wo er erstmals mit Grossspanplatten (OSB) Elemente hergestellt hat. Die abwechslungsreiche Arbeit sagt dem Lernenden zu. «Ich geniesse es, dass ich neben Möbeln und Küchen im Rahmen von Museumsaufträgen auch aussergewöhnlichere Arbeiten machen darf», schwärmt er.
Wasserhahn auf und schon kommt die durchsichtige Flüssigkeit herangebraust. Von Wasserknappheit spüren wir in der Schweiz zurzeit nichts. Aber das Thema Wasser wird in Zukunft an Wichtigkeit gewinnen, auch für die Schweizer. Wiederkehrende Hitzesommer und schneearme Winter rütteln an der selbstverständlichen Verfügbarkeit des Wassers. In der Ausstellung «Wasser unser. Sechs Entwürfe für die Zukunft» erzählen Menschen, wie das Leben im Jahr 2051 im Hinblick auf das transparente Gold aussehen könnte, und wie sie beispielsweise mittels Kontrollchip den persönlichen Wasserverbrauch kontrollieren. Die Ausstellung dauert vom 29. Oktober 2016 bis am 17. September 2017. «Jeder sollte sich die Ausstellung ansehen, weil es unsere Zukunft betrifft», sagt Arjen Damen, Bauleiter Ausstellungen des Alpinen Museums. Das findet auch Joas, der sich schon auf die Vernissage freut. Die fertige Ausstellung wird er mit seinem Team begutachten. «Die Schreinerei ist sehr familiär. Wenn eine Arbeit abgeschlossen ist, schauen wir zusammen das Ergebnis an. Es ist immer ein Highlight, wenn man die Früchte seiner Arbeit sieht, und es macht stolz, wenn man miterleben kann, wie sich die Leute an seiner Arbeit freuen», sagt er zum Schluss.
www.alpinesmuseum.chVeröffentlichung: 06. Oktober 2016 / Ausgabe 40/2016
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