Der Präzision und der Sicherheit zuliebe


Werden Werkzeuge schlecht gewartet oder unter falschen Parametern eingesetzt, kann es schnell gefährlich werden. Bild: Sven Bürki


Werden Werkzeuge schlecht gewartet oder unter falschen Parametern eingesetzt, kann es schnell gefährlich werden. Bild: Sven Bürki
WErkzeuge. Der Umgang mit scharfem Werkzeug ist für den Schreiner tägliches Brot. Dem Thema Sicherheit ist deshalb eine grosse Wichtigkeit beizumessen. Bei den Maschinenwerkzeugen hat die Thematik viel mit der richtigen Pflege und Wartung zu tun.
Zum Jahreswechsel hin dürfte in vielen Schreinereien und anderen Holz verarbeitenden Betrieben wieder die routinemässige Wartung der Maschinen anstehen. Auch wenn sich die Wartungsintervalle idealerweise nach dem individuellen Wartungsplan der einzelnen Maschinen richten, bietet sich natürlich eine umfassende Reinigung und Pflege des Maschinenparks zusammen mit dem Weihnachtsputz der Werkstatt vor oder nach den Feiertagen an – sodass auch das neue Jahr mit einwandfrei funktionierenden und sauberen Maschinen angegangen werden kann.
Damit die regelmässige Pflege von Tischkreissäge, Kehlmaschine und Co. im hektischen Arbeitsalltag oder während des stressigen Jahresendspurtes nicht untergeht, ist es generell ratsam, im Betrieb einen Verantwortlichen zu ernennen und einen entsprechenden Wartungsplan zu führen.
«Zwischen dem Reinigen des Innenlebens, dem Schmieren oder Fetten der Führungen und Lager oder dem Pflegen des Maschinentisches geht ein wichtiger Faktor aber oftmals vergessen», sagt Stefan Zvar, Geschäftsführer der Leitz GmbH in Lenzburg AG aus Erfahrung. Der Wartung und Pflege der Werkzeuge werde häufig zu wenig Wichtigkeit beigemessen. Dabei sei es letzten Endes das Werkzeug, welches das Holz oder das zu bearbeitende Material sägt, fräst, bohrt oder hobelt, und nicht die Maschine.
Dieselbe Beobachtung macht man auch bei der Leuco AG in St. Margrethen SG. «Vielfach wird der Verschmutzung zu wenig Beachtung geschenkt, oder man geht davon aus, dass leichte Verunreinigungen nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf das Ergebnis haben», heisst es seitens des Unternehmens. Besonders auf den Flächen der Schnittstellen zwischen Werkzeug, Spannmittel und Maschine würden aber selbst leichte Verschmutzungen zu Rundlauffehlern führen.
Solche Rundlauffehler verursachen Vibrationen, welche wiederum direkten Einfluss auf die Qualität der Bearbeitung sowie die Standzeit des Werkzeuges haben. «Kurz- oder mittelfristig können die durch Verschmutzungen verursachten Rundlauffehler gar zu Schäden an der Frässpindel führen», heisst es seitens Leuco.
Um dem vorzubeugen, empfiehlt das Unternehmen, laufend ein Auge auf die Oberflächen der Schnittstellen zu haben und diese bei Bedarf mit einem Tuch zu reinigen. Bei starken Ablagerungen können die Flächen, je nach Oberflächenform, auch mit Polierwatte oder einem Abziehstein gereinigt werden.
Verschmutzungen und Ablagerungen können jedoch auch am Werkzeugkörper oder an den Schneiden zu Problemen und Schäden führen, wie das Beispiel eines Vierseiter-Hobelkopfes zeigt (Bild unten links).
«Hier waren die Messer irgendwann so abgestumpft, dass sie nicht mehr geschnitten, sondern nur noch geschabt haben», erklärt Stefan Zvar. Statt sauberer Späne ist dadurch nur noch Staub entstanden, der sich schliesslich am Werkzeugkörper angeheftet hat. Der Hobelkopf wurde auf diese Weise bis zum Schneidenbruch beansprucht. «In einem solchen Fall kann man von Glück sprechen, wenn nur die Messer Schaden nehmen und nicht auch noch der Hobelkopf oder die Maschine beschädigt werden», sagt Zvar.
Von Glück sprechen, dass nicht Schlimmeres passiert ist, kann man definitiv auch in einem anderen Fall, mit welchem sich das Unternehmen aus Lenzburg konfrontiert sah. So wurde der DIA-Fräser (Bild unten rechts) klar mit zu hoher Drehzahl und/oder zu tiefem Vorschub eingesetzt, worauf das zu bearbeitende Material zu brennen anfing. «Die falschen Parameter haben dazu geführt, dass auch hier keine sauberen Späne mehr produziert werden konnten, der Fräser überhitzte und stark Schmutz aufgebaut wurde», sagt Zvar. Die dadurch abgestumpften Schneiden haben einen hohen Reibungseffekt zur Folge, was schliesslich zum Brand führte.
Auch wenn sich ausgebildete Fachpersonen bei den genannten Beispielen zu Recht die Augen reiben, passieren solche Vorfälle in der Praxis leider immer wieder, weiss Zvar. Als mögliche Erklärung führt er die fehlende Zuständigkeit an. «Dass Dinge nicht erledigt werden, wenn sich niemand zuständig fühlt, sehen wir auch bei uns im Unternehmen hin und wieder – das ist nun mal einfach so.» Und so werde das Sägeblatt an einem vollen Arbeitstag dann eben nicht noch mal vor dem nächsten Einsatz kurz gereinigt, oder die Parameter auf der Maschine würden trotz Werkzeug- oder Materialwechsel nicht angepasst.
Aber auch der Fachkräftemangel sei wohl ein Faktor, wie Zvar anfügt. So seien die Leute, die in Schreinereien, Zimmereien oder Sägereien die Maschinen bestücken, längst nicht mehr alle ausgebildete Holzfachleute. Diese Meinung teilt auch Roman Riedberger, Leiter Marketing und Verkauf bei der Arnold Hohl AG in Lütisburg SG. «Wir sehen leider des Öfteren, dass die Leute, die in den Betrieben tagtäglich mit den Werkzeugen arbeiten, die Parameter zu Drehzahl und Vorschub nicht zur Genüge beherrschen.» Ein Bohrer, der mit der Drehzahl eines Fräsers eingesetzt wird, sei leider keine Seltenheit, sagt Riedberger.
Einen weiteren Grund dafür, dass die Werkzeuge mit falschen Parametern eingesetzt werden, sehen die Experten auch in der zunehmenden Vielfalt und Komplexität von Maschinen und Werkzeugen.
So können bei den modernen Standard- und Spezialmaschinen Drehzahl und Vorschub stufenlos und elektronisch eingestellt und somit individuell auf das Werkzeug und das zu bearbeitende Material abgestimmt werden. Gleichzeitig steigt auch die Fülle an verschiedenen Werkstoffen, die in Schreinereien und anderen Holz verarbeitenden Betrieben zum Einsatz kommen, womit auch die Palette an Werkzeugen stetig zunimmt. Und dadurch steige automatisch auch das Fehlerrisiko beim Einstellen der Parameter.
Letztlich ist es aber auch einfach menschlich, dass Fehler passieren. Wenn etwas schiefläuft, ist es hingegen wichtig, daraus etwas mitzunehmen. Davon zeigt sich auch Zvar überzeugt. «Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu suchen, sondern darum, eine Lösung oder einen Verbesserungsansatz zu finden, damit der Fehler nicht mehr passiert.» Denn wie die Beispiele zeigen, kann es schnell teuer oder gefährlich werden, wenn ein Fehler am falschen Ort oder zum falschen Zeitpunkt passiert – und das darf man sich sicher auch von Zeit zu Zeit wieder in Erinnerung rufen.
Wie zuvor beschrieben, hat der sichere Einsatz von Maschinenwerkzeugen aber auch viel mit deren Pflege und Wartung zu tun. Deshalb empfiehlt es sich, diese auf keinen Fall zu vergessen und am besten in den Wartungsplan im Betrieb aufzunehmen. Hier sollten unbedingt auch hin und wieder die Spannzangen der Werkzeugaufnahmen von CNC, Oberfräse oder allenfalls Kehlmaschine kontrolliert werden, wie Riedberger sagt.
Denn was vielen nicht bewusst sei: Eine Spannzange ist ein Verbrauchsartikel und muss auch mal ausgetauscht werden. «Eine Spannzange hält bei sachgemässem Gebrauch sehr lange, aber wenn ein Fräser nicht richtig eingespannt wird, nimmt sie auch schnell einmal Schaden», erklärt Riedberger.
Beim nächsten Einsatz hält die Spannzange den Fräser zwar durchaus noch fest in seiner Position, allerdings kommt es zu Unwucht und Vibrationen. Dies sei meist sehr gut an Vibrationsmarken am Fräserschaft zu erkennen (siehe Bild Mitte links). Auch an der Spannzange zeigen sich solche Spuren. Und durch die Vibrationen unter hohen Drehzahlen können die Flanken am Maul der Zange richtiggehend ausleiern. In solchen Fällen sollte die Spannzange zwingend ersetzt werden – der Präzision, aber auch der Sicherheit zuliebe.
Weitere nützliche Informationen und Tipps zum Thema Maschinenwartung finden sich auf der Website der Schreinerzeitung im Dossier: «Vorsicht ist besser als Nachsicht».
Veröffentlichung: 18. Dezember 2025 / Ausgabe 51-52/2025
Ergänzend zum Beitrag in der SchreinerZeitung 51/52 hier weitere Fotos und Erkenntnisse vom Test der Maschine, die Bandsäge und Dekupier-Bandsäge in einem ist.
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