Pégas SRP 13 Dual: Zwei Rollen machen zwei Sägen


Wird eine Tür geöffnet, schaltet die Maschine ab. Die Bandsäge ist zwar kein Riese, hat aber so manche Funktionalität zu bieten. Bild: Christian Härtel


Wird eine Tür geöffnet, schaltet die Maschine ab. Die Bandsäge ist zwar kein Riese, hat aber so manche Funktionalität zu bieten. Bild: Christian Härtel
Die Säge kommt im doppelten Karton und mit Styropor-Formteilen verpackt. Alles raus und sortieren, dann geht es los. Zuerst ist das Untergestell dran. Ich schraube es zusammen und denke: schon mal gut! Die Winkelbleche mit ansehnlichen 2 mm Materialstärke sorgen für eine ausgesteifte Konstruktion, und die Gummifüsse sichern das Ganze gegen ein Verrutschen beim Sägen, wie sich zeigen wird.
Die ausgepackte Säge ist speziell. Denn sie ist zum einen eine normale Bandsäge und zum anderen mit einer Dekupierfunktion mit sehr schmalen, schnittigen Bändern aus der Schweiz ausgestattet. Man kann sagen, dass sie zwei Maschinentypen vereint.
Es zeigt sich, dass zwar die Säge schnell auf dem Gestell platziert ist, es aber doch einiges an Zeit, Mühe und Geduld braucht, bis alles eingestellt ist. Der Maschinentisch aus Stahlguss weist ein vertrauenerweckendes Gewicht auf. Als eines der wenigen Teile muss dieser montiert werden. Sein Flansch wird mit vier M8-Maschinenschrauben am Sägen-chassis befestigt. Ich will erst mal mit dem normalen Bandsägeblatt anfangen. Das ist werkseitig schon aufgelegt. Die Führungen sind schnell justiert und das Band sauber auf den Rollen gespannt. Als Orientierung für die Blattspannung dient eine Skala an der Rückseite des Gehäuses der oberen Rolle. Das hilft, auch wenn sie etwas Spiel hat und deshalb nicht exakt sein kann. Auch tauchen bei der Bandlänge aus verschiedenen Quellen 2300 mm und 2305 mm auf.
Dann beginnt die Einstellarbeit. Der Tisch muss, ähnlich einem Zifferblatt, das vor einem auf dem Tisch liegt, richtig positioniert werden. Davor prüfe ich, ob das Bandsägeblatt rechtwinklig zum Tisch steht. Die Neigung lässt sich über vier Innensechskant-Schrauben am Flansch einstellen. Um die Position des «Zifferblattes» auszurichten, sägt man mit dem Winkelanschlag in exakt 90°-Einstellung Probestücke mit grossem Querschnitt. Der Winkel zum Sägeband stimmt, aber der Tisch scheint etwas verdreht wie eine Uhr. Bis das genau eingestellt ist, muss ich die vier Maschinenschrauben recht oft lösen und wieder festziehen, und wieder einen Probeschnitt durchführen und wieder und noch ein paar.
Dabei stört, dass der Winkelanschlag Spiel in der T-Nut für die Führung aufweist, was das ganze Prozedere nicht gerade erleichtert. Der Winkelanschlag wird mit einem Vierkantstab in der Nut geführt und nicht mit einem passenden T-Profil. Auch die Markierung ist praktisch nicht genau abzulesen, weshalb ich mich entscheide, in Sachen Winkelanschlag bald nach einer besseren Lösung zu suchen. Der Parallelanschlag ist schnell ausgerichtet. Da der Tisch nun stimmt, lässt sich dieser entlang der Tischnut exakt einstellen. Die Klemmung des Anschlages über den Exzenterhebel ist gut, das Anschlaglineal stabil. Man sollte den Anschlag allerdings beim Klemmen leicht zurückziehen, sodass dieser an der Schiene anliegt. So lässt sich der Anschlag ohne Ungenauigkeiten fixieren. Wenn man nicht darauf achtet, verdreht es den Anschlag beim Fixieren leicht, und das Mass stimmt unter Umständen nicht mehr ganz genau.
Drei Dinge will ich mit der nun als normale Bandsäge eingerichteten Maschine prüfen: Ob die Säge beim Hochkantauftrennen stabil bleibt, ob ich ohne viel Aufheben eine exakte Schlitz- und Zapfenverbindung sägen kann und wie sie sich beim zügigen Ablängen von grösseren Querschnitten verhält. Klar trennt man ein knapp 100 mm starkes dichtes Holz des Feldahorns mit dem gebotenen Feingefühl auf. Das Ergebnis ist ohne Tadel. Das Band schafft sich ohne Murren durch das Holz, ein Verlaufen kommt nicht vor. Auch beim Ablängen mit etwas mehr Dynamik sägt die Pégas ohne Mühe und mit hoher Schnittgüte.
Wie so viele Schreiner, kenne ich die Bandsäge vor allem vom Brennholzsägen und vielleicht von einem Schweifschnitt. Deshalb bin ich gespannt auf das Sägen von Schlitz und Zapfen. Ohne Massband stelle ich die Säge ein und bin erstaunt über die Genauigkeit des Resultats. Das Einsägen längs zur Faser und auch das Absetzen des Zapfens gelingen sauber. Anstatt den Schlitz auszustemmen, entscheide ich mich für das Ausräumen mittels Sägeblatt. Dazu macht man eng nebeneinanderliegende Schnitte, und das, was dann noch da ist, kann man durch leichtes Verkanten des Holzes ausräumen. Man muss nur darauf achten, das Holz stets sauber am Anschlag zu halten. Aber es lässt mein Gefühl für die Maschine wachsen. Das Prozedere gelingt nur, wenn das Band stabil und ruhig läuft, sodass es weder am Grund des Schlitzes noch beim Absetzen des Zapfens Schläge durch einen unregelmässigen Bandlauf gibt. Das Ergebnis ist auch hier tadellos.
Nachdem die Bandsäge ihre Eignung bewiesen hat, geht es an das, was diese Maschine besonders macht: Man kann sie mit ein paar Handgriffen in eine Dekupierbandsäge, verwandeln. Manche sagen dazu auch Laubsäge oder Feinschnittsäge. Dazu lege ich zunächst den Riemen für eine Verdoppelung der Bandgeschwindigkeit um. Das Band ist schnell entspannt und gewechselt. Ich entscheide mich gleich für das kleine 9er-Band, dass nur 2 mm breit und damit für enge Radien geeignet ist. Im Lieferumfang ist auch das etwas breitere 12er-Band enthalten. An der oberen Rolle kommt das Band in eine Nut des Rades, unten hält man es mit einer Hand etwa mittig auf der Rolle, während die andere Hand oben am Gehäuse das Band spannt. Zuvor jedoch muss noch etwas umgerüstet werden. Die obere Bandführung muss gedreht und die hintere Rolle getauscht werden. Die bebilderte Beschreibung zum Prozedere scheint mir etwas kompliziert, denn jede der beiden Lager hat zwei Nuten. Anders als üblich sind die Rollen hinter dem Sägeblatt in der oberen und unteren Führung um 90° gedreht. Beim Dekupierbandschnitt läuft das Sägeband in der Nut, sodass sich die Rolle dreht und das Band seine Stabilität erhält. An der unteren Führung wird ebenfalls eine genutete Rolle montiert. Oben läuft das Band in der rechten Nut, unten links ist die Seite der 9er-Bandnut mit einem gelben Punkt markiert. Genau: etwas kompliziert beim ersten Mal, aber wenn man weiss, wie es geht, ist es ganz einfach, denke ich mir, auch wenn ich jeden Satz gefühlt fünfmal gelesen habe, bevor ich mir sicher war, dass das Band unten wie oben in der richtigen Nut läuft und auch alle anderen Details stimmen. Schliesslich ist es ungewöhnlich, dass bei einer Bandsäge die paarweisen seitlichen Bandführungsrollen einfach keine Rolle spielen. Sie werden zurückgestellt, sodass sie nicht das Sägeblatt berühren können. Das Dekupierband-Sägeblatt wird nur durch die drei Nuten auf Kurs gehalten: die beiden Führungslager sowie die obere Umlenkrolle des Bandes mit Nut. Damit das Band stabil mittig in der Nut der Laufrolle dreht, muss man einige Male die Neigung der Rolle korrigieren. Sobald es dann stimmt, läuft das Band aber beim Sägen stabil. Etwas unverständlich ist mir, warum die Rollenlager mit den Nuten einen Innendurchmesser von 9 mm haben, wo sie doch mit einer M6-Schraube befestigt werden. Durch die 3 mm Spiel wird das exakte zentrische Fixieren der beiden Rollen leider erschwert. Wegen des Spiels wird der Tausch etwas zur Geduldsprobe, zumal es an den Stellen ja auch eng zugeht. Laut Bedienungsanleitung sollen sich die Rollenlager beim Sägen drehen, damit sich die Bänder nicht an einer Stelle ins Lager schleifen. Es muss also exakt eingestellt werden.
Dann wieder sägen. Ich habe mir ein kleines Projekt vorgenommen mit etwa 80 mm Feldahorn: Einen Zweig der Eiche will ich aussägen. Aber ich merke schnell, dass es bei spitz zulaufenden Innenecken eben doch seine Zeit braucht. Enge Radien sind kein Problem, aber auf der Stelle das Werkstück drehen, liegt nicht drin. So braucht es etwas Übung, eine ruhige Hand, etwas Geduld beim Zurückfahren in der Schnittfuge und beim Ausarbeiten von Plätzen in Sackgassen, um dann das Sägeblatt mehr oder minder auf der Stelle drehen zu können. Ich lege das dekorative Projekt aus Zeitgründen erst mal auf die Seite und halte mich an Probeschnitte. Enge Radien nimmt die Säge mit Leichtigkeit, vor allem wenn man wie ich seine Rundungen in 18-mm-Kastanie sägt. Aber auch bei 60-mm-Feldahorn macht die Dekupierfunktion das, was begeistert. Die Säge arbeitet mit eindrücklicher Schnittqualität, ohne an Grenzen zu kommen. Das Probieren geht weiter, und ich freue mich auf das Arbeiten mit der Säge, nicht nur wegen des Eichenzweiges, den ich noch aussägen möchte. Ich kann mir Zierformen an Balkenköpfen vorstellen, vielleicht auch an den Pfosten für den Gartenzaun. Freilich muss man sich genau überlegen, ob die jeweiligen Schnittrichtungen im konkreten Fall machbar sind, da das Mass zwischen Sägeblatt und Arm des Gehäuses natürlich stark limitiert ist. Trotzdem schafft die Säge eine Reihe neuer Möglichkeiten.
Bei allen Kritikpunkten, die man finden kann, wie dem wackeligen und schlecht ablesbaren Winkelanschlag, muss man den Preis in Relation setzen. Bei Answerk fine woodworking in Steg im Tösstal ZH bekommt man für 1000 Schweizer Franken eine ganze Menge an Bandsäge, pardon Dekupierbandsäge. Insofern hat die Pégas SRP 13 Dual das Rad mit den zwei Rollen zumindest ein bischen neu erfunden.
Es war im Oktober an der Holz in Basel. Die Pégas SRP 13 Dual schnitt am Stand von Answerk fine woodworking vor den staunenden Augen der Besucherschaft enge Radien in starkes Holz. Nicht nur bei Fachredaktor Christian Härtel sorgte das für eine spürbare Begeisterung ob der Leistungen und Möglichkeiten der Maschine. Nach dem Spontankauf testet der Autor die Säge und schaut, ob das Rad nun neu erfunden ist.
Veröffentlichung: 18. Dezember 2025 / Ausgabe 51-52/2025
WErkzeuge. Der Umgang mit scharfem Werkzeug ist für den Schreiner tägliches Brot. Dem Thema Sicherheit ist deshalb eine grosse Wichtigkeit beizumessen. Bei den Maschinenwerkzeugen hat die Thematik viel mit der richtigen Pflege und Wartung zu tun.
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Ergänzend zum Beitrag in der SchreinerZeitung 51/52 hier weitere Fotos und Erkenntnisse vom Test der Maschine, die Bandsäge und Dekupier-Bandsäge in einem ist.
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