Der praktische Weg zum Profi

Die Teilprüfungspläne enthalten alle Angaben, die es zur Herstellung braucht. Bild: Andreas Brinkmann

Übungen.  Jeder Lernende muss einen eigenen, gangbaren Weg finden, damit er sich in verschiedenen Arbeitsbereichen sicher und erfolgreich bewegen kann. Es braucht ein gezieltes Training, um eine ausbaufähige Grundlage zu schaffen.

Wer die Lehre zum Schreiner EFZ beginnt, hat in der Regel handwerkliches Geschick. Es gibt aber zwei verschiedene Arten, wie Personen einen vermittelten Lernstoff aufnehmen. Der «Handmensch» lernt und agiert über das Tun sowie das Ausprobieren und kann Vorgezeigtes schnell nachmachen. Der «Kopfmensch» hat ein gutes technisches Verständnis sowie Ablaufdenken. Er arbeitet mehr im Kopf und muss die Dinge erst wirklich verstehen. Beide Typen sind für den Schreinerberuf ausserordentlich wichtig und haben Fähigkeiten, die sich letztendlich sehr gut ergänzen. Jeder braucht aber seinen eigenen Lernweg, um in diesem Beruf in möglichst vielen Bereichen einsetzbar zu werden.

Mehr, als ein Betrieb bieten kann

Sobald die Ausbildung beginnt, dürfte für jeden Lernenden schnell einmal klar sein, dass das Werken in der Schule und oft auch das, was man während der Schnupperlehre gemacht hat, weit weg von dem ist, was man jetzt lernen soll. Tatsächlich hat der Beruf eine Vielzahl von doch recht unterschiedlichen Bereichen, und der eigene Lehrbetrieb deckt nur einen Teil davon ab. Gelernt werden müssen in den vier Jahren aber die Grundlagen, welche auf breiter Front genutzt werden können, und da gibt es einiges, was im eigenen Betrieb nie als Auftrag vorkommt.

Bausteine zum Ziel

Jedes Handwerk ist lernbar und baut sich durch immer wiederkehrende Module auf.Diese werden in zielgerichteten Abläufen eingesetzt und führen so zum professionellen Produkt. Dazu muss verstanden und geübt werden, wie man mit jedem Werkzeug umgeht, es benutzt, aber auch pflegt. Es muss klar sein, wie es wann eingesetzt wird. Das gilt dann vom Stechbeitel bis zu Arbeiten mit der Kehlmaschine. Das richtige Aneinanderreihen der Arbeiten – also der Arbeitsablauf – muss für jedes Teilziel bekannt sein, nur dann ist ein Arbeitsablauf über die ganze Kundenarbeit möglich und umsetzbar. Wer einfach irgendwie anfängt, wird zwangsläufig Fehler machen sowie Teile nachrichten müssen und verliert eine Menge Zeit.

Nach Bildungsplan vorankommen

Klar, jeder Lernende arbeitet im Betrieb mit, erfährt viel Theoretisches in der Schule und wird in den überbetrieblichen Kursen praktisch in viele Fertigkeiten eingeführt. Das alleine genügt allerdings nicht. Der Betrieb ist verpflichtet, den Lernenden während der Arbeitszeit, mittels begleiteter Übungssequenzen, in allen vorgegebenen Bereichen zu fördern. Übungen können gut zwischendurch gemacht werden, wenn der Lernende nicht zwingend bei einem Auftrag gebraucht wird. Der Betrieb muss allerdings dafür sorgen, dass die erforderlichen Fähigkeiten auch zum richtigen Zeitpunkt, wie es der Lehrplan vorgibt, geübt werden. Eine zuständige Fachperson muss das begleiten und sollte verschiedene Vorgehensweisen aufzeigen können, wodurch der «Kopf»- sowie der «Handmensch» eine persönlich für sich passende Lösung finden kann.

Vorlagen zum Herunterladen

Bezüglich der Übungen kann sich jeder Lernende und jede begleitende Person beim Schreinermeisterverband VSSM bedienen. Auf dessen Internetseite finden sich alle Unterlagen, die es für die Lehre braucht. Da gibt es Pläne und Übungsaufgaben mit vielen Holzverbindungen, oder nach Jahrgang geordnet alle Pläne der jeweiligen Teilprüfungen.

An der Teilprüfung im dritten Lehrjahr werden Fragmente gemacht, die verschiedenen Schwierigkeitsstufen entsprechen und mit ganz unterschiedlichen Mitteln hergestellt werden können. Pro Jahr gibt es eine Zip-Datei mit allen Unterlagen, die frei heruntergeladen und verwendet werden können.

Diese Pläne eignen sich, sobald man mit dem Handwerkzeug klarkommt, um gezielt Aufgaben ausführen zu lernen. Es gibt Firmen, die sie so vorbereitet und bereitgestellt haben, dass ihre Lernenden unmittelbar in die Übungen einsteigen können.

Das Spiel mit den Modulen

Zu jedem Üben gehört, dass man erst plant, wie der genaue Arbeitsablauf sein soll. Sobald man etwas Erfahrung hat, schreibt man dann noch dazu, wie viel Zeit man für die einzelnen Schritte rechnet. Sobald ein Schritt ausgeführt ist, wird dann die effektive Zeit aufgeschrieben und das Gemachte überprüft. Erst wenn alles so ist, dass weitergemacht werden kann, wird der nächste Schritt nach Arbeitsablauf in Angriff genommen. Auf diese Weise lernt man von Beginn weg eine bewusste Vorgehensweise, die gezielt eingesetzt werden kann, und dank konstanter Überprüfung auch ein sicheres Vorgehen. Auch das Zeitgefühl wird immer verlässlicher. So entstehen dann langsam Arbeitsmodule, die in ihrem Ablauf und der Ausführung so selbstverständlich sind, dass sie ohne schriftliche Vorplanung als Modul in einem grossen Arbeitsablauf eingesetzt werden können.

An vielen Orten einsetzbar sein

Wer jetzt den Kopf schüttelt und alles für viel zu viel Aufwand hält, sollte sich bewusst machen, dass eine komplette Kundenarbeit selten aus dem Bauch heraus ausgeführt werden kann. Ohne vorherige Planung der Arbeitsschritte geht man ein grosses Risiko ein, dass wichtige Schritte schlicht übergangen werden, was unnötig Zeit verbraucht und Kosten verursacht. Eine saubere Planung braucht zwar anfangs etwas Zeit, dafür werden, auch bei sehr komplexen Aufgaben, nur aneinandergereihte Module abgearbeitet – was Erfolg versprechend ist.

Ach ja: Auch für die Teilprüfung selbst muss dann während der Arbeitszeit trainiert werden – das gehört mit zur Lehre. Bereits aufgebaute Sicherheiten helfen dann, wie auch später im Berufsalltag. Nur schon in den Artikeln in dieser Ausgabe der SchreinerZeitung kommen einige Arbeiten vor, die etwas spezieller sind und durchaus auch zu einem Berufsalltag eines Schreiners gehören können.

www.vssm.ch

ab

Veröffentlichung: 02. Juli 2020 / Ausgabe 27-28/2020

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