Der ruhende Pol in der Chaosphase


Der gelernte Schreiner Tobias Bollack (28) hat seinen Traumberuf bei Schutz und Rettung Zürich gefunden. Bild: Dominic Walser
Der gelernte Schreiner Tobias Bollack (28) hat seinen Traumberuf bei Schutz und Rettung Zürich gefunden. Bild: Dominic Walser
Leute. Tobias Bollack wirkt keineswegs müde oder erschöpft, sondern frisch und hellwach. Und dies, obwohl er in der Nacht zuvor kaum geschlafen hat. Sein Bereitschaftsdienst als Berufsfeuerwehrmann bei Schutz und Rettung Zürich, der am Vorabend um 18 Uhr als Teil einer 24-Stunden-Schicht begonnen hatte, verlief vorerst ruhig.
Auf der Wache in Zürich-Neubrunnen Bollack zu Abend, schaute fern, unterhielt sich mit den Kollegen und ging schliesslich in einem Ruheraum zu Bett. Plötzlich riss ihn eine Lautsprecherdurchsage aus dem Schlaf. In einem kleinen Industriebetrieb entfachte ein überhitzter Ofen ein Feuer. Bollack hatte seine Kleider bereits so bereitgelegt, dass er sich schnurstracks anziehen, aus dem Ruheraum rasen, wie im Film die Stange zur Fahrzeughalle hinuntergleiten und sich dort in die Einsatzkleider stürzen konnte. «Wir müssen Tag und Nacht innerhalb von 120 Sekunden ausrücken», erklärt der 28-Jährige. Feuer spielt in nur rund einem von zehn Einsätzen eine Rolle. Meistens muss die Berufsfeuerwehr ausrücken, weil Brandanlagen in öffentlichen Gebäuden einen Alarm auslösen. Oftmals handelt es sich dabei um einen sogenannten Täuschungsalarm, weil beispielsweise jemand geraucht oder Schweissarbeiten ausgeführt hat. Bei Wasserrohrbrüchen, defekten Leitungen, aber auch wenn etwa eine Krähe aus einer Dachrinne oder ein Hund aus einer Kanalisation gerettet werden muss, wird die Feuerwehr gerufen. «Am schwierigsten sind Einsätze mit vielen Verletzten, die alle gleichzeitig betreut werden müssen», erzählt Bollack. «Solche Situationen sind stressig und emotional aufgeladen.» Diese anfängliche «Chaosphase», sagt Bollack, müsse gut und schnell überbrückt werden.
«Unser Alltag ist aber nicht so actionreich, wie es klingt.» Ein Tag besteht aus einer Stunde Sport, Wartungs-, Unterhalts-, Reparatur- und Büroarbeiten. «Einsätze haben natürlich immer oberste Priorität.» Bereits als Kind war Bollack von der Feuerwehr fasziniert, insbesondere von den imposanten Fahrzeugen. «So wie andere Astronaut oder Pilot werden wollten, träumte ich schon immer davon, Berufsfeuerwehrmann zu werden.» Bevor er dieses anspruchsvolle Auswahlverfahren meistern konnte, lernte er zwei andere Berufe. Bei der Bantli AG in Eschenz TG machte er eine Schreinerlehre. «Diese solide Ausbildung entsprach mir voll und ganz und kommt mir als Berufsfeuerwehrmann oft zugute.» Ein paar Jahre später liess er sich zum Transportsanitäter ausbilden. Was anfangs als Lückenfüller gedacht war, entpuppte sich schnell als erfüllend. Nach wie vor arbeitet er als Freelancer für den Rettungsdienst der Spital Thurgau AG an seinem Wohnort Frauenfeld. Tempo ist bei beiden Jobs gefragt. «Ich habe keinen Adrenalinschub bei diesen Einsätzen», betont Bollack. Ruhig zu bleiben, sei wichtig, um die Lage zu analysieren und Sicherheit auszustrahlen.
Emotionale Situationen sind zwar nicht an der Tagesordnung. Sie können sich aber jederzeit ereignen. «Einmal transportierten wir einen Mann in einem sehr kritischen Zustand. Da alles schnell gehen musste, konnte er sich nicht mehr von seiner Frau verabschieden. Auf der Fahrt ins Spital starb er. Das hat mich mitgenommen», schildert Bollack. Ein stabiles Umfeld und Gespräche mit Kollegen helfen ihm, solche Situationen zu verarbeiten. «Ich sage mir immer: Wir versuchen, das Menschenmögliche möglich zu machen, um Menschenleben zu retten.» Ein Gedanke, der für ihn wie ein Leitstern ist.
Veröffentlichung: 13. Oktober 2025 / Ausgabe 41/2025
Leute. Dass Stefan Suhner an diesem Tag überhaupt in seiner Schreinerwerkstatt arbeitet, ist nicht selbstverständlich. Denn bei schönem Wetter ist der 68-Jährige eigentlich immer in den Bergen. «Schon bald gehts wieder los in die Dolomiten», sagt er und lacht.
mehrPaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr