Der Schreiner und seine 30 Ponys


Der gelernte Schreiner Matthias Kälin (39) hat sich eine eigene Töfflivermietung aufgebaut. Bild: Beatrix Bächtold


Der gelernte Schreiner Matthias Kälin (39) hat sich eine eigene Töfflivermietung aufgebaut. Bild: Beatrix Bächtold
Leute. «Die Schweiz ist ein Töffliland. Die meisten der Generation X und Babyboomer haben Töfflihintergrund. So wie ich», sagt Matthias Kälin.
In Nullkommanix haben sich die Herrschaften einer Innerschweizer Schreinerei in Töfflibuebe und -meitli verwandelt. In Jeanswesten und Helmen knattern sie los. Die Motörli haben Mühe, ihr Lachen zu übertönen. Mit Fahrtwind um die Nase fühlen sie sich wie damals, als sie nach Schulschluss mit dem Schatz auf dem Gepäckträger das Dorf einnebelten. Doch «Schmöcksch de Töff» ist vorbei. Heute verbuchen solche Reisegruppen vor allem wohlwollende Blicke. Das liegt nicht nur am synthetischen Moscht «Aspen». Der Anblick der kultigen Fahrzeuge und ihrer fröhlichen Lenkerschaft lässt die Herzen aller Ex-Töfflibuebe und -meitli höherschlagen. «Die Schweiz ist ein Töffliland. Die meisten der Generation X und Babyboomer haben Töfflihintergrund. So wie ich», sagt Matthias Kälin. Nach einer Schreinerlehre arbeitete er sechs Jahre lang in seinem Traumberuf. Danach betreute er im Aussendienst Schreinereien und Küchenbauer für Branchenzulieferer. 2022 wagte er einen Neustart mit seiner Töfflivermietung «Mofun – min Töffli Tag». Das Geschäft befindet sich in der Schärferei einer stillgelegten Sägerei mitten in seinem Wohnort Gächlingen SH. Und obwohl es hier drinnen eher metallisch riecht, sieht man sofort, dass da ein Schreiner am Werk ist. Die Fahrzeugschlüssel hängen an einem Holzbrett. Instruiert wird an einem selbst geschreinerten Tresen. Ultimativer Hinweis auf die Anwesenheit eines Hölzigen sind aber zwei Barhocker, gefertigt während der Weiterbildung zum CNC-Maschinisten an der Höheren Fachschule Bürgenstock. «Ein Schreiner ist nie ganz weg vom Beruf, auch wenn er etwas völlig anderes macht», sagt Kälin.
Aktuell umfasst sein Fuhrpark 30 Pony GTX des Herstellers Amsler & Co. AG in Feuerthalen ZH. «1,2 PS. Genug, um selbst einen gestandenen Mann auf den Schaffhauser Hausberg Randen zu befördern», sagt er. Alle seine Töffli sind gleich. Alle im Originalzustand. Alle in den Schaffhauser Kantonsfarben. Alle unfrisiert. «Ich bin ja Schreiner und kein Coiffeur», witzelt der Patron. In den Regalen hat er 60 Helme für Köpfe jeder Grösse. Jeans-gilets mit dem gelben «Mofun»-Patch sind auch genug da. Seiner Kundschaft gibt er auch eine Powerbank mit, damit das Handy, worauf die Route in einer App abrufbar ist, immer genug Pfuus hat. Auch ein Regenponcho und ein Erste-Hilfe-Set mit Brandsalbe für Waden, die zu nahe an den Auspuff kom- men, sind dabei. Bisher kehrten alle Fahrzeuge und ihre Lenkenden wohlbehalten zurück. Trotzdem ist Kälin immer parat für Pannenhilfe. Vor der Garage parkt ein Anhänger, in welchem 17 Töffli Platz haben. Unterstützt wird er von seiner Partnerin, die schon mal als Tourguide mitkommt und deren Eltern. Ein rundlaufendes Familienunternehmen, könnte man sagen.
«Ein Schreiner ist nie ganz weg vom Beruf, auch wenn er etwas völlig anderes macht.»
«Mofun» macht auch Routenvorschläge, etwa für eine Klettgau-Rundtour oder einen Rheinfall-Besuch. Diese hat Kälin getestet und aufgezeichnet. Immer führen sie über schwach befahrene Strassen oder asphaltierte Velowege. Für rund 130 Franken kann man so ein «Pony» sechs Stunden lang reiten. Losdüsen kann man alleine, aber in der Gruppe macht das natürlich mehr Spass. Vereine, Poltergruppen und Familien fahren auf die Ponys des Schreiners ab. Die häufigsten Kunden sind aber Firmen. Er sagt: «Fachleute haben herausgefunden, dass so ein Tag auf dem Töffli die Teambildung fördert.»
Veröffentlichung: 20. November 2023 / Ausgabe 46/2023
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