Der Titelverteidiger holt sich erneut den Cupsieg

Schnelles Arbeiten und dabei noch genau beobachtet werden: Das ist der Powerschreiner Cup. Bild: Michi Läuchli

Viel Power, Tempo und Emotionen prägten den Powerschreiner Cup, der dieses Jahr im Rahmen der Swiss Skills in Bern ausgetragen wurde. Unter den Teilnehmenden waren auch bekannte Gesichter, die letztes Mal schon dabei waren.

Holz lebt, begeistert und schafft eine positive Stimmung – das erlebten Besuchende am VSSM-Stand in Halle 2 der Bernexpo während der Swiss Skills vorletzte Woche unmittelbar. Dort wurde nämlich zeitgleich der diesjährige Powerschreiner Cup 2025 ausgetragen. Weil sich weniger Kandidatinnen und Kandidaten anmeldeten als erwartet, traten schliesslich zwölf statt der geplanten 24 Lernenden an.

mit Schramme zum vierten Platz

Für Flavio Kasper, der seine Lehre gerade diesen Sommer bei der Hobi Holz in Klosters GR startete, war der Wettbewerb eine Premiere: «Ich war noch nie dabei und dachte, ich probiere es einfach mal.» Das zweite Fragment fand er einfacher als das in der ersten Vorrunde und beendete die zweite Runde entsprechend als Erster. «Der Werkstoff Holz fasziniert mich einfach», sagt der Bündner begeistert. Dass er den Schreinerberuf gewählt hat, kommt nicht von ungefähr: «Meine Mutter ist auch Schreinerin, und so konnte ich schon etwas vom Beruf in Erfahrung bringen.» Leider schnitt sich Kasper in der ersten Runde leicht in den Finger, was aber nicht weiter schlimm war und worauf er sogleich von seiner Schwester versorgt wurde. Das zahlte sich aus: Am Ende schaffte es der angehende Schreiner auf den vierten Platz.

Diesmal hats fürs Podest gereicht

Bereits zum dritten Mal beim Powerschreiner Cup dabei war Anita Arnold. Die Schreinerlernende im vierten Lehrjahr absolviert ihre Lehre bei der Schreinerei Gerig AG in Amsteg UR und konnte auf einige Erfahrung zurückgreifen. «Im Halbfinal hatte ich etwas Probleme, den Zapfen genau auf den Riss zu sägen, mit der Genauigkeit bin ich daher nicht so zufrieden.» Dennoch schaffte sie es bis ins Finale, womit sie nicht gerechnet hatte. Ihr Ehrgeiz wurde am Ende doch noch belohnt, und so konnte sie sich in ihrer dritten und zugleich letztmöglichen Teilnahme den dritten Platz sichern, worüber sie sich sehr freute.

Schwierig war der Zeitdruck

Arash Bakhshi nahm zum ersten Mal am Wettkampf teil. Er ist im dritten Lehrjahr bei der Schreinerei Nerozzi Rösch in Nesselnbach AG. «Mein Lehrlingsausbildner hat mich gefragt, ob ich mitmachen möchte. Das fand ich cool und sagte deshalb auch schnell zu.» An den Sektionsmeisterschaften wollte er gern mitmachen, durfte jedoch nicht teilnehmen, weil er nicht Schweizer ist. Die Aufgaben selbst fand er nicht so schwierig. «Den Zeitdruck fand ich aber herausfordernd.» Für den Wettkampf habe er keine besondere Taktik parat gehabt, sondern sei einfach so konzentriert am Arbeiten, dass ihn das Publikum gar nicht störe. Leider verpasste er aber an diesem Tag den Einzug ins Halbfinal.

Denkfehler kostete Punkte

Auf viel Erfahrung konnte auch Alois Suter zurückblicken, schliesslich bestritt er schon mehrere Meisterschaften und trainierte zusammen mit Jeremy Barrot für den Cup. Seine Lehre absolviert der Viertlehrjahr-Lernende in der Technischen Fachschule Bern. «Die Vorrunde lief recht gut für mich, aber ich habe das Gefühl, dass ich in der ersten Runde nicht ganz so saubere Qualität abgeliefert habe.» Ein Denkfehler kostete ihn Punkte: «Leider habe ich den einen Fries verkehrt geschnitten.» Dennoch schaffte er es bis ins Finale, worüber er selbst überrascht war: «Ich hatte nicht erwartet, dass ich ins Finale komme.» Am Ende gab es für Suter sogar die Silbermedaille.

Er fand es stressig

Einen schwierigen Start erlebte Michel Iten, der seine Lehre bei der Schreinerei nemus Sàrl in Courroux JU macht und im zweiten Lehrjahr ist. «Ich fand es schon stressig», erzählt er. Die Pläne hatten die Teilnehmenden im Voraus erhalten. «So konnte ich schon viel üben, trotzdem ging das Fragment ziemlich streng zusammen, sodass es einen Riss gab.» Beim Wettkampf blieb er konzentriert: «Es macht mir nichts aus, wenn mir die Besuchenden beim Arbeiten zuschauen, da kann ich mich gut auf den Wettbewerb fokussieren.» Nach der Vorrunde schied der Jurassier leider aus.

Am Morgen krank, Am Abend gewonnen

«Beim zweiten Mal ist man etwas entspannter, weil man den Ablauf kennt», sagte der Titelverteidiger Jeremy Barrot mit einem Schmunzeln. Dennoch sei fünf Minuten vor dem Start der Druck für den Lernenden im vierten Lehrjahr noch gekommen. «Die Aufgabe mit der Schwalbenschwanz-Verbindung in der Vorrunde fand ich schwierig – aber das war ja für alle so.» Um seinen Rhythmus zu halten, hörte er während des Wettkampfs Musik: «So weiss ich genau, wo ich sein muss, wenn das Lied an einer bestimmten Stelle ist.» Mit dem Sieg hat der Lernende an der Technischen Fachschule Bern nicht gerechnet. «Heute Morgen lag ich noch krank im Bett, und nun stehe ich hier als Sieger des Powerschreiner Cup – das ist schon sehr cool.» Feiern wollte er nur im kleinen Kreis: «Einfach zu Hause mit der Familie anstossen, weil ich morgen wieder arbeiten muss.»

Michi Läuchli

www.vssm.ch

 

Powerschreiner Cup 2025

Die Bestplatzierten 

1. Jeremy Barrot (Lehrbetrieb: Technische Fachschule [TF] Bern). 2. Alois Suter (TF Bern). 3. Anita Arnold (Schreinerei Gerig AG, Amsteg UR). 4. Flavio Kasper (Hobi-Holz, Klosters GR). 5. Noelle Aeschlimann (Schreinerei Stalder GmbH, Rüegsau BE). 6. Michael Schmidt (Föhn Schreinerei AG, Unteriberg SZ). Arash Bakhshi (Nerozzi Rösch, Nesselnbach AG), Laura Mannhart (Schreinerei Teuscher AG, Trübbach SG), Lukas Held (Schreinerei Stalder GmbH, Rüegsbach BE), Michel Iten (nemus Sàrl, Courroux JU), Oliver Seiler (Peterhansschibli & Co., Fislisbach AG), Yorin Bollinger (Devaud und Marti AG, Bellach SO).

 

Vorrunde, Halbfinal und Final in kurzer Zeit

Der Wettkampf startete am Sonntag, 21. September, um 10.15 Uhr mit der 1. Vorrunde der Gruppe 1, gefolgt von der 1. Vorrunde der Gruppe 2 um 11.00 Uhr. Die 2. Vorrunde begann um 11.45 Uhr für Gruppe 1 und um 12.30 Uhr für Gruppe 2. Danach standen die beiden Halbfinals auf dem Programm – das erste um 13.30 Uhr, das zweite um 14.15 Uhr – bevor um 15.00 Uhr das Finale über die Bühne ging. Die Aufgabe war für alle gleich: drei Holzfragmente mit unterschiedlichen Verbindungen herstellen. Die Lernenden kannten die Vorgaben im Voraus und konnten sie üben, mussten aber im Wettkampf beweisen, wie gut sie Zeitdruck und Präzision verbinden können. Für jedes Fragment waren höchstens 30 Minuten erlaubt. Bewertet wurden neben der Zeit vor allem die Sauberkeit der Arbeit und die Genauigkeit der Verbindungen. Sobald die oder der Erste ein Fragment abgegeben hatte, blieben den übrigen Teilnehmenden noch maximal 10 Minuten, um ihr Werk fertigzustellen. ml 

Veröffentlichung: 02. Oktober 2025 / Ausgabe 40/2025

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