Die eigenen Werte leben

Wenn Elisabeth Baumann (25) etwas anpackt, tut sie es mit Leidenschaft – im Job und bei ihrem sozialen Engagement. Bild: Monika Hurni

Es ist eine der grössten Naturkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte, die das Leben von Elisabeth Baumann nachhaltig prägt: Der Tsunami im Indischen Ozean 2004. Die Zerstörung und das Leid der Menschen wecken in dem damals 12-jährigen Mädchen den Wunsch, zu helfen, anzupacken und etwas Produktives zu leisten. Und genau das tut die mittlerweile 25-jährige Schreinerin heute. Montags und dienstags arbeitet sie bei der Ramseier Woodcoat AG, mittwochs und donnerstags packt sie bei einem grossen Umbauprojekt in Thun mit an – und den Freitag hat sie sich für eine Herzensangelegenheit reserviert: Gemeinsam mit ihrem Verlobten und einem befreundeten Paar engagiert sie sich für «junge Leute, die ein wenig ziellos sind». Seit Anfang Jahr ziehen die vier jeden Freitag gemeinsam durch die Strassen von Bern und laden fremde Menschen zu einem Abendessen ein. «Nicht in meiner Wohnung, sondern in jener meines Verlobten», präzisiert die gebürtige Bündnerin, «er hat den grösseren Tisch.» An diesem Tisch ist jeder willkommen. Besonders am Herzen liegen Baumann aber junge Menschen, die «noch nicht mit beiden Füssen im Leben stehen und nahe an der Schwelle sind zum Abstürzen». «Wir versuchen, diesen Menschen ein Familiengefühl zu vermitteln und ihnen Halt zu geben», erklärt sie. Es brauche schon ein wenig Mut, die Leute auf der Strasse anzusprechen, doch die Reaktionen seien fast durchweg positiv. «Die Leute merken, wenn etwas echt ist.» Als gläubige Christin lebt sie die Nächstenliebe. Doch andere Menschen zu bekehren, liegt ihr fern. «Das sind meine Werte, mein Lebensstil, und das will ich leben – ohne Hintergedanken.»

Sich selber bezeichnet die Schreinerin als Lebemenschen. Bei ihr müsse immer etwas laufen. «Ich habe ständig irgendwelchen Unsinn im Kopf, probiere gerne Neues aus und will mir selber keine Grenzen setzen.»

Gerade ist die Wahlbernerin von einem vierwöchigen Aufenthalt in Peru zurückgekehrt. Auch da ist sie ihrem Grundsatz treu geblieben. So hat sie selber eine Kuh geschlachtet und Piranhas gegessen. Peru habe sie schon immer fasziniert, und sie habe mit dem Gedanken gespielt, sich dort sozial zu engagieren. So hat sie während ihres Aufenthaltes eine Hilfsorganisation besucht, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ausgegrenzte Männer und Frauen in die Gesellschaft einzugliedern und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Ein Projekt, wie auf Eli Baumann zugeschnitten. «Ich kann mir gut vorstellen, dass ich eines Tages für längere Zeit dorthin zurückkehre», sagt sie, «doch momentan ist mein Platz in der Schweiz.» Denn auch hier wartet eine Herzensangelegenheit auf die 25-Jährige: In wenigen Wochen wird sie heiraten. Und sie weiss, dass es auch in ihrer Heimat genügend Leute gibt, die auf Unterstützung angewiesen sind, um sich im Leben zurechtzufinden. Gerne würde sie die Leidenschaft für ihren Beruf mit ihrem sozialen Engagement verbinden und junge Leute in die Arbeitswelt integrieren.

Doch nun steht erstmal ihr Privatleben im Vordergrund. Neben den Hochzeitsvorbereitungen ist sie auf der Suche nach einer neuen Wohnung – möglichst mit einem grossen Tisch, denn die Freitagsessen sind zu einer liebgewonnenen Tradition geworden.

«Ich habe ständig Unsinn im Kopf, probiere gerne Neues aus und will mir selber keine Grenzen setzen.»

mh

Veröffentlichung: 27. April 2017 / Ausgabe 17/2017

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