Die Erfüllung eines Traums

Lucas Schnoz (32) präsentiert seinen Nissan Skyline GTR R32. Der Schreiner hat das Kultauto der 90er aus Japan importieren lassen. Bild: Franco Brunner

Wenn die Leute ihn so sehen, denken die meisten wohl: «Was ist denn das für eine graue Maus?» Lucas Schnoz lacht bei diesen Worten vielsagend, während er «ihn» in einer kleinen Dorfgarage im bündnerischen Ilanz präsentiert. Tatsächlich scheint der silbergraue Wagen – mal abgesehen von seiner doch eher einprägsamen Heckansicht mit den auffallenden, runden Lichtern und dem schnittigen Spoiler – eher harmlos. Ein Eindruck, der just in dem Augenblick revidiert werden muss, in dem Schnoz den Motor startet. Die Geräuschkulisse, die da erklingt, erinnert viel mehr an einen brüllenden Löwen als an ein piepsendes Mäuschen. «Klingt nicht schlecht, oder?», fragt der stolze Besitzer rhetorisch. Ob nun Maus oder eben doch eher Löwe: Es ging Schnoz nicht darum, Eindruck zu schinden, als er sich vor rund zweieinhalb Jahren dazu entschieden hatte, einen Nissan Skyline GTR R32 zu kaufen und ihn extra von Japan einschiffen zu lassen. Die meisten Leute hätten wohl erst nach der kürzlich im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Auto-Sendung «KaR – Kult auf Rädern», in der er seinen Skyline gezeigt hat, erfahren, dass er solch ein Auto besitze. «Mit diesem Kauf habe ich mir schlicht und einfach einen Traum erfüllt», erklärt der 32-jährige Schreiner. Ein Traum, der sich bereits Anfang der Neunzigerjahre bei den ersten Berührungen mit dem Playstation-Spiel «Gran Turismo 1» zu formen begann. «Ich war schon damals fasziniert von diesem Auto, das schneller und besser war als alle anderen», erinnert sich Schnoz. Vom Träumen dieses Bubentraums bis zu seiner Verwirklichung sind ein paar Jahre vergangen. Die Faszination für dieses japanische Kultauto nahm bei Schnoz indes zu keiner Zeit ab.

Und Kult ist der Nissan Skyline seit den Neunzigerjahren ohne Zweifel. Neben dem «Gran Turismo»-Rennspiel – von dem im kleinen Aufenthaltsräumchen in Schnoz’ Garage übrigens gerade die fünfte Version über den Fernsehschirm flimmert – waren auch Filme wie die «The Fast and the Furious»-Serie für den Hype verantwortlich. «Es ist ein optisch herrlich unaufdringlich wirkender Mittelklassewagen, in dem alles drin ist, was überhaupt möglich ist», sagt Schnoz fasziniert.

Beispielsweise ein 2,6-Liter-Reihensechszylinder, Twin Turbo, Allradantrieb mit original 280 PS. Wobei sich diese Zahl mit ein bisschen Fachwissen und dem nötigen Kleingeld noch in ganz andere Sphären hochschrauben liesse, wie der Autofan erklärt.

Apropos Kleingeld: Ganz billig war die Erfüllung seines Traumes für Schnoz natürlich nicht. Doch auch wenn das Portemonnaie ein wenig gelitten hat und in naher Zukunft wohl keine Ferien auf den Malediven drinliegen, würde er sich wieder für den Kauf seines Traumautos entscheiden. «Es hat sich auf jeden Fall gelohnt», resümiert er.

Noch kann der Churer – der in einem Schreinereibetrieb in Malix arbeitet und sich dieses Jahr noch zum Projektleiter weiterbildet – seinen Nissan Skyline nur auf den Rennstrecken fahren. Doch das Ziel sei, ihn strassentauglich zu machen. Dafür, sprich für die Vorführung bei der Motorfahrzeugkontrolle, müsse jedoch noch einiges getan werden. «Vor allem die Lautstärke muss noch gedämpft werden», sagt Schnoz lachend. Zum Teil legt er dabei gemeinsam mit seinen zwei jüngeren Brüdern selber Hand an.

Ein Mechaniker, wie es einer von Schnoz’ Brüdern ist, wird aus Lucas derweil trotzdem nicht. «Dafür liebe ich den Schreinerberuf viel zu sehr», sagt er. Denn auch hier habe er einen Traum verwirklichen können.

«Es ist ein optisch herrlich unaufdringlich wirkender Mittelklassewagen, in dem alles drin ist, was überhaupt möglich ist.»

FB

Veröffentlichung: 16. März 2017 / Ausgabe 11/2017

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