Die Faszination der Brieftauben


Die Brieftaubenzucht ist für Michael Aebersold (38) weit mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Bild: Katja Aebersold


Die Brieftaubenzucht ist für Michael Aebersold (38) weit mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Bild: Katja Aebersold
«Gut Flug.» Das ist der Gruss unter den passionierten Brieftaubenzüchtern, zu denen auch Michael Aebersold gehört. «Die Liebe für Tiere habe ich von meinem Vater geerbt», sagt er. So ist der mittlerweile 38-Jährige im bernischen Bauerndorf Herbligen mit Schafen, Rassekaninchen, Hühnern, Enten und eben den Brieftauben aufgewachsen. Schon als kleiner Junge war er beim Betreuen der Tiere immer voll dabei, und bald schon lag das Wohlergehen der Brieftauben in seiner Verantwortung. Viele Jahre hat der Zimmermann die Brieftaubenzucht neben seinem Beruf betrieben. Als sein Sohn vor fast zwei Jahren in den Kindergarten kam und eine neue Betreuungslösung gefunden werden musste, übernahm der zweifache Vater die Pflichten des Hausmannes. Dies ermöglicht ihm, am Eigenheim im freiburgischen Liebistorf zu arbeiten und erfüllt seinen Wunsch, sich auch tagsüber um seine Brieftauben kümmern zu können. Daneben hilft er sporadisch als Zimmermann bei seiner ehemaligen Arbeitgeberin aus, der Holzbauwerk AG in Mühleberg BE. Das Gesuch zur Taubenhaltung an seinem neuen Wohnort war erst abgelehnt worden. «Das hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen», erinnert sich Aebersold. Zum Glück konnte ein Kompromiss gefunden werden, und anstelle der ursprünglich geplanten 70 Tauben bewohnen nun 40 Tiere den grosszügigen Taubenschlag vor dem Haus. «An einem schlechten Tag reichen zehn Minuten in Ruhe im Taubenschlag, und meine Welt sieht wieder viel positiver aus», sagt Aebersold. «Das Wissen darum hilft meiner Frau bestimmt auch, meine zeitaufwendige Leidenschaft zu akzeptieren.»
Die Saison der Alttauben, die über ein Jahr alt sind, dauert von April bis Juli. Es werden zwölf Wettflüge von 180 bis 500 km durchgeführt. Die Saison der Jungtauben dauert von August bis September. Die Jungen werden bei drei bis fünf Wettflügen von 100 bis 200 km achtsam aufgebaut. «Wie bei Spitzensportlern ist die richtige Ernährung auch bei den Brieftauben ein entscheidender Faktor», sagt der Experte. Alle zwei Jahre findet eine Brieftauben-Olympiade statt. Taubenzüchter aus aller Welt treten mit ihren auserlesenen Brieftauben an einer Ausstellung an. Die Tiere werden in zwei Klassen prämiert: Schönheitstauben und Flugleistungstauben. «Die Differenz zwischen Profis und Amateuren ist riesig, trotzdem ist es mein Traum, einmal an diesem Grossevent teilnehmen zu können», sagt Aebersold. «Ich habe mir das Ziel gesetzt, eine spezielle Taube zu züchten, die durch ihre Schönheit und eine gute Flugleistung besticht.» Die Mitgliederzahl des Schweizerischen Brieftaubensport-Verbandes (SBV) schwindet stark. Als Präsident des Brieftaubensportvereins Bern und Preisrichter im SBV ist Aebersold sehr engagiert. In zwei Jahren schliesst er die Ausbildung als Preisrichter des internationalen Verbands FCI ab. «Wir versuchen, Menschen mit unserer Leidenschaft anzustecken. Das Interesse bei Kindern ist sehr gross.» International ist der Sport wieder im Aufschwung. Im Ursprungsland Belgien wird er als Profisport betrieben. Kürzlich wurde die Top-Reisetaube «Armando» für 1,3 Mio. Euro versteigert.
«Im Brieftaubensport musste ich lernen, mit Verlusten umzugehen. Gegen Angriffe von Greifvögeln oder Mardern kann man nur wenig tun», sagt Aebersold. «Das Einzige, was hilft, ist das Ansprühen des unteren Gefieders mit roter Farbe – dies schreckt den Greifvogel anfänglich ab.» Und so bleibt zu hoffen, dass seine Brieftauben noch viele gute Flüge vor sich haben.
«An einem schlechten Tag reichen zehn Minuten im Taubenschlag, und meine Welt sieht wieder viel positiver aus.»
Veröffentlichung: 14. Mai 2020 / Ausgabe 20/2020
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