Die Faszination des Schnees


Um seine Messungen durchzuführen, muss Schreiner und Schnee-Experte Hanspeter Allenbach (82) oft vor dem Morgengrauen in die Kälte hinaus.


Um seine Messungen durchzuführen, muss Schreiner und Schnee-Experte Hanspeter Allenbach (82) oft vor dem Morgengrauen in die Kälte hinaus.
Mit seinen 82 Jahren wäre Hanspeter Allenbach eigentlich längst pensioniert. Doch der Begriff «Ruhestand» will nicht so recht zum umtriebigen Adelbodner passen. Den Betrieb im Untergeschoss seines Wohnhauses hat der Schreiner bereits vor Jahren an seinen Sohn weitergegeben. Doch es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht für einige Stunden in der Werkstatt steht. Das Führen des Betriebes überlasse er aber seinem Sohn. «Er macht das ausgezeichnet und braucht niemanden, der ihm in seine Entscheidungen dreinredet.» Dieser Haltung ist es wohl auch zu verdanken, dass Hanspeter Allenbach, seine Frau und ihr Sohn mit seiner Familie gemeinsam unter einem Dach leben. Mit seinen vier Kindern hat er allesamt ein gutes Verhältnis und zwei seiner Enkel lernen Schreiner. «Das Hölzige bleibt in der Familie», sagt Allenbach stolz. An seinen Sohn hat er derweil ein weiteres Amt abgegeben: Seit 1968 hat er Messungen für das Davoser Institut für Schnee- und Lawinenforschung durchgeführt. Letztes Jahr habe er «offiziell demissioniert». Inoffiziell steht er aber auch in diesem Winter noch häufig morgens um 6.45 Uhr auf und begibt sich mit seiner Taschenlampe in die Kälte hinaus.
Während er einen Meter über dem Boden sein Schleuderthermometer schwingt, erfasst er mit geübtem Blick die Beschaffenheit der Schneeoberfläche und die Bewölkung am Himmel. Danach lässt er einen Messstock in den Schnee einsinken. Die Einsinktiefe gibt ihm Aufschluss über die Schneefestigkeit. Auf der Weide vor seinem Haus hat der Schreiner ein Holzbrett angebracht, das er nach seinen Messungen jeweils säuberlich freilegt, um am darauffolgenden Morgen die Neuschneemenge bestimmen zu können.
Hat es mehr als zehn Zentimeter gegeben, so muss Allenbach zusätzlich das spezifische Gewicht des Schnees bestimmen. Dafür steckt er einen Hohlzylinder in den Neuschnee, schiebt einen Spachtel darunter und wiegt den im Zylinder befindlichen Schnee. Die Dichte ergibt sich dann anhand des Volumen-Massen-Verhältnisses. Unterhalb seines Hauses hat Allenbach ein Rechteck eingezäunt. «Das Feld ist unberührt und spiegelt so den aktuellen Schneestand wider», erklärt er. Jeden Tag liest er diesen auf einem eingerammten Pfahl mit Metermass ab. Alle zwei Wochen gräbt er die Schneedecke auf, um die verschiedenen Schichten zu bestimmen. Im Lawinenhang hat sein Sohn diese Aufgabe schon länger übernommen. Lawinen sind für Allenbach ein grosses Thema. Anhand seiner Messungen und seiner täglichen Beobachtungen der Schneehänge muss er für das Forschungsinstitut auch das Lawinenrisiko einschätzen. «Dafür braucht es schon etwas Erfahrung», sagt Allenbach. «Für einen Flachländer wäre diese Aufgabe wohl schier unlösbar.» Er selbst ist in den Bergen aufgewachsen, hat über 90 Mal privat oder als J + S-Leiter auf einem Viertausender gestanden und in Mexiko und Ecuador auch Fünf- und Sechstausender bestiegen. «Als junger ‹Bürschtel› war ich für alle ‹Schandtaten› zu haben», sagt er.
Auf den Ski habe er in seinem Leben «tausende und abertausende von Kilometern» zurückgelegt. 21 Jahre war er als JO-Leiter im Einsatz, hat den internationalen Lawinenrettungskurs absolviert und war in der Berg-Rettungsmannschaft tätig. Oft wurde der Schnee-Experte angefragt, ob die Verhältnisse günstig seien für eine Skitour. Bei guten Verhältnissen sei seine Antwort stets dieselbe gewesen: «Du hättest mich besser nicht gefragt und wärst einfach gegangen.» Allenbach ist bei seinen Prognosen immer vorsichtig geblieben, denn er weiss wie kaum ein anderer, dass die Launen der Natur nicht immer vorhersehbar sind.
«Für einen Flachländer wäre diese Aufgabe wohl schier unlösbar.»
Veröffentlichung: 05. Februar 2015 / Ausgabe 4/2015
Leute. Im «Werkraum» von Bernhard Berchtold in der Frauenfelder Altstadt duftet es typisch nach Holz. «Viele, die zum ersten Mal in die Werkstatt kommen, bemerken den Geruch», sagt der Inhaber und diplomierte Sanitärtechniker mit eigenem Planungsbüro.
mehr
Leute. Gossliwil gibt es wirklich. «Ich bin wohl der einzige Gossliwiler, dem ihr in eurem Leben je begegnen werdet», sagt Valerian Mollet. «Und wenn ihr doch einmal jemanden anderen aus Gossliwil treffen solltet, dann ist das einer meiner Brüder.» Das Publikum im Casinotheater Winterthur lacht.
mehr
PaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr