«Die Kanten habe ich relativ Freestyle gefräst»

Aus einem Nussbaumstamm wurden der Esstisch und die Verlängerung von Nando Stamm hergestellt. Bild: Meier Schreinerei AG

Kunden der Meier Schreinerei AG in Weinfelden brachten den Stamm eines Nussbaums in die Werkstatt und wünschten sich daraus einen Esstisch. Nando Stamm durfte das Projekt umsetzen und erzählt im Monatsinterview, wie das gelaufen ist.

Steckt eine Geschichte hinter dem Esstisch, den du produzieren durftest?

Nando Stamm: Ich glaube, der Nussbaum stand im Garten der Kunden. Als sie ihn fällen mussten, brachten sie ihn zu uns, und ich durfte diesen zu einem 2,5 × 1 Meter grossen Esstisch plus einem Verlängerungstisch verarbeiten. Unterstützung erhielt ich dabei vom Seniorchef. Das Projekt hat mir Spass gemacht.

Wie bist du vorgegangen?

Das Holz war noch roh. Ich musste es deswegen zuerst auftrennen und aushobeln, habe die Teile dann verleimt und geschliffen. Beim Zusammenstellen der Bretter musste ich darauf achten, die Verleimregel einzuhalten und dass ein stimmiges Holzbild entsteht. Speziell war, dass die Kanten Freiform sind und nicht gerade und symmetrisch verlaufen, sondern frei der Holzmaserung folgen. Das will nicht jeder. Damit die Kante natürlich aussieht, habe ich diese mit der Oberfräse relativ Freestyle bearbeitet, was aber gut geklappt hat.

Welche Verbindungen hast du gemacht?

Zwischen den Brettern habe ich zum ersten Mal eine Nut-Kamm-Verbindung gemacht, um mehr Fläche zum Verleimen zu erhalten. Ich hatte zuvor schon kleinere Tische hergestellt und schon stumpfe Verbindungen gemacht.

Wie viel Zeit hast du benötigt?

Rund vier Arbeitstage.

Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja, sehr, ich finde den Tisch sehr schön, und die Herstellung ist gut und ohne Probleme verlaufen. Auch die Kunden seien mit dem Ergebnis glücklich. Als sie den Tisch abholten, konnte ich leider nicht dabei sein. Doch der Seniorchef berichtete es mir.

Hast du schon mehrere Möbel produziert?

Nein, noch nicht gross. Vor dem Esstisch habe ich schon kleinere Tische hergestellt und in den üK kleinere Objekte. Meine Eltern wünschen sich schon länger ein Möbel von mir. Mal schauen, ob ich bald dazu komme. Vielleicht kann ich ihren Wunsch mit der IPA, der individuellen praktischen Arbeit, nächstes Jahr erfüllen. Ich mache dieses Jahr zudem bei der «Schreiner Chance» mit, dem Lernendenwettbewerb der Thurgauer Schreiner. Die Möbel werden im Herbst an der Messe Wega in Weinfelden gezeigt und prämiert. Gerade haben wir das Motto erhalten. Es lautet «schön schräg». Ich bin nun am Überlegen, was für ein Objekt ich machen könnte, und fange mit der Planung und Produktion an.

Wie sehen deine Aufgaben im Alltag aus?

Ich werde relativ ausgeglichen in der Werkstatt wie auf den Baustellen eingesetzt. Die Arbeit draussen auf dem Bau mache ich gerne, ich finde sie sehr abwechslungsreich. Jedoch bin ich auch gerne in der Werkstatt tätig. Bei uns ist es mehr Zufall, wer was macht, es gibt keine strikten Einteilungen. Das gefällt mir und macht die Tage interessant.

Wie läuft es in deiner Ausbildung? Gefällt es dir?

Es läuft gut, ich gehe gerne arbeiten, was mir wichtig ist. Ich bin froh, dass ich mich für die Ausbildung als Schreiner entschieden habe.

Dann hast du dich noch für andere Berufe interessiert?

Ja, Zeichner Innenarchitektur fand ich auch spannend und ansprechend. Für Schreiner habe ich mich entschieden, weil der Beruf körperlich aktiver ist.

Wie gefällt es dir im Lehrbetrieb?

Sehr gut. Wir sind insgesamt sechs Lernende, verstehen uns gut und haben es lustig. Allgemein sind wir eine tolle Truppe an Leuten. Es ist eher ein jüngeres Team mit einer guten Stimmung und lässigen internen Anlässen.

Denkst du schon an die Teilprüfung?

Ja. Vom Betrieb aus können wir Lernenden am Samstag freiwillig mit dem Seniorchef lernen und trainieren. Das ist toll.

Hast du schon eine Idee, was du nach Berufsabschluss machen möchtest?

Ich habe mir schon einige Gedanken gemacht, aber noch keine fixe Pläne. Ich denke, dass ich zuerst zur Armee gehen werde und danach weiterschaue.

INTERVIEW MIT
 

Nando Stamm, 17 Jahre alt, aus Ottoberg im Kanton Thurgau. Seine Ausbildung absolviert er bei der Meier Schreinerei AG in Weinfelden TG, und er befindet sich im dritten Lehrjahr. Die Berufsschule besucht er in Weinfelden. Stamm spielt in seiner Freizeit Unihockey bei Floorball Thurgau. Derzeit gehört er dem U18-Team an und trainiert drei- bis viermal pro Woche, am Wochenende hat er zusätzlich meistens einen Match. Sein grosses Ziel ist es, den Sprung in die Mannschaft der Nationalliga A zu schaffen.

Nicole DʼOrazio

www.meier-schreinerei.ch

Veröffentlichung: 01. Februar 2024 / Ausgabe 5/2024

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