Die Konsequenz der Umsetzung

Veredelte Platten.  Ob die finale Oberfläche eines Möbels aus gespritztem Lack besteht oder es sich um eine Werksbeschichtung handelt, ist bald nicht mehr klar ersichtlich. Die verschiedenen Systeme bieten aber unterschiedliche Möglichkeiten für den perfekten Finish.

Die finale Oberfläche bestimmt letztlich, ob ein Produkt ansprechend wirkt und Begehrlichkeiten weckt. Je grösser die Möglichkeiten in der Erschaffung perfekt auf die Situation abgestimmter Flächen werden, desto mehr Erwartungen kommen seitens der Kundschaft. Und obwohl die Qualitätsansprüche steigen, sollen sich die Preise im moderat günstigen Bereich bewegen. In der Veredelung der Oberflächen von Möbeln gibt es daher oft mindestens zwei Möglichkeiten, um einen Effekt zu erzeugen: Platten mit einem authentischen Aufbau, die beispielsweise mit Lack behandelt werden, und beschichtete Plattenmaterialien, die Ersteren in der Wirkung immer näher kommen. Nur: Jeder Bereich hat auch einzigartige Qualitäten.

Unterschiedliche Fähigkeiten

Konkret bedeutet das: Die Korpusfarbe auf diesem Bild ist identisch mit der von dem umlaufenden Stahlrohrrahmen – etwas, dass nur mit Farblack wirklich sauber machbar ist. Dieser kann problemlos aufeinander abgestimmt werden und bei entsprechend guter Grundierung sind Resultate möglich, die auch nach mehreren Jahren zusammenpassen. Hingegen kann eine widerstandsfähige Fläche mit textilen Stoffen vom Schreiner nur mit HPL-Platten geboten werden. Die Firma Argolite in Willisau LU verpresst unterschiedlichste Textilien auch nach Kundenwunsch, was zu einzigartigen Möbeloberflächen führt. Der Stoff ist dabei so gut von dem abschliessenden Overlay-Papier geschützt, dass der Schreiner verarbeitungstechnisch normal vorgehen kann. Die erfreulich hohe Widerstandskraft der Oberfläche ist auch hier gegeben.

Nutzbarkeit der Fläche

Die Abrieb- und Kratzfestigkeit ist von den Lackherstellern in der Vergangenheit stark verbessert worden. Die Wahl des Materials ist in diesem Punkt bei stärker belasteten Flächen von grosser Wichtigkeit. Der Lackhersteller Adler, mit seinem Schweizer Sitz in Tuggen SZ, hat einen Lack entwickelt, der laut Hersteller sogar gegen Stahlwatteneinwirkungen immun ist. Das übertrifft dann sogar die HPL-Oberfläche und die etwas weichere CPL-Fläche sowieso. Grundsätzlich sind aber mit Lacken sowie Laminaten sehr widerstandsfähige Oberflächen machbar und Spezialeffekte wie eine Anti-Fingerprint-Ausrüstung können theoretisch auf allen Systemen angeboten werden. Veränderungen in der Wirksamkeit von Letzterem müssen bisher mit der fortlaufenden Alterung in Kauf genommen werden.

Das Problem mit der Struktur

Holz in seinen natürlichsten Ausprägungen hat sich zum Trendsetter gemausert. Vor allem rudimentär wirkende Flächen aus Massivholz mit sichtbaren Fehlern und Oberflächenstrukturen begeistern die Kunden immer wieder. Die Lackschicht soll dort dann noch oft nicht sichtbar sein und auch die Haptik muss eine rohe Oberfläche vorspielen – das natürlich bei grösstmöglicher Fleckenunempfindlichkeit.

Lack hat die Eigenschaft, dass er in Poren oder schmalen Ritzen nicht ganz nach unten kommt und eine Brücke bildet. Der feine Lackfilm ist an diesem Punkt nicht mit dem Holz verbunden und glänzt deshalb – auch bei Mattlack. Diese unschöne Störung ist ein Indiz dafür, dass es sich wirklich um Holz handelt. Doch manche Holznachahmungen sind mittlerweile derart perfekt, dass sie nicht nur die Synchronpore – was die exakte Übereinstimmung von der Oberflächenstruktur zum gedruckten Holzbild ist –, sondern auch dieses leichte Glänzen in der Pore imitieren. Kein Imitat schafft es allerdings um die Kante herum, ohne dass dies klar sichtbar ist. Auch führen oft unterschiedliche Materialien von Kan- te und Fläche mit der Zeit zu Farbunterschieden.

Trends, die zunehmen

Ein neuer Trend und zugleich ein Gegenpol zum Natürlichen sind Flächen, die glänzen, und solche, die einfach matt sind. Also den entsprechenden Lack kaufen und los geht es. Doch aufgepasst! Hochglanzlack ist wie jeder andere ein sehr dünner Film, der sich dem vorhandenen Untergrund vollständig anpasst. Die Fähigkeit zur Lichtspiegelung bewirkt, dass von Glanz gesprochen wird. Unebenheiten, wie viele kleine Poren, unterbrechen das und die Fläche glimmert höchstens noch. Der Untergrund muss also auch absolut geschlossen und eben sein. Wenn dann nach mehreren Durchgängen mit Zwischenschliff fertig gespritzt wird, ist immer noch eine leicht wellige Orangenhaut sichtbar. Für spiegelglatten Hochglanz muss das noch poliert werden, was einen durchgehärteten Lack voraussetzt. Bei stumpfmatt braucht es diesen letzten Gang nicht – das davor ist aber gleich.

Hochglanz, der spiegelt

Der Innovationswille von Herstellerfirmen mit Oberflächenprodukten zeigt immer auch, wie ernsthaft ein Trend ist.

Der deutsche Lackhersteller Mipa SE hat einen Lack auf Polyurethanbasis geschaffen, der einen Festkörperanteil von 75 bis 80 % hat und nach 60 Minuten schleifbar, überlackierbar und sogar polierbar ist. Ein Produkt also speziell für hochwertige Hochglanzoberflächen und alles, was hohe Füllkräfte benötigt.

Industriell lassen sich solche Flächen auch mit Wasserlack und einer UV-Technologie verwirklichen, bei welcher die Strahler durch eine auf den Lack aufgebrachte Folie hindurch diesen aushärten. Durch die Lackart und den Kontakt mit der Folie entsteht eine hochglänzende oder matte Oberfläche.

Laminierter Glanz

Beschichtete Platten haben, im Gegensatz zu HPL-Produkten, ebenso leichte Unebenheiten, die zwar hochglänzend sein können, aber nicht wirklich zum Spiegelglanz taugen wollen. Die Firma Egger mit ihrem Schweizer Sitz in Kriens LU hat für dieses Problem eigens ein Beschichtungsverfahren mit UV-Technologie in Betrieb genommen. Sie ist neu in der Lage, ähnlich wie oben beim Lack beschrieben, diesen speziellen Spiegelglanz und stumpfmatte Flächen zu liefern. Und auch die Kronospan AG in Menznau LU will diese Flächen in naher Zukunft liefern können. Das richtige Produkt am richtigen Ort, und wo möglich mit Holz in seiner Ursprünglichkeit verbunden, wird den Schreiner noch weiter beschäftigen.

www.argolite.chwww.adler-lacke.comwww.mipa-paints.comwww.egger.chwww.kronospan.com

ab

Veröffentlichung: 11. Juni 2015 / Ausgabe 24/2015

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