Die Leitmesse rappelt sich auf

Fachbesucher liessen sich von den neusten Trends und Kreationen inspirieren. Bild: Michi Läuchli

Fachmesse.  Deutschlands grösste Einrichtungsmesse, die IMM Cologne, ist nach drei Jahren wieder zum gewohnten Datum zurückgekehrt. Trotz der abgespeckten Ausstellung gab es in Köln einige spannende Neuheiten zu sehen.

Rund 42 000 Besucher aus 129 Ländern besuchten die IMM Cologne von vergangener Woche. Das ist zwar ein Plus von knapp 50 Prozent gegenüber der «Spring Edition» im Vorjahr, trotzdem liegt die internationale Interior-Messe damit immer noch weit hinter den Besucherzahlen von 2020. Damals strömten noch 128 000 Besucher in die Kölner Messehallen. In 8 Hallen (von 11) zeigten dieses Jahr nun 750 Aussteller aus 42 Ländern auf einer Fläche von 137 000 m² Trends und Produktinnovationen. Die Veranstalter ziehen in der Pressemitteilung ein insgesamt positives Fazit: «Unter dem Leitthema ‹Connecting Communities› trug die IMM Cologne entscheidend dazu bei, die Branche zum Jahresauftakt zu vernetzen. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Industrie und Handel freuen wir uns auf die Fortsetzung der Messe im Januar 2025. Die IMM Cologne bleibt treibende Kraft und Impulsgeberin für die internationale Einrichtungsbranche», so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Kölnmesse. Die Schreinerzeitung war vor Ort und liess sich von aktuellen Trends inspirieren.

Vernetzt an der Messe

Ein Thema der Messe lautete: «Connecting Communities», frei übersetzt etwa «Gemeinschaften verbinden». Das davon abgeleitete Konzept «The Circles» sollte den gemeinschaftlichen Ansatz durch eine Vielzahl an Content- und Eventformaten auf der Messe erlebbar machen. Runde Eventflächen verteilten sich über die gesamte Messe und dienten als dezentrale Treffpunkte für die Teilnehmenden.

Einige Höhepunkte zu sehen

Ein guter Einblick in die Zukunft des Interior-Designs gewährte auch der Designwettbewerb «Pure Talents Contest», der aufstrebende Talente auszeichnet. Der Preis wurde schon zum 20. Mal verliehen und feierte mit über 1000 Einreichungen einen Teilnahmerekord. Dabei schaffte es auch ein Schweizer in die engere Auswahl, so konnte Nils Rollis einstellbarer Raumteiler die Jury überzeugen. Im Fokus der Designs stand die Auseinandersetzung mit nachhaltigen Materialien und zirkulären Produktkonzepten. Der Siegerbeitrag in der Kategorie «Leben und Wohnen in Städten mit wenig Raum» ist das Raumkonzept «MFG Mobile Sauna» von Emil Löber, Sophia Reissenweber und Friedrich Gerlach. Die Gemeinschaftsarbeit wendet das Tiny-House-Prinzip auf einen ungewöhnlichen Raumtypus an: eine mobile Sauna. Parallel zur IMM Cologne fand auch dieses Jahr die «Passagen Interior Design Week» statt. In der Kölner Innenstadt wurde ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm mit rund 150 Ausstellungen in zahlreichen Showrooms, Galerien, Einrichtungshäusern, Kultureinrichtungen, Museen und Hochschulen geboten.

Trends und Innovationen

Die Einrichtungsmesse zeigte, dass Flexibilität, nachhaltige Ästhetik, Natur als Inspiration sowie minimalistische Gestaltung im Trend liegen. Im Homeoffice verschmelzen die Grenzen zwischen Wohn- und Arbeitsbereich zunehmend. Die Firma Girsberger aus Bützberg BE bietet mit «La Punt» ein Sideboard an, das sich dank aufklappbarer Ablage zum Arbeitstisch umfunktionieren lässt. Das deutsche Unternehmen Balolo produziert smarte PC-Möbel. Dank einem modularen System lassen sich Zubehörteile wie Kopfhörer- oder Handyhalter einfach an den bestehenden Montagepunkten anschrauben und auf die individuellen Bedürfnisse anpassen.

Nachhaltige Ästhetik

Die Einrichtungsbranche setzt verstärkt auf Produktkreisläufe, um die Nutzung und Lebensdauer von Möbeln zu optimieren. Immer mehr bestehen Möbel aus wiederverwendeten Rohstoffen oder Bio-Materialien wie Leder oder PET. Die dänische Firma Umage setzt bei ihren Textilien beispielsweise auf rezyklierte PET-Flaschen und pflanzt für jedes verkaufte Holzmöbel einen Baum. Bei der deutschen Firma Yomei wird unter anderem rezykliertes Leder eingesetzt, Edelstahlbeschläge werden nicht verchromt, sondern aufwendig von Hand poliert. Stapelbar und ebenfalls nachhaltig ist die in Deutschland produzierte «Friday Box» von Michael Vitz. Sie ist faltbar, in zwei Grössen erhältlich und wird in einer Behindertenwerkstatt hergestellt.

Stabil und langlebig und damit ebenso nachhaltig ist die neue Gartenlounge «Iconic» der Firma Willisau Group aus Willisau LU. Das rostfreie Chromstahlgestell wird in der werkseigenen Schlosserei hergestellt, die Polster sind wasserabweisend und wetterfest.

Natur als Inspirationsquelle

Themen wie Nachhaltigkeit, Kreislauffähigkeit und Langlebigkeit beeinflussen nicht nur die Auswahl der Möbel, sondern prägen auch deren Farben und Formen. Natürliche Farbtöne wie Algen- oder Erdfarben sind derzeit angesagt, was sich auch bei der Auswahl der Textilien an den jeweiligen Ausstellerständen zeigte. Viele Hersteller setzen auf sanftes Grün, warme Orangetöne oder dezentes Braun.

Nicht nur von der Natur inspiriert, sondern ganz natürlich sind die Produkte der Firma Freund aus Berlin. Die von Hand gepflückten Moose und geschälten Korkrinden lassen sich auf Trägerplatten montieren und fungieren so als Akustikelement. Neu sind die Blütenbilder aus Hortensien. Sie werden gesteckt auf einer MDF-Platte geliefert.

Zurück zur Einfachheit

Ebenso zeigt sich der Wunsch nach Reduktion in der Einrichtung: Neue Möbel setzen verstärkt auf das Prinzip des Weglassens. Durch ihre kompakten Masse und schlichten Formen finden grazile und minimalistische Stühle, Tische und Sofas überall ihren Platz. Minimalistisches Design steht nicht nur für Zurückhaltung, sondern auch für zeitlose Eleganz. Ein positiver Nebeneffekt ist die Ressourceneinsparung ohne Abstriche bei der Qualität.

Die Firma Rodam setzt mit ihrem Sekretär «Arkus» auf schlichte Linien und eine abgerundete Form samt integrierter Lichtleiste, und USB-Anschlüsse runden die obere Kante wortwörtlich ab, weitere Möbel zeichnen sich ebenso durch abgerundete Ecken aus. Die Redwood Manufaktur, ein Fünf-Mann-Betrieb aus Dresden, zeigte einen Tisch, an dem die Beine gleichzeitig einen umlaufenden Rahmen bilden. Simpel und aufs Minimum reduziert, dennoch jederzeit erwei-terbar und zerlegbar ist das patentierte Möbelbausystem «Otl+» von Fünfgeld. Der Betrieb aus Badenweiler (D) stellt die Möbel aus Holzresten her, die normalerweise wegen ihrer zu kurzen Länge im Holzhandel nicht mehr verwendet werden können. Böden und Seiten lassen sich mit den Druckgussteilen einfach verbinden und zusammenschrauben.

www.imm-cologne.de

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 25. Januar 2024 / Ausgabe 4/2024

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