Die Möbel sind fertig


Die Arbeit ist beendet. Die Kandidaten schauen sich die Möbel an. Fotos gehören auch dazu. Bild: Thi My Lien Nguyen
Die Arbeit ist beendet. Die Kandidaten schauen sich die Möbel an. Fotos gehören auch dazu. Bild: Thi My Lien Nguyen
Schreinermeisterschaften. Mit dem zweiten Tag an den Schweizermeisterschaften an der HF Bürgenstock ist die Kategorie Möbel zu Ende gegangen.
Bis zum Schlusspfiff wurde gearbeitet. Es wurde nochmals hektisch in der Werkstatt. Die 14 Stunden für die Disziplin Möbelschreinerin/Möbelschreiner waren am Freitagabend an den Schweizermeisterschaften der Schreiner aufgebraucht. Schon nach dem Mittag war zu sehen, dass es für alle ein Kraftakt wird. Auf den ersten Blick sehen die neun Objekte gut aus. Doch nicht alle wurden fertig.
«Mir haben etwa zehn Minuten gefehlt», resümiert Severin Bichsel aus Frauenfeld TG etwas frustriert. «Aber was solls. Zwei Tage sind um, morgen geht's weiter.» Sein Möbel findet er ganz okay. «Die Zeit ist zu knapp geworden, ich konnte das Möbel nicht fertig verputzen», sagt Jonas Bleiker aus Guntershausen bei Berg TG. «Die Aufgabe war sehr anspruchsvoll. Für den Moment bin ich etwas frustriert.»
Das Bewerten ist eine genaue und anspruchsvolle Angelegenheit. Tobias Hugentobler, der Chefexperte Möbelschreiner beim Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM), hat das Aufgabenstück entworfen und auch die Bewertungspunkte genau aufgeschlüsselt. Insgesamt 122 Punkte hat er definiert. Die Hauptbewertungspunkte sind: Masse, Materialverbrauch, Arbeitsablauf, das Reissen, die Verbindungen vor und nach dem Leimen, die Beschläge, die Funktionen, das Schleifen, die Qualität der Oberflächen und des Kantenbrechens sowie das Furnierbild. «All diese Punkte sind noch detaillierter unterteilt», sagt er. «Insgesamt werden 100 Punkte vergeben.»
Während des Wettkampfs werden die Verbindungen von jeweils zwei Experten genau angeschaut, bevor sie verleimt werden. «Für die Bewertungen stehen Karten mit den Zahlen Null bis Drei zur Verfügung», erklärt Hugentobler. «Jeder Experte entscheidet für sich, wie viele Punkte er geben will. Und beide zeigen ihre Note gleichzeitig. So kann der Durchschnitt auch eine halbe Note ergeben.» Beim Möbelwettkampf sind Samanta Kämpf, Sven Bürki, Bruno Zindel und Daniel Kunz als Experten im Einsatz.
«Wenn eine Arbeit wirklich gut ist, dann sollen und dürfen die Experten die Höchstnote geben. Sie müssen diese nicht spärlich vergeben», sagt Hugentobler. Und null Punkte kommen halt auch immer wieder mal vor, wenn etwas nicht oder schlecht ausgeführt worden ist. Wenn es ein Kandidat verpasst, seine Verbindungen vorzuzeigen, gehen ihm Punkte verloren. «Die Teilnehmer erhalten einen Plan, auf dem genau eingezeichnet ist, welche Arbeitsschritte wir sehen wollen.»
Das System sei sehr fair, findet Hugentobler. Schwierigere Arbeitsschritte erhalten mehr Punkte als weniger anspruchsvolle. Und von allen Bewertungen vor dem Verleimen werden immer noch separat die Sauberkeit und Genauigkeit angeschaut. «Jede einzelne Bewertung macht dann nicht so viel aus. Wenn mal etwas schief läuft, ist für den Kandidaten noch nicht alles verloren.»
Nicole D'Orazio
Veröffentlichung: 06. November 2020