Die perfekte Vorbereitung für die Abschlussarbeit

Das Möbel für den Lernenden-Wettbewerb hat Vera Krüttli aus Amerikanischem Nussbaum hergestellt. Bild: Vera Krüttli

63 Lernende haben beim Wettbewerb des VSSM Aargau Ende 2024 ein Projekt eingereicht. Das Thema lautete «In the box», wobei das Objekt in eine Kartonschachtel mit den Massen 500 × 500 × 1000 mm passen und so angeliefert werden musste. Vor Ort durfte man es nur mit Handwerkzeugen zusammenbauen, Invis war als Ausnahme erlaubt. Eine Teilnehmerin war Vera Krüttli, die ein spezielles Beistellmöbel herstellte.

Wie bist du dazu gekommen, beim Wettbewerb mitzumachen?

Vera Krüttli: Also eigentlich habe ich nicht ganz freiwillig mitgemacht (lacht). Mein Betrieb hatte schon zu Lehrbeginn gesagt, dass sie es gerne haben, wenn ihre Lernenden beim Wettbewerb mitmachen. Zuerst war ich nicht so begeistert, aber schliesslich ist es halt die perfekte Vorbereitung für die IPA, bei der man auch ein Möbel planen und produzieren muss.

Das heisst, du hast dein Möbel von A bis Z selbst gemacht?

Ja, vom Planzeichnen über das Materialbestellen – bei dem ich etwas Hilfe hatte – bis zur Produktion habe ich alles selbst gemacht.

War die Vorgabe schwierig, dass das Möbel in die Box passen musste?

Ich hatte recht viele Ideen. Aber das Thema schränkte mich dann halt schon ein, weil ich eigentlich etwas Grosses machen wollte wie einen Schrank oder einen Tisch.

Für was hast du dich dann entschieden?

Schliesslich machte ich ein Vitrinenschränkli, weil es mir auch wichtig war, dass ich am Ende etwas vom Möbel habe und es brauchen kann.

Warum hast du dich für Amerikanischen Nussbaum entschieden?

Es war mir klar, dass ich etwas in dunklerem Holz haben möchte. Mein Oberstift machte seine Abschlussarbeit auch mit Amerikanischem Nussbaum, und es hat mir sehr gefallen. Ich finde es vor allem cool, weil das Holz bei der Verarbeitung noch völlig anders ausschaut und nach dem Ölen so angefeuert wird.

Und wie hast du das Möbel im Detail gemacht?

Die Seitenteile, der Boden und die Abdeckung sind aus furnierten Spanplatten mit Massivholzkanten. Das Rähmli ist aus Massivholz, aber überfurniert, damit es gleich ausschaut wie der Rest vom Möbel. Die Füsse sind auch aus Massivholz.

Gab es Schwierigkeiten beim Herstellen?

Die Füsse habe ich an der Kantenschleifmaschine geschliffen, das war noch herausfordernd, und mein Fingernagel hat etwas gelitten dabei. Die Schublade wollte ich zuerst mit einem Vollauszug machen. Dann habe ich mich aber aus Platzgründen für Lauf- leisten und Streifleisten entschieden.

Wie bist du zum Beruf als Schreinerin gekommen?

Zuerst fing ich mit einer Lehre als Forstwartin an. Die Stelle hatte ich schon relativ früh zugesagt bekommen. Nach dem Start der Lehre hatte ich aber schnell gemerkt, dass es doch nicht mein Beruf ist, und habe die Lehre nach ein paar Wochen abgebrochen. Weil der Vater einer damaligen Kollegin eine Schreinerei hat, bei der eine andere Kollegin von mir und auch ein ehemaliger Mitschüler aus der Oberstufe die Ausbildung machten, kam ich auf den Beruf.

Wie kamst du zur Schreinerei Wefi GmbH?

Ich konnte im Dezember 2021 im Betrieb reinschnuppern und habe dann gleich ein halbes Jahr vor Lehrbeginn noch ein Praktikum absolviert. Die Lehre habe ich im Sommer 2022 gestartet.

Arbeitest du nur auf Montage?

Nein, ich bin auch in der Werkstatt. Es ist halt je nach Auftrag verschieden, ob ich auf Montage bin oder in der Werkstatt arbeite.

Darfst du die Arbeiten auch selbst ausführen?

Weil ich halt nicht so viel im Geschäft bin, gibt es nicht so viel, was ich selbst machen kann. Aber zwischendurch gibt es immer wieder Aufträge, die ich selbst machen kann. Ich finde es cool, dass unser Geschäft schaut, dass wir möglichst früh relativ selbstständig Arbeiten machen können. Es gibt Tage, da bekomme ich die Pläne und das CNC-bearbeitete Material und baue damit eine Küche.

Kannst du schon alle Maschinen benutzen?

Die Maschinen bediene ich schon alle, ausser das CNC-Bearbeitungszentrum. Das kommt jetzt bald dran. Nächsten Monat haben wir den CNC-Kurs, und dann darf ich wahrscheinlich auch anfangen, selbst die CNC zu bedienen.

www.wefi.ch

Interview mit
Vera Krüttli (20) aus Schneisingen im Kanton Aargau. Bei der Wefi GmbH in Bad Zurzach absolviert sie gerade das dritte Lehrjahr als Schreinerin EFZ. Die Berufsschule besucht sie in Lenzburg AG.

In ihrer Freizeit schraubt sie sehr gerne gemeinsam mit ihrem Freund an dessen Auto, einem Audi A4 h. Dabei lässt sich die Aargauerin viel von ihm beibringen und lernt, wie man was repariert und wie die Technik am Auto funktioniert. Auch ist sie gerne mit dem Auto unterwegs und besucht Freunde.

 

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 06. Februar 2025 / Ausgabe 6/2025

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